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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ACHTZEHNTE HOMILIE: Kap. X, V. 1—13.

1.

S. d54 Kap. X, V. 1—13.

V. 1: „Brüder! Zwar geht meines Herzens Sehnen und mein Gebet zu Gott für sie auf ihre Rettung.“

Der Apostel hat die Absicht, den Juden neuerdings, und zwar noch schärfer zuzusetzen als vorher; darum räumt er den Verdacht jeder feindseligen Gesinnung gegen sie aus dem Wege und baut von weitem einer derartigen Zumutung vor. Haltet euch nicht, will er sagen, an meine Worte und an die Anklagen, die darin liegen, sondern seid überzeugt, daß ich sie nicht aus einer euch feindseligen Gesinnung vorbringe. Ist es ja doch nicht möglich, einerseits zu wünschen, ja, nicht bloß zu wünschen, sondern auch darum zu beten, daß einer gerettet werde, und anderseits ihn zu hassen und ihm feindselig gesinnt zu sein. Mit dem Worte „Sehnen“ meint hier der Apostel ein inniges Verlangen; er setzt ess ja dem Gebete gleich. Nicht bloß, daß die Juden von der Strafe frei blieben, sondern daß sie auch das Heil erlangten, ist Gegenstand seiner lebhaften Sorge, ja seines Gebetes. Nicht allein hier, sondern auch im folgenden legt er die wohlwollende Gesinnung an den Tag, die er für sie hegt. Er ist eifrig bemüht, soweit es nur angeht, seine Anklagen zu mildern, und sucht überall, auch nur einen Schatten von Entschuldigung für sie zu finden. Aber es gelingt ihm nicht; er wird von der Wucht der Tatsachen besiegt.

V. 2: „Darf ich ihnen doch das Zeugnis ausstellen, daß sie Eifer haben für Gott, aber (leider) nicht mit Verständnis.“

— Also verdient es Entschuldigung, nicht Tadel. Denn wenn sie sich nicht durch Rücksicht auf Menschen, sondern durch ihren religiösen Eifer haben abwendig machen lassen (von der wahren Religion), so ist es nur billig, daß man sie viel mehr bemitleide als strafe. — Beachte, wie vorsichtig der Apostel die Worte wählt S. d55 und wie er doch die Rechthaberei der Juden, wo sie nicht am Platze ist, an den Pranger stellt!

V. 3: „Sie wußten nichts von der Gerechtigkeit Gottes.“

— Das ist noch immer ein Wort, in dem eine Entschuldigung liegt; was aber dann kommt, ist ein entschiedener Tadel und schneidet jede Entschuldigung ab.

„Sie streben, ihre eigene Gerechtigkeit zu besitzen, und geben sich nicht zufrieden mit der Gerechtigkeit Gottes.“

— In diesen Worten liegt ein Hinweis darauf, daß die Juden mehr aus Rechthaberei und Eigendünkel als aus Unwissenheit irrten, und daß sie nicht einmal die Gerechtigkeit, die von der Erfüllung der Gesetzesvorschriften kommt, wirklich erlangten. Der Ausdruck „sie streben zu besitzen“ läßt dies durchschimmern. Ganz klar sagt er es zwar nicht; denn er sagt nicht, daß sie jeglicher Gerechtigkeit entbehrten. Er deutet es aber immerhin ziemlich deutlich an, wenn auch mit der ihm eigenen Vorsicht. Denn wenn sie jene (eigene) Gerechtigkeit zu besitzen „strebten“, so geht daraus hervor, daß sie sie nicht besaßen; und wenn sie sich mit dieser „nicht zufrieden gaben“, so entbehrten sie ihrer eben auch. — „Eigene Gerechtigkeit“ nennt der Apostel die von den Juden angestrebte, entweder um auszudrücken, daß das Gesetz ohnmächtig war, sie zu verschaffen, oder daß sie von ihnen als Frucht eigener Arbeit und Mühe angestrebt wurde. Die andere nennt er „Gerechtigkeit Gottes“, nämlich die aus dem Glauben. Er nennt sie so, weil sie ganz und gar ein Werk der Gnade von oben ist, weil diese Rechtfertigung nicht durch eigene Anstrengung erworben, sondern von Gott geschenkt ist. Aber weil die Juden dem Hl. Geiste widerstrebten und sich darauf versteiften, durch die Beobachtung des Gesetzes gerechtfertigt zu werden, kamen sie nicht zum Glauben, und weil sie nicht zum Glauben kamen, empfingen sie nicht die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben hervorgeht. Da sie aber auch vom Gesetze her nicht gerechtfertigt werden konnten, gingen sie auf allen Seiten daneben. S. d56 V. 4: „Denn das Endziel des Gesetzes ist Christus zur Rechtfertigung für jeden, der glaubt.“

— Beachte da die Klugheit des Paulus! Er hat bisher von einer zweifachen Gerechtigkeit gesprochen. Die gläubig gewordenen Juden sollten nicht wähnen, daß sie jetzt die eine zwar besäßen, dafür aber die andere verloren hätten und der Gesetzesübertretung schuldig erkannt werden könnten. — Denn auch auf diese Juden hatte der Apostel nicht weniger Rücksicht zu nehmen, da sie Neulinge im Glauben waren. Die andern Juden sollten sich nicht mit der Hoffnung schmeicheln können, die Gesetzesgerechtigkeit doch noch zu erlangen, und sie sollten nicht sagen dürfen: Wenn wir auch bis jetzt nicht voll dazu gekommen sind, so werden wir doch in der Zukunft ganz zu ihr kommen. Beachte, was der Apostel zu diesem Zwecke tut! Er zeigt, daß es eigentlich nur eine Gerechtigkeit gibt; daß die Gesetzesgerechtigkeit in der Glaubensgerechtigkeit enthalten ist; daß, wer diese erwählt, auch jene erfüllt; wer dagegen diese verschmäht, auch jener verlustig geht. Denn wenn „das Endziel des Gesetzes Christus ist“, so besitzt der, welcher Christus nicht hat, auch jene Gerechtigkeit nicht, mag er auch glauben, sie zu besitzen; wer dagegen Christus hat, der ist in den Besitz des Ganzen gekommen, mag er auch das Gesetz nicht erfüllt haben. So ist z. B. das Endziel der ärztlichen Kunst die Gesundheit. Wer nun imstande ist, die Gesundheit herzustellen, der hat das Ganze, wenn er auch die ärztliche Kunst nicht besitzt; wer dagegen nicht zu heilen versteht, der geht ganz daneben, mag er auch die Kunst zu besitzen scheinen. Ebenso verhält es sich mit dem Gesetz und dem Glauben. Wer diesen besitzt, der hat das Endziel auch jenes erreicht; wer dagegen ohne den Glauben ist, der hat weder vom Gesetz noch vom Glauben etwas. Denn was wollte das Gesetz? Doch den Menschen gerecht machen. Es war dazu aber nicht imstande; denn niemand erfüllte es. Das also war der Zweck des Gesetzes, darauf zielte alles ab; Feste und Gebote und alle andern Einrichtungen waren dazu da, daß der Mensch gerechtfertigt werde. Denselben Zweck jedoch S. d57 hat Christus besser erreicht durch den Glauben. Sei darum ohne Furcht, will der Apostel sagen, daß du das Gesetz übertretest, nachdem du einmal zum Glauben gekommen bist. Eigentlich übertrittst du ja das Gesetz nur dann, wenn du seinetwegen nicht an Christus glaubst. Glaubst du aber an ihn, dann hast du auch das Gesetz erfüllt, ja sogar viel vollkommener, als sein Gebot lautete; denn du hast eine viel höhere Gerechtigkeit erlangt. — Weil dies aber bisher nur seine Behauptung war, so bekräftigt sie der Apostel im folgenden wieder durch die Schrift:

V. 5: „Moses schreibt von der Gerechtigkeit, die von der Beobachtung des Gesetzes kommt.“

— Der Apostel will sagen: Moses zeigt uns von der Gerechtigkeit, die von der Beobachtung des Gesetzes kommt, wie sie beschaffen ist und wie sie zustande kommt. — Wie ist sie also beschaffen und wie kommt sie zustande? — Durch die genaue Erfüllung der Gebote.

„Wer diese erfüllt, der wird leben durch sie.“

Auf dem Wege des Gesetzes kann demnach niemand auf eine andere Weise gerecht werden als dadurch, daß er dasselbe in allen seinen Punkten erfüllt. Das ist aber niemandem möglich; also ist es nichts mit dieser Gerechtigkeit.

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