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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ACHTE HOMILIE: Kap. III, V. 9—31.

3.

Also nur nicht unschlüssig sein! Nicht aus den Werken (nämlich des alttestamentlichen Gesetzes), sondern vom Glauben (kommt die Rechtfertigung). Auch der Gerechtigkeit, die von Gott kommt, ja nicht ausweichen wollen! Denn zweifach ist das Gute an ihr, einmal daß sie leicht zu erwerben ist, und dann, daß sie allen zugänglich ist. Auch kein Sichschämen und kein Erröten! Denn wenn Gott selbst ankündigt, was er an dir tun will, ja wenn er sich, sozusagen, eine Ehre daraus macht und sich’s zum Ruhme gereichen läßt, warum sollst du dich dessen schämen und das zu verbergen trachten, was dein Herr sich zur Ehre rechnet? — Nachdem der Apostel also im Zuhörer den Mut gehoben hat, indem er das, was früher geschehen ist, einen Erweis der Gerechtigkeit Gottes nennt, drängt er wieder den, der lässig und säumig ist, zu kommen, durch Furcht dazu, indem er spricht:

„Wegen unserer eigenen Ohnmacht infolge der früher geschehenen Sünden.“

Beachte, wie der Apostel die Juden beständig an ihre Verirrungen erinnert! Oben sagt er: „Denn durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde“; dann wieder: „Alle haben gesündigt“; hier aber tut er es noch kräftiger. Er sagt nämlich nicht: „wegen der Sünden“, sondern: „wegen der Ohnmacht“ 1 d. i. des todähnlichen S. b109 Zustandes (infolge der früheren Sünden). Es gab nämlich gar keine Hoffnung mehr, (aus eigener Kraft) gesund zu werden, sondern wie ein gichtgelähmter Körper einer Hand von oben bedarf, so auch die in todähnlichem Zustand befindliche Seele. Und noch schlimmer, der Apostel vergrößert den Vorwurf, indem er die Ursachen (warum die Seele in todähnliche Ohnmacht gesunken sei) angibt. Wieso? Er sagt, der Ohnmachtszustand sei eingetreten bei Gottes Langmut. Ihr habt keinen Grund, euch auszureden, will er sagen, als hättet ihr nicht viel Langmut und Erbarmen von Seiten Gottes genossen. Die Worte: „in der gegenwärtigen Zeit“ enthalten den Hinweis auf Gottes Langmut und Liebe. Zu einer Zeit, will er sagen, als wir bereits aufgegeben waren, als uns das Urteil schon gesprochen war, als das Übel den Höhepunkt und die Sünden das Übermaß erreicht hatten, da zeigte er seine Macht, damit du erkennen lernst, welche Fülle von Gerechtigkeit bei ihm wohnt. Denn wäre dies gleich im Anfang geschehen, so wäre es uns nicht so wunderbar und unerwartet vorgekommen wie jetzt, wo alle ärztliche Kunst an ihr Ende gekommen war.

V.27: „Wo ist also das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.“

Paulus bemüht sich sehr, zu zeigen, daß der Glaube eine größere Kraft entfaltete, als sich das Gesetz je vorstellen konnte. Nachdem er nämlich gesagt hat, Gott rechtfertige den Menschen durch den Glauben, kommt er wieder zurück auf das Gesetz. Und er sagt nicht: „Wo sind also die guten Werke der Juden? Wo das Rechttun?“ sondern: „Wo ist das Rühmen?“ Überall bringt er zum Ausdruck, daß sie bloß großtun, als hät- S. b110 ten sie etwas vor den andern voraus, daß sie aber kein entsprechendes Werk vorweisen können. Auf die Frage: „Wo ist also das Rühmen?“ antwortet er nicht: „Es ist verschwunden und ist dahin“, sondern: „Es ist ausgeschlossen“, was mehr die Nebendeutung hat: Es ist nicht mehr an der Zeit; es ist nämlich nicht die Zeit dazu. Denn gleichwie, wenn das Gericht bevorsteht, keine Zeit mehr ist zur Umkehr, auch nicht beim besten Willen dazu, so hatten auch jene keine Zeit mehr, ihr Rechttun nach dem Gesetze (als Schutz) vor sich zu halten, nachdem einmal das Urteil gefällt war, das auf Verwerfung aller lautete, und als derjenige schon angekommen war, welcher dieses Unheil durch die Gnade zum Guten wenden sollte. Wenn es je am Platze war, sich auf die eigenen guten Werke zu verlassen, so war die Zeit dazu vor seiner (des Erlösers) Ankunft. Nachdem aber er angekommen war, der die Rettung durch den Glauben brachte, war die Zeit vorüber, wo man selbst darum kämpfen mußte. Wie alles eigene Bemühen als vergeblich erwiesen war, brachte er die Rettung durch die Gnade. Darum kam er erst jetzt, damit man nicht sagen könne: Wenn er am Anfang erschienen wäre, so wäre es trotzdem möglich gewesen, durch das Gesetz Rettung zu erlangen und durch eigene Arbeit und gute Werke. Um eine solche Keckheit in die Schranken zu weisen, hält er sich solange bei diesem Gedanken auf. Es soll ganz klar aus allem (was er sagt) hervorgehen, daß sie (die Juden) sich selbst nicht genügten, sondern daß sie durch seine (des Erlösers) Gnade gerettet werden mußten. Darum fährt er auch oben nach den Worten „zum Erweis der Gerechtigkeit“ fort: „in der gegenwärtigen Zeit“. Wenn manche dies nicht zugeben, so handeln sie etwa so, wie ein Verbrecher, der, außerstande, sich vor Gericht reinzuwaschen, verurteilt wird und seiner Bestrafung entgegensieht; dann aber, durch einen Gnadenakt des Königs freigelassen, nach seiner Freilassung die Unverschämtheit hat, sich zu rühmen und zu behaupten, er habe überhaupt nichts verbrochen. Bevor der Gnadenerweis gegeben wurde, hätte er dies beweisen müssen; nachdem er aber einmal da ist, gibt es kein Rühmen mehr. Derselbe Fall trifft bei den Juden zu. Von Haus S. b111 aus waren sie verloren; darum kam für sie der Erlöser. Durch sein bloßes Kommen machte er ihrem Rühmen ein Ende; denn wer vorgibt, ein „Lehrer der Unmündigen“ zu sein auf das Gesetz pocht und sich einen „Erzieher der Verstandesschwachen“ nennt, dabei aber ebenso eines andern bedarf, der ihn belehrt und ihm Rettung bringt, der hat doch wohl keine Ursache, sich zu rühmen. Wenn schon vorher „die Beschneidung zur Vorhaut geworden war“, so um so mehr jetzt, da sie als ausgeschaltet erscheint sowohl für die Zeit vorher wie für die nachher. Das deutet der Apostel an durch das Wort „ausgeschlossen“ und zugleich auch das Wie. Wie wurde also (ihr Rühmen) ausgeschlossen? Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens.


  1. Da der Autor selbst das Wort πάρεσις später gleichsetzt mit νέκρωσις, kann er es hier nicht im Sinne von „Hinwegnahme“ oder „Vergebung“ verstanden haben, wie es zumeist übersetzt wird (Allioli, Visping, Arnoldi), sondern es muß ihm eine synonyme Bedeutung haben mit „ertöten“. Wimmer übersetzt es mit „Erlahmung durch frühere Sünden“. Der Vergleich mit einem gichtgelähmten Körper, der später von Johannes Chrysostomus selbst gemacht wird, läßt diese Übersetzung oder eine ähnliche als die richtige erscheinen. Ich wähle einen Ausdruck, der noch mehr das Todähnliche des Wortes πάρεσις enthält; „Ohnmacht“. ↩

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