1.
S. 1 I. Rede.
Das hl. Osterfest. Erwähnung der eigenen Zaghaftigkeit1.
Tag der Auferstehung! Ein günstiger Anfang! Lassen wir unser Licht leuchten am Festtage! Umarmen wir einander! Bezeichnen wir als Brüder auch die, welche uns hassen, und selbstverständlich die, welche aus Liebe gearbeitet und gelitten haben! Fügen wir uns in allem der Auferstehung! Verzeihen wir einander! Ich verzeihe euch die süße Gewalttat, die ich jetzt erwähnen muß, und ihr, die süßen Gewaltmenschen, verzeiht, wenn meine Zaghaftigkeit euren Tadel erregte; denn sie ist ja besser und Gott lieber als die Voreiligkeit anderer. Es ist nämlich gut, sowohl einige Zeit sich Gott zu entziehen, wie es der bekannte Moses seinerzeit getan hat2 und später Jeremias3, als auch bereitwillig gleich Aaron4 und Isaias5 dem Rufe Gottes zu folgen, wenn nur beides in Gott wohlgefälliger Weise geschieht: das eine um der eigenen Schwäche willen, das andere wegen der Macht des Rufenden.
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Die Rede ist am Osterfeste 362 oder 363 zu Nazianz gehalten worden. Kurz zuvor war Gregor aus dem Pontus zurückgekehrt, wohin er aus Erbitterung darüber geflohen war, daß er gegen seinen Willen, nur auf Wunsch der Gemeinde von Nazianz von seinem Vater zum Priester geweiht wurde. Auf die Zaghaftigkeit, die priesterlichen Aufgaben zu übernehmen, nimmt diese Rede, welche der Anfang seiner priesterlichen Tätigkeit ist, Bezug. ↩
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Exod. 4, 13. ↩
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Jer. 1, 6. ↩
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Exod. 4, 27. ↩
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Is. 6, 8. ↩