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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) De sacerdotio libri 1-6

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Über das Priestertum (BKV)

KAPITEL II.

Willst du also noch mit mir streiten, als ob ich nicht in guter Absicht dich getäuscht hätte? Denn du sollst über alle Güter Gottes gesetzt werden und das nämliche Amt ausüben wie Petrus, von dem der Herr erklärte1, er würde hierin sogar die übrigen Apostel zu übertreffen vermögen, Zu Petrus hat er gesagt: "Liebst du mich S. 120 mehr als diese? Weide meine Schafe!"2 Er hätte ja zu ihm sprechen können: Wenn du mich lieb hast, so übe das Fasten, schlafe auf dem bloßen Boden, halte strenge Nachtwachen, nimm dich an der Bedrängten, werde den Waisen ein Vater 3 und vertritt die Stelle des Mannes bei ihrer Mutter. Nun läßt er das alles beiseite und was sagt er? "Weide meine Schafe!"

Denn die Aufgaben, die ich soeben aufzählte, wären auch viele der Untergebenen zu leisten unschwer imstande, nicht bloß Männer, sondern auch Frauen. Gilt es jedoch4, Vorsteher einer Kirche und mit der Sorge für so viele Seelen betraut zu werden, da muß zunächst vor der Größe einer solchen Aufgabe das ganze weibliche Geschlecht zurücktreten, aber auch die Mehrzahl der Männer. Es sollen nur diejenigen hierzu ausgesucht werden, welche über alle anderen in hohem Maße hervorragen, die sie ebenso sehr oder eigentlich noch weit mehr an Seelenadel übertreffen als Saul das ganze hebräische Volk an Körpergröße. Denn hier ist nicht etwa bloß auf die Schulterhöhe 5 zu schauen, sondern so groß der Unterschied zwischen den vernünftigen Menschen und den unvernünftigen Geschöpfen ist, ebenso hoch überrage der Hirte die ihm anvertraute Herde, um nicht noch mehr zu sagen. Handelt es sich doch hier um viel größere Güter. Der, welcher Schafe verloren hat, sei es, daß Wölfe sie zerfleischten, Räuber sie entführten, oder daß eine Seuche oder ein anderer Unfall sie traf, kann doch wahrscheinlich vom Besitzer der Herde Verzeihung erlangen; sollte aber Ersatz von ihm gefordert werden, dann besteht die Strafe höchstens in einer Geldentschädigung. Wem jedoch Menschen anvertraut sind, die vernunftbegabte Herde Christi, den trifft, wenn S. 121 ihm seine Schäflein zugrunde gehen, nicht eine Geldbuße, sondern er verliert zur Strafe seine eigene Seele.

Sodann ist der Kampf, den er zu führen hat, viel schlimmer und schwieriger. Er hat wohl nicht gegen Wölfe zu kämpfen und sich nicht vor Räubern zu fürchten; auch braucht er nicht darum besorgt zu sein, die Seuche von seiner Herde fernzuhalten. Aber gegen wen hat er Krieg zu führen? Mit wem muß er kämpfen? Höre darüber die Worte des seligen Paulus 6: "Wir haben nicht zu streiten wider Fleisch und Blut, sondern wider die Mächte und Gewalten, wider die Beherrscher der Finsternis dieser Zeit 7, wider die Geister der Bosheit in den Himmelshöhen," Siehst du da die gewaltige Menge der Feinde und deren furchtbare Schlachtreihen, die nicht mit Eisen gepanzert, sondern statt jeglicher Waffenrüstung schon mit ihrer eigenen Natur genügend gewappnet sind? Willst du noch ein anderes Heer sehen, roh und wild, das dieser Herde nachstellt? Von derselben Warte wirst du es schauen. Denn der nämliche Apostel, welcher über jene Feinde sich ausgelassen hat, kennzeichnet auch diese, indem er ungefähr 8 folgendermaßen sich vernehmen läßt: "Offenkundig sind die Werke des Fleisches, als da sind Hurerei, Ehebruch, Uneinigkeit, Unzucht, Abgötterei, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zänkereien, Parteiungen, Verleumdung, Ohrenbläserei, Aufgeblasenheit, Auflehnung und was dergleichen mehr ist." Er hat nicht alle 9 aufgezählt, sondern es uns überlassen, von den angegebenen auf die übrigen zu schließen.

Wir können die Beobachtung machen, daß bei einem Hirten unvernünftiger Tiere diejenigen, welche die Herde verderben wollen, falls sie den Hüter fliehen sehen, die Verfolgung desselben aufgeben und sich mit S. 122 dem Raube der Tiere begnügen. Hier aber lassen sie; vom Menschenhirten nicht ab, selbst wenn sie der ganzen Herde sich bemächtigt haben, sondern dringen um so heftiger auf ihn ein, werden nur noch viel kecker und ruhen nicht eher, als bis sie entweder jenen völlig niedergeworfen haben oder selber besiegt worden sind. Dazu kommt, daß man die Krankheiten bei den Tieren gar leicht erkennt, sei es Hunger oder eine Seuche oder eine Verwundung oder irgendein anderer Umstand, der Schmerzen verursacht, was wesentlich die Beseitigung der Übel ermöglicht. Es gibt noch ein anderes wirksameres Mittel, um solche Krankheiten der Tiere rasch zu vertreiben. Und zwar was für eines? Die Hirten haben nämlich vollkommene Gewalt, ihre Schafe zur Annahme der Heilmittel zu zwingen, wenn sie sich nicht willig fügen. Ohne Mühe kann man sie binden, falls es notwendig ist, sie zu brennen und zu schneiden; ferner kann man sie, wenn etwa das zuträglich sein sollte, lange Zeit im Stalle einschließen, ihnen immer wieder anderes Futter vorlegen und sie vom Wassertrinken fernhalten. Und mit großer Leichtigkeit können die Hirten auch alle anderen Mittel zur Anwendung bringen, die nach ihrer Erfahrung zur Gesundheit der Schafe dienlich sind.


  1. In manchen Handschriften ist „ἐφῆκε“ zu lesen statt „ἔφησε“ ↩

  2. Letztere Worte fehlen in manchen Handschriften. Auch Wohlenberg hält sie für ein Einschiebsel. Savilius, Migne, Nairn haben sie aufgenommen; Bengel und Seltmann nicht. ↩

  3. Vgl. Sir. 4, 10. ↩

  4. Es beginnt nun die bekannte, herrliche Auseinandersetzung über die Schönheit, Würde und Schwierigkeit des Priestertums. ↩

  5. „ὑπερωμία.“ Der Ausdruck ist aus 1 Kön, 9, 2 und 10, 28 entnommen. ↩

  6. Eph. 6, 12. ↩

  7. Chrysostomus setzt dem biblischen Text noch „τοῦ αὶϖνος“ bei. ↩

  8. Chrysostomus kombiniert die einzelnen Sünden zum Teil aus Gal. 5, 19. 20, zum Teil aus 2 Kor. 12, 20. ↩

  9. Zu ergänzen ist zu ,,πάντα“ das vorausgehende „ἔργα“, nicht „ἐχθρούς“, wie Wohlenberg tut, der „alle Feinde" übersetzt. ↩

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Treatise concerning the christian priesthood

2.

Will you, then, still contend that you were not rightly deceived, when you are about to superintend the things which belong to God, and are doing that which when Peter did the Lord said he should be able to surpass the rest of the apostles, for His words were, "Peter, lovest thou me more than these?" 1 Yet He might have said to him, "If thou lovest me practise fasting, sleeping on the ground, and prolonged vigils, defend the wronged, be as a father to orphans, and supply the place of a husband to their mother." But as a matter of fact, setting aside all these things, what does He say? "Tend my sheep." For those things which I have already mentioned might easily be performed by many even of those who are under authority, women as well as men; but when one is required to preside over the Church, and to be entrusted with the care of so many souls, the whole female sex must retire before the magnitude of the task, and the majority of men also; and we must bring forward those who to a large extent surpass all others, and soar as much above them in excellence of spirit as Saul overtopped the whole Hebrew nation in bodily stature: or rather far more. 2 For in this case let me not take the height of shoulders as the standard of inquiry; but let the distinction between the pastor and his charge be as great as that between rational man and irrational creatures, not to say even greater, inasmuch as the risk is concerned with things of far greater importance. He indeed who has lost sheep, either through the ravages of wolves, or the attacks of robbers, or through murrain, or any other disaster befalling them, might perhaps obtain some indulgence from the owner of the flock; and even if the latter should demand satisfaction the penalty would be only a matter of money: but he who has human beings entrusted to him, the rational flock of Christ, incurs a penalty in the first place for the loss of the sheep, which goes beyond material things and touches his own life: and in the second place he has to carry on a far greater and more difficult contest. For he has not to contend with wolves, nor to dread robbers, nor to consider how he may avert pestilence from the flock. With whom then has he to fight? with whom has he to wrestle? Listen to the words of St. Paul. "We wrestle not against flesh and blood, but against principalities, against powers, against the rulers of the darkness of this world, against spiritual wickedness in high places." 3 Do you see the terrible multitude of enemies, and their fierce squadrons, not steel clad, but endued with a nature which is of itself an equivalent for a complete suit of armor. Would you see yet another host, stern and cruel, beleaguering this flock? This also you shall behold from the same post of observation. For he who has discoursed to us concerning the others, points out these enemies also to us, speaking in a certain place on this wise: "The works of the flesh are manifest, which are these, fornication, adultery, uncleanness, lasciviousness, idolatry, witchcraft, hatred, variance, emulation, wrath, strife, 4 backbitings, whisperings, swellings, tumults," 5 and many more besides; for he did not make a complete list, but left us to understand the rest from these. Moreover, in the case of the shepherd of irrational creatures, those who wish to destroy the flock, when they see the guardian take to flight, cease making war upon him, and are contented with the seizure of the cattle: but in this case, even should they capture the whole flock, they do not leave the shepherd unmolested, but attack him all the more, and wax bolder, ceasing not until they have either overthrown him, or have themselves been vanquished. Again, the afflictions of sheep are manifest, whether it be famine, or pestilence, or wounds, or whatsoever else it may be which distresses them, and this might help not a little towards the relief of those who are oppressed in these ways. And there is yet another fact greater than this which facilitates release from this kind of infirmity. And what is that? The shepherds with great authority compel the sheep to receive the remedy when they do not willingly submit to it. For it is easy to bind them when cautery or cutting is required, and to keep them inside the fold for a long time, whenever it is expedient, and to bring them one kind of food instead of another, and to cut them off from their supplies of water, and all other things which the shepherds may decide to be conducive to their health they perform with great ease.


  1. In some editions the words "tend my sheep" are added here. ↩

  2. 1 Sam. x. 23. ↩

  3. Ephes. vi. 12. ↩

  4. Gal. v. 19, 20, 21. ↩

  5. 2 Cor. xii. 20. ↩

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Über das Priestertum (BKV)
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Introduction to the treatise on the priesthood

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