2.
Auch das bewundere ich an Dir, daß Du den Zwist der Brüder auf dem Ölberge schmerzlich empfindest und wünschest, daß es unter ihnen zu einer Verständigung komme. Sodann gefiel mir auch das, daß Dir nicht entging, was von einigen ausgeheckt wurde und unter den Brüdern Unruhe erregte, daß vielmehr auch dieser Erscheinung Deine Besorgnis galt. Aber das entsprach meines Erachtens nicht mehr Deiner Weisheit, daß du die Besserung solcher Verhältnisse uns übertrügest, Menschen, die nicht von der Gnade Gottes geleitet sind, da wir in Sünden leben, die wir keine Rednergabe besitzen, weil wir uns von den profanen Wissenschaften geflissentlich weggewandt haben, und die wir in den Lehren der Wahrheit noch nicht genügend beschlagen sind. Wir haben daher unsern geliebten Brüdern auf dem Ölberge, unserm Palladius1 und dem Italer Innozentius2, auf ihr Schreiben an uns bereits geantwortet, und zwar das, daß wir zum nizänischen Glaubensbekenntnis nichts hinzufügen können, auch nicht das Geringste, mit Ausnahme der Doxologie auf den Hl. Geist; denn diesen Punkt haben unsere Väter nur so im Vorübergehen erwähnt, da diese Streitfrage damals noch nicht angeregt worden war. Die Lehrmeinungen über die Menschwerdung des Herrn aber, die mit diesem Bekenntnisse verwoben werden, haben wir, weil zu hoch für unsere Fassungskraft, weder unter sucht noch angenommen. Wir sagten uns, sobald wir einmal über das bloße Glaubensbekenntnis hinaus etwas anregen, würden wir kein Ende der Formeln mehr S. 308 finden, da uns der Widerspruch immer weiter führe, und wir würden mit der Einführung neuer Formeln nur die Seelen der Einfältigen verwirren.