1. Antwort
Offenbar ist die Enthaltsamkeit nothwendig. Erstens, weil der Apostel die Enthaltsamkeit zu den Früchten des Geistes zählt, dann aber auch sagt, daß durch sie unser S. 90 Dienst tadellos werde, und zwar: „In Mühen, in Nachtwachen, in Fasten, in Keuschheit“1 und an einer andern Stelle: „In Mühseligkeit und Elend, in öfterem Wachen,“2 und ferner: „Ein Jeder, der sich im Wettkampfe übt, enthält sich von Allem.“3 Die Unterordnung des Leibes und dessen Dienstbarkeit wird aber durch Nichts so sehr herbeigeführt als durch die Enthaltsamkeit. Denn die Hitze der Jugend und die schwer zu bezähmenden Leidenschaften werden durch die Enthaltsamkeit wie durch einen Zügel gebändigt. „Denn dem Thoren frommet Wohlleben nicht,“4 sagt Salomo. Was ist aber thörichter als behäbiges Fleisch und eine herumschweifende Jugend? Daher sagt der Apostel: „Und pfleget der Sinnlichkeit nicht zur Erregung der Lüste;“5 und: „Die, welche in Wollüsten lebt, ist lebendig todt.“6 Zugleich zeigt uns auch das Beispiel des reichen Schwelgers, daß uns die Enthaltsamkeit nothwendig sei, damit wir nicht hören, was der Reiche gehört hat: „Du hast dein Gutes in deinem Leben empfangen.“7