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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWEIUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XVI, V. 5—16.

4.

So wird auch im Himmelreich nicht die Herrlichkeit eine gleiche sein. Auch unter den Jüngern Christi waren nicht alle gleich, sondern drei stachen unter den andern besonders hervor, und auch unter diesen dreien selbst wieder war ein großer Unterschied. Bei Gott gibt es nämlich eine überaus feine Unterscheidung, die bis ins kleinste geht. „Ein Stern“, heißt es, „ist verschieden von dem andern an Klarheit“ 1. Obzwar alle Apostel waren, obzwar alle auf den zwölf Thronen sitzen sollten, alle das Ihrige verlassen hatten und alle mit Christus umgegangen waren, so hatte er doch diese drei in besonderer Weise sich zu eigen genommen. Und auch von denen wieder, sagte er, würden welche einen besonderen Vorzug haben. „Das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken“, sagte er, „ist nicht meine Sache, zu verleihen, sondern denen es bestimmt ist.“ 2 Den Petrus stellte er an die Spitze der andern Apostel, indem er sprach: „Liebst du mich mehr als diese?“ 3 Johannes wieder wurde von ihm vor den andern geliebt. Es wird eine ungemein genaue Prüfung von allem stattfinden. Wenn du deinem Nächsten nur um ein Geringes vor bist, wenn es auch nur ganz un- S. d284 merklich ist, so wird es doch Gott nicht außer acht lassen. Diese Beobachtung kann man schon in früher Vorzeit machen. So war Lot ja gerecht, aber nicht so wie Abraham; Ezechias ebenfalls, aber nicht so wie David; und die Propheten alle waren es, aber nicht so wie Johannes.

Wo sind nun die Leute, die bei einer so genauen Unterscheidung von Seiten Gottes nicht zugeben wollen, daß es eine Hölle gibt? Denn wenn schon die Gerechten nicht alle dieselbe Seligkeit genießen werden, wenn sie nur um ein ganz Geringes von andern überragt werden — „ein Stern“, heißt es, „ist verschieden von dem andern an Klarheit“ —, wie können dann die Sünder auf derselben Stufe stehen mit den Gerechten? Einen solchen Mischmasch würde nicht einmal ein Mensch zulassen, geschweige denn Gott. Wollt ihr’s aber, so werde ich euch an Sündern, und zwar an solchen, die früher gelebt haben, diese genaue Unterscheidung ihrer größeren oder geringeren Verschuldung nachweisen. Merkt auf! Es hatte Adam gesündigt, es hatte Eva gesündigt. Beide hatten Gottes Gebot übertreten, aber ihre Sünde war nicht ganz gleich. Darum wurden sie auch nicht ganz gleich gestraft. Der Unterschied war, wie Paulus sagt, daß „Adam sich nicht verleiten ließ, daß aber das Weib bei der Übertretung die Verführte war“ 4. Und doch fand bei beiden eine Verführung statt. Aber die genaue Prüfung (der Sünde) durch Gott stellte doch einen solchen Unterschied fest, daß Paulus ihn angeben konnte. — Weiter: Kain wurde gestraft; Lamech dagegen, der nach ihm ebenfalls einen Mord begangen hatte, erlitt nicht dieselbe Strafe. Und doch, das war ein Mord und das war ein Mord, ja sogar noch ein viel schlimmerer, weil Lamech sich durch das Beispiel des Kain nicht hatte bessern lassen. Aber weil er seinen Bruder nicht getötet hatte nach einer Ermahnung (es nicht zu tun), weil er ferner keines Mahnens, auch keiner Frage seitens Gottes bedurfte, sondern, ohne daß ihm jemand einen Vorwurf machte, sich selbst anklagte und verdammte, darum erhielt er Verzeihung. S. d285 Siehst du, mit welcher Genauigkeit Gott die Taten prüft? Darum strafte er die Menschen zur Zeit der Sintflut anders als die Bewohner von Sodoma; die Israeliten wieder anders als die Bewohner von Babylon und die Menschen zur Zeit des Antiochus. Er zeigt damit, daß er große Rücksicht nimmt auf die Verhältnisse, unter denen wir leben. Die einen waren siebzig Jahre in der Sklaverei, die andern vierhundert, die dritten aßen ihre eigenen Kinder auf und hatten unzählige andere noch schlimmere Drangsale zu erdulden. Sie werden nicht erlöst davon, so wenig wie die Bewohner von Sodoma, die lebendig verbrannten. „Erträglicher wird es den Bewohnern von Sodoma und Gomorrha ergehen“, heißt es, „als jener Stadt.“ 5 Wenn sich Gott nicht darum kümmerte, ob wir sündigen oder gute Werke verrichten, so hätte ja die Rede: „es gibt keine Höllenstrafe“, noch immerhin einen Sinn. Wenn er aber so darauf sieht, daß wir nicht sündigen, und solche Vorkehrungen trifft, daß wir Gutes tun, dann ist es doch klar, daß er die Sünder bestraft und die Guten belohnt.

Beachte, wie unfolgerichtig viele in ihrem Urteile sind! Da machen sie Gott Vorwürfe, daß er oft langmütig ist und vielen Nichtswürdigen, Schwelgern und Gewaltmenschen durch die Finger sieht, daß sie nicht gestraft werden; droht er ihnen aber mit Strafe, so erheben sie darob gegen ihn heftige und schwere Beschuldigungen. Und doch, wenn ihnen das letztere wirklich leid ist, so sollten sie das erstere gutheißen und bewundern. Aber nein. O über diese Sinnlosigkeit, diese törichte und eselhafte Art zu urteilen! O über eine solche in die Sünde verliebte, nach dem Laster hinschielende Seele! Denn daraus gehen alle diese Lehrsätze hervor. Wollten nur die, welche solche Reden führen, einmal Ernst machen mit der Tugend, sie würden sich bald überzeugen lassen von dem Dasein der Hölle und würden nicht mehr daran zweifeln.

Aber wo, fragst du, an welcher Stelle (des Weltalls) wird denn die Hölle sein? — Was kümmert dich das? Was in Frage steht, ist, daß es eine Hölle gibt, S. d286 nicht wo und an welchem Orte sie sich befindet. Manche fabeln allerdings, daß sie im Tale Josaphat sei; sie beziehen dabei aber etwas, was von einem Krieg aus vergangener Zeit gesagt ist, auf die Hölle. Die Hl. Schrift sagt nichts davon. Du fragst aber doch, an welchem Orte sie sein wird? Meiner Meinung nach außerhalb dieser gesamten Welt. Denn gerade so, wie die Gefängnisse und Strafbergwerke der Könige in weiter Ferne liegen, so wird auch die Hölle irgendwo außerhalb dieses Erdkreises liegen.


  1. 1 Kor. 15, 41. ↩

  2. Mark. 10, 40. ↩

  3. Joh. 21, 15. ↩

  4. 1 Tim. 2, 14. ↩

  5. Matth. 10, 15. ↩

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