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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWEIUNDDREISSIGSTE HOMILIE: Kap. XVI, V. 5—16.

5.

Laßt uns also nicht darnach fragen, wo die Hölle ist, sondern wie wir ihr entrinnen können! Man darf nicht den Glauben an die zukünftigen Strafen deswegen aufgeben, weil Gott im Diesseits nicht alle straft. Er ist ja barmherzig und langmütig. Er droht deshalb wohl, aber er führt die Drohung nicht sofort aus. „Ich will nicht“, spricht er, „den Tod des Sünders.“ 1 Gäbe es keinen „Tod des Sünders“, so wäre dies umsonst gesagt. Wohl weiß ich, daß euch nichts mehr zuwider ist, als eine Predigt von der Hölle. Mir aber ist nichts lieber als das. Daß wir doch beim Mittagessen, beim Abendessen, im Bade und überall von der Hölle sprächen! Wir würden dann nicht trauern über die Bitternisse des irdischen Lebens und nicht frohlocken über seine guten Gaben. Was kannst du mir wohl für ein Ungemach nennen? Armut oder Krankheit oder Gefangenschaft oder Körperverstümmelung? Alles das ist zum Lachen im Vergleich mit der Strafe im Jenseits. Wenn du mir auch Menschen nennst, die von Hunger gepeinigt werden, oder solche, die in frühester Jugend blind geworden sind und betteln müssen, so ist das immer noch Wohlsein im Vergleich mit jenen Übeln.

Ja, laßt uns nur beständig von diesen Dingen reden; denn die Erinnerung an die Hölle bewahrt vor dem Fall in dieselbe. Hörst du nicht das Wort des Paulus: „Mit ewiger Strafe werden sie es büßen, verstoßen vom Angesichte des Herrn“? 2 Hast du nichts davon gehört, S. d287 was Nero für ein Mensch gewesen, den Paulus „das Geheimnis des Antichrist“ nennt? „Das Geheimnis der Bosheit“, heißt es, „ist bereits in Tätigkeit versetzt.“ 3 Was also? Wird Nero nichts erleiden? Wird der Antichrist nichts erleiden? Nichts der Teufel? So wird also immer der Antichrist sein und auch der Teufel. Denn nicht gestraft, werden sie doch von ihrer Bosheit nicht abstehen.

Nun ja, sagt man, daß es eine Hölle gibt, ist ja jedem klar. Aber nur die Ungläubigen werden ihr verfallen. — Weswegen, sag’ mir? — Weil die Gläubigen ihren Herrn erkannt haben. — Und was folgt daraus? Wenn ihr Leben sündenbefleckt war, so werden sie nur noch schwerere Strafen erleiden als die Ungläubigen. „Die, welche ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz zugrunde gehen; und die, welche im Gesetze gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden.“ 4 Und: „Der Sklave, welcher den Willen seines Herrn gewußt und nicht ausgeführt hat, wird viele Streiche bekommen“ 5. Wenn man über sein Leben keine Rechenschaft abzulegen hat, sondern wenn alles nur so bedeutungslos hingesagt ist, so wird auch der Teufel nicht gestraft werden; denn auch er kennt Gott und viel mehr als viele Menschen. Denn auch alle Teufel kennen ihn, zittern vor ihm und anerkennen ihn als ihren Richter. Wenn man nun von seinem Leben und seinen schlimmen Taten keine Rechenschaft abzulegen braucht, so werden auch sie straflos ausgehen.

Doch nein, so verhält sich die Sache nicht! Täuschet euch nicht, Geliebte! Wenn es keine Hölle gibt, wie werden da die Apostel die zwölf Stämme Israels richten? Wie könnte Paulus sagen: „Wisset ihr nicht, daß wir über Engel zu Gerichte sitzen werden, geschweige denn über Alltagssachen?“ 6 Wie hätte Christus sagen können: „Die Männer werden aufstehen und über dieses Geschlecht zu Gerichte sitzen“ 7, und wiederum: „Er- S. d288 träglicher wird es Sodoma ergehen am Tage des Gerichtes“? 8 Warum spielst du also mit Dingen, die nicht zum Spielen sind? Warum betrügst du dich selbst und täuschest dich? Was kämpfst du an gegen die Menschenliebe Gottes? Denn gerade darum hat Gott die Hölle vorbereitet und droht mit ihr, damit wir uns durch die Furcht davor bessern lassen und nicht hineinstürzen. Wer also von der Hölle nicht geredet wissen will, der tut eigentlich nichts anderes, als daß er durch diesen Trug die Leute in die Hölle hineinstößt und hineinwirft. Falle also denen nicht in den Arm, die für die Tugend arbeiten und bestärke die Schlafenden nicht in ihrer Trägheit! Denn wenn die Mehrzahl der Menschen der Überzeugung wäre, daß es keine Hölle gibt, wie würden sie abstehen von der Sünde? Wo träte da die Gerechtigkeit zutage, ich will nicht sagen beim Vergleich von Sündern mit Gerechten, sondern von Sündern mit Sündern? Warum wird der eine hienieden gestraft, der andere aber, obzwar er dieselben Sünden oder noch viel schlimmere hat, nicht? Wenn es keine Hölle gibt, dann kann man gar keine Antwort geben auf diesen Einwand. Darum bitte ich euch, hört auf mit diesem lächerlichen Gerede und stopft denen den Mund, die euch darin widersprechen! Es wird eine ganz genaue Prüfung auch der geringfügigsten Handlungen stattfinden, sowohl in bezug auf ihre Sündhaftigkeit als auch in bezug auf ihre Verdienstlichkeit. Sogar für lüsterne Blicke werden wir Strafe erleiden, für jedes Scherz- und Schmähwort, für jede Trunkenheit werden wir Rechenschaft geben müssen. Andererseits werden wir auch für die guten Taten Lohn empfangen, für jeden Trunk kalten Wassers, für ein gutes Wort, ja sogar für einen bloßen Seufzer. Denn es heißt: „Mache ein Zeichen auf das Angesicht derer, die da seufzen und klagen!“ 9 Wie wagst du also zu sagen, daß Gott, der mit solcher Genauigkeit unsere Handlungen prüft, nur so ohne Ernst mit der Hölle droht? Ich ermahne dich: Richte nicht dich selbst und die, welche dir glauben, mit solchen S. d289 leeren Hoffnungen zugrunde! Wenn du meinen Worten nicht glauben willst, so frage die Juden, die Heiden, die Ketzer alle; wie aus einem Munde werden sie dir antworten: Es gibt ein Gericht, eine Vergeltung. Oder genügen dir Menschen nicht? Dann frage die Teufel, und du wirst sie rufen hören: „Warum bist du gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?“ 10 Das alles fasse zusammen und bringe deine Seele dazu, nicht törichtes Zeug zu schwätzen, damit du nicht die Hölle aus Erfahrung kennen lernst, sondern, zur rechten Einsicht gekommen, imstande bist, ihren Peinen zu entgehen und der Güter im Jenseits teilhaftig zu werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste sei Ruhm, Herrlichkeit und Ehre jetzt und allezeit bis in Ewigkeit. Amen. S. d290


  1. Ezech. 18, 32. ↩

  2. 2 Thess. 1, 9. ↩

  3. 2 Thess. 2, 7. ↩

  4. Röm. 2, 12. ↩

  5. Luk. 12, 47. ↩

  6. 1 Kor. 6, 3. ↩

  7. Matth. 12, 41. ↩

  8. Matth. 11, 24. ↩

  9. Ezech. 9, 4. ↩

  10. Matth. 8, 29. ↩

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