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Wenn also die Geschöpfe durch Willen S. 327 und Beschluß ins Dasein traten und die ganze Schöpfung durch den Willen entstanden ist, ferner auch Paulus durch Gottes Willen zum Apostel berufen wurde1, sowie unsere Berufung nach Beschluß und Willen erfolgt2 , alles aber durch das Wort geworden ist, so ist dieses außerhalb dessen, was durch den Willen entstanden ist. Ja es ist vielmehr selbst des Vaters lebendiger Ratschluß, in dem dies alles entstanden ist, in dem auch der hl. David im 72. Psalm seinen Dank aussprach: „Du hieltest meine rechte Hand, und in Deinem Rate führtest Du mich“3 . Wie kann nun das Wort als des Vaters Ratschluß und Wille selbst durch Wille und Entschluß wie jeder andere ins Dasein treten? Sie müßten denn nur, wie gesagt, in ihrer Raserei behaupten, es sei durch sich selbst oder durch irgendeinen andern entstanden. Wo ist also der, durch den er entstanden ist? Sie sollen sich ein zweites Wort erdichten, Valentin4 nachbeten und einen andern Christus nennen. Denn in der Schrift kommt er nicht vor. Aber wenn sie ihn auch erdichten, so entsteht jedenfalls auch jener wieder durch einen andern. Wenn wir nun so weiterschließen und die Folgerungen ziehen, so finden wir, daß die vielköpfige Häresie der Gottlosen auf Vielgötterei und maßlosen Wahnsinn hinausläuft, indem sie den Sohn als Geschöpf und aus Nichtseiendem entstanden wissen wollen. So bringen sie in anderer Weise dasselbe zum Ausdruck, indem sie nämlich Entschluß und Wille vorschützen, wovon man wohl bei den entstandenen und geschaffenen Wesen mit Grund redet. Ist es nun nicht gottlos, auf den Schöpfer zu übertragen, was den entstandenen Wesen zukommt? Oder ist es nicht gotteslästerlich, zu behaupten, der Wille sei vor dem Worte im Vater? Denn wenn im Vater der Wille vorangeht, dann spricht der Sohn nicht die Wahrheit, wenn er sagt: „Ich bin im Vater“5. Oder wenn auch Er im Vater ist, so wird er doch als zweiter zu denken sein, S. 328 und er konnte nicht gut sagen: „Ich bin im Vater“, da ja vor ihm der Wille ist, in dem alles entstanden ist, und in dem auch Er nach eurer Ansicht ins Dasein trat. Denn wenn er sich auch in der Herrlichkeit unterscheidet, so ist er doch immerhin einer von denen, die kraft des Willens entstehen. Aber, wenn dem so ist, so fragen wir wie schon früher: Wie ist dann der eine der Herr und sind die andern die Knechte? Doch Herr über alles ist ersterer, weil er mit der Herrschaft des Vaters vereinigt ist. Und die Kreatur ist jedenfalls in Knechtschaft, weil sie außerhalb der Einheit mit dem Vater steht und, da sie einmal nicht war, geworden ist.