58.
Sieh also, den entstandenen Dingen kommt es zu gemacht zu werden, und diese nennt er Geschöpfe. Wo er aber vom Sohne redet, spricht er nicht von einer „Erschaffung“ und nicht von einem „Entstehen“, sondern von „ewig“, „König“ und „Schöpfer sein“, wenn er sagt: „Dein Thron, o Gott, steht in Ewigkeit“1 und: „Du hast, o Herr, im Anfang die Erde gegründet, und die Werke Deiner Hände sind die Himmel. Sie werden vergehen, Du aber bleibst“2. Daraus könnten auch sie, wenn sie wollten, sehen, daß etwas anderes der Schöpfer, etwas anderes die Geschöpfe sind, und daß ersterer Gott ist, letztere aber entstanden und aus Nichtseiendem gemacht sind. Denn wenn es an dieser Stelle heißt: „Sie werden vergehen“, so sagt er dies nicht, als ob die Schöpfung dem Untergang anheimfallen würde, sondern um am Ausgang die Natur der entstandenen Dinge3 zu zeigen. Denn was vergehen kann, ist, wenn es auch dank der Huld dessen, der es erschaffen hat, nicht vergeht, doch aus Nichtseiendem geworden und bezeugt damit selbst, daß es einmal nicht war. Also deshalb, weil diese Dinge eine solche Natur haben, heißt es vom Sohne: „Du aber bleibst“, um seine Ewigkeit zu zeigen. Denn da er nicht wie das Gewordene „vergehen“ kann, vielmehr die Macht hat, immer zu bleiben, so paßt es nicht, von ihm zu sagen: „Er war nicht, bevor er gezeugt wurde“. Vielmehr ist ihm eigen, immer zu sein und zugleich mit dem Vater zu bleiben. Wenn nun der Apostel S. 103 im Brief an die Hebräer das nicht geschrieben hätte, so würden fürwahr seine übrigen Briefe und die ganze Heilige Schrift es ihnen verwehren, etwas Derartiges vom Worte zu denken. Da er es aber selbst geschrieben hat, und schon oben bewiesen worden ist, daß der Sohn eine Zeugung aus der Substanz des Vaters ist, Er der Schöpfer, das übrige aber von ihm geschaffen, Er Abglanz, Wort, Bild und Weisheit des Vaters, die entstandenen Dinge aber irgendwie unter der Dreiheit stehen und dienen, so ist der Sohn andersartig und anderen Wesens als die entstandenen Dinge; ja er ist vielmehr der Substanz des Vaters eigen und natureins mit ihm. Denn deshalb hat auch der Sohn selbst nicht gesagt: „Der Vater ist vorzüglicher als ich“, damit man nicht meine, er sei der Natur des Vaters fremd, sondern er sagte „größer“4, nicht mit Bezug auf eine bestimmte Größe oder Zeit, sondern wegen seiner Geburt aus dem Vater selbst. Und er hat auch mit den Worten „Er ist größer“ wieder die Eigenheit der Substanz angezeigt5.