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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Nazianze (329-390) Orationes XLV Reden (BKV)
VIII. Rede

19.

[Forts. v. S. 246 ] So verlief das Leben Gorgonias. Ziemlich viel mußten wir übergehen, da unserer Rede Grenzen gesetzt sind und da wir nicht unmäßig im Loben erscheinen möchten. Wir würden uns aber wohl an ihrem heiligen, herrlichen Tode versündigen, wenn wir nicht noch der Schönheiten ihrer Sterbestunde gedenken würden, zumal sie so sehnsüchtig nach dem Tode verlangt hatte. Ich werde mich in meinem Berichte so kurz wie möglich fassen. Gorgonia verlangte aufgelöst zu werden, da sie großes Vertrauen auf den setzte, der sie rief; bei Christus zu sein1, war ihr mehr als alles auf der Welt. Mag einer noch so verliebt und zügellos sein, er kann den Körper nicht so lieben, wie Gorgonia, nachdem sie die irdischen Ketten abgeworfen und den Schmutz, in dem wir leben, überschritten hatte, den Guten liebte, dem sie in reiner Liebe ergeben war und den sie als Geliebten, bzw. sie als seine Geliebte völlig aufgenommen hatte, der uns jetzt aber nur mit wenigen Strahlen erleuchtet und von dessen Erkenntnis wir noch ausgeschlossen sind. In diesem ihrem edlen, erhabenen Verlangen wurde sie auch nicht getäuscht. Und was noch mehr ist, sie erkannte und genoß den Guten in den vielen schlaflosen Nächten schon im voraus. Auf diese Nächte folgte ein überaus süßer Schlaf und ein einziger Traum, in dem ihr der Tod bestimmt mitgeteilt und selbst der Tag kundgegeben wurde; Gott hatte also dafür gesorgt, daß sie vorbereitet war und nicht zu erschrecken brauchte.


  1. Vgl. Phil. 1, 23. ↩

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