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Umlaufschreiben des heiligen Athanasius, Bischofs von Alexandrien. (BKV)
1.
S. 42 Allen Mitdienern aller Orten, den geliebten Herrn, entbietet Athanasius seinen Gruß in dem Herrn.
Hart zwar und unerträglich sind die Unbilden, welche wir erduldet haben, und sie können nicht in ihrer ganzen Größe aufgezählt werden. Damit aber das Schreckliche dessen, was sich zugetragen hat, schneller erkannt werden könne, fand ich es für gut, eine Geschichte1 aus den Schriften anzuführen. Als einst ein Levite hinsichtlich seines Weibes mißhandelt wurde, und die gräßliche Schandthat beherzigte, (denn das Weib war eine Hebräerin und aus dem Stamme Juda,) und erschüttert ward durch das gegen ihn gewagte Verbrechen; so theilte er, wie die göttliche Schrift der Richter erzählt, das Weib in Stücke und schickte diese an alle Stämme Israels, auf daß man diese Beleidigung nicht als eine ihm allein, sondern als eine Allen gemeinschaftlich zugefügte ansehen möchte, und daß sie, wenn sie mit ihm Bedauern hätten, ihn rächen, wenn sie es aber ausser Acht lassen würden, sich am Ende selbst als die Uebelthäter schämen möchten. Die Gesandten brachten die Nachricht von dem Vorfalle; jene aber sprachen, als sie dieses hörten und sahen, etwas solches sey nie geschehen, seit dem Tage, als die Söhne Israels heraufzogen aus Aegypten. Nun geriethen alle Stämme Israels in Bewegung, und alle traten zusammen, als wäre ihnen selbst die Beleidigung zugefügt S. 43 worden, gegen die Urheber dieser Schandthat. Und am Ende wurden jene Verbrecher im Kriege überwunden und von Allen verflucht. Denn die Versammelten sahen nicht auf die Verwandtschaft, sondern hatten nur das Verbrechen vor Augen. Ihr kennet die Geschichte, Brüder, und was in der Schrift genau darüber aufgezeichnet ist; denn ich will nicht mehr darüber anführen, weil ihr die Schrift kennet, und ich gezwungen bin, euerer Gutherzigkeit Dinge kund zu thun, welche weit schrecklicher sind, als jene. Denn ich erinnerte an diese Geschichte deßwegen, damit ihr die damaligen Begebenheiten mit den jetzigen vergleichen, und nach der Erlangung der Ueberzeugung, daß diese jene an Grausamkeit übertreffen, in einen größern Unwillen gerathen möchtet, als einst jene gegen die Verbrecher. Denn das, was gegen uns verübt wurde, übertrifft selbst die Bitterkeit der Verfolgungen, und das Unglück des Leviten ist im Vergleiche mit dem, was jetzt gegen die Kirche gewagt worden ist, nur unbedeutend; ja es ist vielmehr auf der Erde nie etwas dergleichen gehört worden, und nie hat Jemand solche Uebel erfahren. Denn damals wurde nur ein einziges Weib mißhandelt, und nur ein einziger Levite erlitt eine Gewaltthätigkeit; jetzt aber ist gegen die ganze Kirche Unrecht verübt, und der Priesterstand ist mißhandelt worden, und, was noch größer ist, die Gottseligkeit wird von der Gottlosigkeit verfolgt. Damals wurde ein jeder Stamm bei dem Anblicke des Stückes eines Einzigen Weibes von Schauder ergriffen; jetzt aber sieht man die von einander gerissenen Glieder der ganzen Kirche, und die Abgeordneten, welche theils zu euch, theils zu Andern gesandt worden sind, und die Schmach und Ungerechtigkeit, welche sie gelitten haben, erzählen. Setzet also auch ihr euch in Bewegung, ich beschwöre euch, nicht als wenn nur uns allein, sondern als wenn auch euch Unrecht zugefügt worden wäre; und ein Jeder leiste, als litte er selbst dabei, Hülfe, damit nicht in Kurzem die kirchlichen Canone und der Glaube der Kirche zu S. 44 Grunde gehen. Denn Beide schweben in Gefahr, wenn nicht Gott durch euch die schlimmen Folgen jener Verbrechen schnell beseitiget, und wenn der Kirche nicht Recht zu Theil wird. Denn nicht erst jetzt sind die Canone und Vorschriften den Kirchen gegeben, sondern von unsern Vätern sind sie richtig und standhaft überliefert worden; und nicht erst jetzt hat der Glaube angefangen, sondern von dem Herrn ist er mittelst der Jünger auf uns gekommen. Damit also das, was von alten Zeiten her bis auf uns in den Kirchen beobachtet worden ist, in den jetzigen Tagen nicht verloren gehe, und über das uns Anvertraute nicht Rechenschaft von uns gefordert werde, erhebet euch, Brüder, als Verwalter der Geheimnisse Gottes, da ihr Andere dieselben an sich reißen sehet. Das Weitere aber werdet ihr von den Ueberbringern des Schreibens erfahren; in Kürze aber es euch anzuzeigen, beeilte auch ich mich, damit ihr in Wahrheit einsehet, daß noch nie etwas solches gegen die Kirche verübt wurde, seit dem Tage, an welchem der Heiland vor seiner Himmelfahrt den Jüngern den Auftrag gab:2 „Gehet hin, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes.“
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Circular Letter
§1.The whole Church affected by what has occurred.
P. 92 Our sufferings have been dreadful beyond endurance, and it is impossible to describe them in suitable terms; but in order that the dreadful nature of the events which have taken place may be more readily apprehended, I have thought it good to remind you of a history out of the Scriptures. It happened that a certain Levite 1 was injured in the person of his wife; and, when he considered the exceeding greatness of the pollution (for the woman was a Hebrew, and of the tribe of Judah), being astounded at the outrage which had been committed against him, he divided his wife’s body, as the Holy Scripture relates in the Book of Judges, and sent a part of it to every tribe in Israel, in order that it might be understood that an injury like this pertained not to himself only, but extended to all alike; and that, if the people sympathised with him in his sufferings, they might avenge him; or if they neglected to do so, might bear the disgrace of being considered thenceforth as themselves guilty of the wrong. The messengers whom he sent related what had happened; and they that heard and saw it, declared that such things had never been done from the day that the children of Israel came up out of Egypt. So every tribe of Israel was moved, and all came together against the offenders, as though they had themselves been the sufferers; and at last the perpetrators of this iniquity were destroyed in war, and became a curse in the mouths of all: for the assembled people considered not their kindred blood, but regarded only the crime they had committed. You know the history, brethren, and the particular account of the circumstances given in Scripture. I will not therefore describe them more in detail, since I write to persons acquainted with them, and as I am anxious to represent to your piety our present circumstances, which are even worse than those to which I have referred. For my object in reminding you of this history is this, that you may compare those ancient transactions with what has happened to us now, and perceiving how much these last exceed the other in cruelty, may be filled with greater indignation on account of them, than were the people of old against those offenders. For the treatment we have undergone surpasses the bitterness of any persecution; and the calamity of the Levite was but small, when compared with the enormities which have now been committed against the Church; or rather such deeds as these were never before heard of in the whole world, or the like experienced by any one. For in that case it was but a single woman that was injured, and one Levite who suffered wrong; now the whole Church is injured, the priesthood insulted, and worst of all, piety 2 is persecuted by impiety. On that occasion the tribes were astounded, each at the sight of part of the body of one woman; but now the members of the whole Church are seen divided from one another, and are sent abroad some to you, and some to others, bringing word of the insults and injustice which they have suffered. Be ye therefore also moved, I beseech you, considering that these wrongs are done unto you no less than unto us; and let every one lend his aid, as feeling that he is himself a sufferer, lest shortly ecclesiastical Canons, and the faith of the Church be corrupted. For both are in danger, unless God shall speedily by your hands amend what has been done amiss, and the Church be avenged on her enemies. For our Canons 3 and our forms were not given to the Churches at the present day, but were wisely and safely transmitted to us from our forefathers. Neither had our faith its beginning at this time, but P. 93 it came down to us from the Lord through His disciples 4. That therefore the ordinances which have been preserved in the Churches from old time until now, may not be lost in our days, and the trust which has been committed to us required at our hands; rouse yourselves, brethren, as being stewards of the mysteries of God 5, and seeing them now seized upon by others. Further particulars of our condition you will learn from the bearers of our letters; but I was anxious myself to write you a brief account thereof, that you may know for certain, that such things have never before been committed against the Church, from the day that our Saviour when He was taken up, gave command to His disciples, saying, ‘Go ye and make disciples of all nations, baptizing them in the name of the Father, and of the Son, and of the Holy Ghost 6.’