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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Orationes VIII de beatitudinibus Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Sechste Rede: "Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott anschauen."

III

Allein nicht bloß darauf geht der Sinn der Seligpreisung, daß wir aus den Werken auf den Schöpfer schließen können; denn auch die Verständigen dieser Welt sind wohl imstande, auf Grund der Ordnung des Universums die überirdische Weisheit und Macht zu erkennen. Vielmehr will unsere herrliche Seligpreisung alle, die es fassen, zur Einsicht bringen, daß sie das ersehnte Gut noch in anderer Weise sehen werden. Meine Ansicht will ich durch Beispiele erläutern. Ein hohes Gut für das menschliche Leben ist die Gesundheit des Körpers. Doch das Beseligende liegt nicht darin, daß man weiß, was Gesundheit ist, sondern daß man sich im Leben derselben erfreut. Denn wenn jemand die Gesundheit noch so sehr preisen, aber doch ungesunde, schädliche Nahrung zu sich nehmen würde, was würde ihm dann, wenn er von Krankheit aufgerieben wird, aller Lobpreis nützen? Wenden wir dies auf die Frage an, die uns beschäftigt, so drängt sich uns die Einsicht auf, der Herr preise nicht jene selig, S. 214 welche ihn nach irgendeiner Seite erkennen, sondern nur jene, welche ihn besitzen.

„Selig,“ heißt es dann, „die ein reines Herz haben; sie werden Gott anschauen.“ Damit wird dem, dessen Seelenauge gereinigt ist, Gott keineswegs wie ein Bild bloß äußerlich gegenübergestellt, sondern durch die großartige Seligpreisung wird uns jene Wahrheit nahegelegt, die uns das Wort (Gottes) anderwärts deutlicher verkündet, indem es lehrt, daß das Reich Gottes in uns selbst sei (Luk. 17, 21). Hierdurch sollen wir lernen, daß alle, die ihr Herz von allem Bösen und von jeder Leidenschaftlichkeit gereinigt haben, in ihrer eigenen Schönheit das Abbild des göttlichen Wesens sehen. In seiner kurzen Fassung scheint das Wort der Seligpreisung allen ungefähr folgende Mahnung zuzurufen: O ihr Menschen! wenn so manche von euch sich nach der Anschauung Gottes sehnen und wenn ihr doch zugleich höret, daß die göttliche Majestät über die Himmel erhaben ist, ihre Herrlichkeit unbeschreiblich, ihre Schönheit unaussprechlich und ihre Wesenheit unbegreiflich, so lasset euch die Hoffnung nicht rauben, als ob ihr nicht imstande wäret, dieses Gut der Sehnsucht zu schauen. Denn ein bestimmtes Maß von Gotteserkenntnis, wie es dir entspricht, trägst du in dir selbst, indem der Schöpfer jenes hohe Gut gewissermaßen zu einem Bestandteil deiner eigenen Natur gemacht hat; denn Abbilder jener Vollkommenheiten, die seiner Wesenheit selbst zukommen, prägte er dir ein, als er dich erschuf, ähnlich wie man in ein Wachssiegel die Figur des Stempels eindrückt.

Die Sünde jedoch, die sich um die gottähnliche Gestalt legte, hat die Gottesgabe in dir entwertet, weil sie gleichsam mit häßlichen Decken überzogen wurde. Wenn du nun den Schmutz, der sich auf dein Herz gelagert, durch vorsichtigen Wandel wieder wegspülest, so wird dir deine schöne Gottesebenbildlichkeit aufleuchten, wie du es auch am Stahle sehen kannst. Sobald dieser durch den Schleifstein vom Roste, der ihn soeben noch schwärzte, befreit wird, gehen von ihm, sooft du ihn gegen die Sonne hältst, Strahlen und Glanz aus; so wird auch der innere Mensch ― der Herr nennt ihn Herz ―, S. 215 wenn wir ihn vom Rostschmutz, welchen der Moderfraß der Sünde um ihn gelegt hatte, sorgsam reinigen, wieder die Ähnlichkeit mit seinem erhabenen Urbild erlangen und damit wieder gut werden; denn wer dem Guten ähnlich wird, wird sicher auch gut werden.

Wenn ein so Gereinigter auf sich selbst seinen Blick richtet, so sieht er in sich auch den Gegenstand seiner Sehnsucht. Daher kann jeder, der ein reines Herz hat, auf seine eigene Reinheit blickend, in diesem Abbilde das ewige Urbild anschauen. Denn wie die, welche die Sonne im Spiegel sehen, auch wenn sie nicht unverwandten Blickes zum Himmel emporschauen, die Sonne im Glanze des Spiegels fast nicht weniger deutlich sehen, als diejenigen, welche die Sonnenscheibe selbst anschauen, so seid ihr, will er euch zurufen, zwar zu schwach, um das unzugängliche Licht selbst zu schauen; wenn ihr jedoch zu der ursprünglichen, bei der Erschaffung euch verliehenen Gnade der Ebenbildlichkeit mit Gott zurückkehrt, so traget ihr das Gesuchte in euch selbst. Gott ist nämlich Reinheit, Freiheit von Leidenschaft und Abwesenheit jeglicher Sünde; wenn dies in deiner Seele wohnt, so besitzest du auch Gott in dir. Wenn also dein Sinnen und Trachten jegliche Bosheit zurückweist, von aller Leidenschaftlichkeit sich frei bewahrt und jede Befleckung fernehält, so bist du selig zu nennen wegen deiner weitreichenden Sehkraft; denn du kannst das, was der Ungereinigte nicht erschauen kann, infolge deiner Reinigung sehen und es bietet sich dir, nachdem die dicke Finsternis von deinen Seelenaugen hinweggenommen ist, ein beseligender Anblick dar an dem klaren Himmel deines Herzens. Und was erblickst du da? Die Reinheit, die Heiligkeit, die Einfalt ― alles herrliche Abstrahlungen des göttlichen Wesens, in denen also Gott selbst in denselben geschaut werden darf. Und daß es sich so verhalte, können wir nach dem Gesagten nicht in Zweifel ziehen.

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Traductions de cette œuvre
Acht Homilien über die acht Seligkeiten (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung zur Schrift: „Über die Seligpreisungen."

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