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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Basile de Césarée (330-379) Epistulae Ausgewählte Briefe (BKV)
LXXVI. (Mauriner-Ausgabe Nr. 243) An die Bischöfe Italiens und Galliens über den Zustand und die Verwirrung der Kirchen

2.

Eine Verfolgung ist über uns hereingebrochen, ehrwürdigste Brüder, und zwar die heftigste der Verfolgungen. Die Hirten werden verfolgt, damit die Herden zerstreut werden. Und das Schlimmste dabei ist, daß die Gequälten die Leiden nicht im Bewußtsein eines Martyrers tragen, noch das Volk die Kämpfer als Martyrer verehrt, weil die Verfolger den Namen ‚Christen‘ tragen. Ein Verbrechen, das jetzt furchtbar geahndet wird, ist die gewissenhafte Beobachtung der Traditionen S. 300 der Väter. Deshalb werden die Gottesfürchtigen aus der Heimat verstoßen und in die Einöden verbannt. Nicht das graue Haar wird von den Richtern der Ungerechtigkeit geachtet, nicht die Ausübung der Religion, nicht der Wandel nach dem Evangelium, dem man von Jugend an bis ins Greisenalter treu geblieben. Sonst wird kein Missetäter ohne Prozeß verurteilt; die Bischöfe aber werden auf bloße Verleumdung hin gefangen gesetzt und ohne irgendeine Beweisführung für die Anklagen den Strafen überantwortet. Einige sind sogar, ohne ihre Ankläger kennen gelernt noch die Gerichtshöfe gesehen zu haben, ja ohne überhaupt verleumdet worden zu sein, mitten in der Nacht gewaltsam fortgeschleppt1, über die Grenze gejagt und infolge der Entbehrungen in der Einöde dem Tode preisgegeben worden. Die Folgen davon sind allbekannt, wenn wir sie auch verschwiegen: die Flucht der Priester, die Flucht der Diakonen und die Verheerung des ganzen Klerus. Denn man muß entweder das Bild anbeten oder die furchtbaren Flammen der Strafen gewärtigen2. Ein Seufzen des Volkes und unaufhörliches Weinen zu Hause und auf den Straßen, da alle einander ihre Leiden klagen. Denn niemand hat ein so steinernes Herz, daß er, des Vaters beraubt, die Verwaisung gleichgültig erträgt. Klagetöne in der Stadt, Klagetöne auf dem Lande, auf den Straßen und in den Einöden! Nur eine Stimme des Jammers und der Trauer allüberall! Verschwunden ist Freude und Fröhlichkeit des Herzens. In Trauer verwandelt sind unsere Feste, geschlossen die Bethäuser, die Altäre ohne geistlichen Dienst. Nicht mehr versammeln sich die Christen, nicht mehr führen Lehrer den Vorsitz; es gibt keine Heilsunterweisungen mehr, keine festlichen Versammlungen, keine nächtlichen Lobgesänge, nicht mehr jenes selige Frohlocken der Seelen, das bei den Gottesdiensten und der Teilnahme an den geistigen Gaben3 in den Seelen derer aufsteigt, die an den Herrn glauben. Uns S. 301 steht es an, zu sagen: „Wir haben in dieser Zeit weder einen Fürsten noch einen Propheten, noch einen Führer, noch ein Opfer, noch ein Rauchwerk, noch einen Ort, wo wir vor dem Angesichte des Herrn opfern und Barmherzigkeit finden können4.


  1. Z. B. Eusebius von Samosata. ↩

  2. Vgl. Dan. 3, 10. ↩

  3. ἐπὶ ταῖς συνάξεσι καὶ τῇ κοινωνίᾳ τῶν πνευματικῶν χαϱισμάτων [epi tais synaxesi kai tē koinōnia tōn pneumatikōn charismatōn]. ↩

  4. Dan. 3, 38. 39. ↩

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