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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
NEUNTE HOMILIE. Kap. IV, V. 1—21.*

8.

Seht ihr nicht, wie die Soldaten eines Heeres, S. b150 wenn Frieden ist, die Waffen ablegen und ohne Wehr und Waffen ins feindliche Lager hinübergehen? Wenn sie aber die Waffen anlegen, Wachposten und Vorposten ausstellen, die Nächte schlaflos zubringen und Wachfeuer anzünden, dann deutet das alles nicht auf Frieden, sondern auf Krieg. Dasselbe ist nun auch bei uns zu sehen: Wir beobachten einander scharf, passen aufeinander auf und flüstern einer dem andern ins Ohr; wenn wir einen herankommen sehen, schweigen wir gleich still und brechen alles ab. Das ist doch nicht die Art von Leuten, die einander trauen, sondern von solchen, die sich voreinander hüten. — Aber das tun wir, heißt es, nicht, um ein Unrecht zu tun, sondern um keines zu erleiden. Das tut mir eben gerade leid, daß wir unter Brüdern leben und solche Wachsamkeit nötig haben, um kein Unrecht zu erleiden, daß wir solche Wachfeuer anzünden und Wach- und Horchposten ausstellen müssen. Schuld daran ist die Lüge, die große Hinterlist, der große Mangel an Liebe, der unversöhnliche Krieg. Da mochte man ja oft bei den Heiden mehr gegenseitiges Vertrauen finden als bei den Christen. Wie sollte man sich doch darob schämen, wie es beweinen, wie beklagen!— Was soll aber ich leiden? sagst du; der und der ist so ungezogen, so boshaft. Wo bleibt da doch deine Selbstbeherrschung? Wo die apostolischen Gesetze, die uns befehlen, einer des andern Last zu tragen? Wenn du mit deinem Mitbruder nicht lieb umzugehen verstehst, wie wirst du es mit einem Fremden imstande sein? Wenn du ein Glied deines eigenen Körpers nicht zu benützen verstehst, wie wirst du imstande sein, ein fremdes heranzuziehen und mit dir zu vereinigen? Ach, wie mich das schmerzt! Ich möchte Ströme von Tränen weinen wie jener Prophet, wenn ich so über das Feld Umblicke und unzählige Feinde erschaue, viel schlimmere als jene waren. Er sah fremdländische Feinde daherstürmen und rief aus: „Mein Herz, wie tut mir’s weh 1. Doch ich sehe Leute, die einem und demselben Feldherrn unterstehen, wie sie aufeinander losgehen, einander beißen, sich gegenseitig die Glieder zerfetzen, S. b151 die einen wegen Geld, die andern wegen Ruhm; wieder andere sehe ich, wie sie einander verlachen und verhöhnen ohne jeden Grund und Zweck und einander unzählige Wunden schlagen; Tote sehe ich, die schlimmer daran sind als die auf dem Schlachtfeld Gefallenen; der Name „Bruder“ ist nur mehr leerer Schall. Ach, ich kann gar nicht genug klagen über dieses Trauerspiel! So habt doch Scheu, habt doch Scheu vor diesem Tische, an dem wir alle teilnehmen, vor Christus, der für uns geschlachtet ward und der als Opfer darauf liegt! Wenn Räuber gemeinsam Salz gegessen haben, so sind sie nicht mehr Räuber denen gegenüber, mit welchen sie es genossen haben; die Tischgemeinschaft ändert ihr Benehmen um, sie macht Leute, die wilder waren als Bestien, zahmer als Lämmer. Wir aber, die wir an einem solchen Tisch teilgenommen, eine solche Speise gemeinsam genossen haben, ergreifen gegeneinander die Waffen; wir sollten es lieber gegen den Teufel tun, der Krieg führt gegen uns allesamt. Eben deswegen werden wir immer schwächer, jener dagegen stärker mit jedem Tag. Denn nicht in gemeinsamem Bund miteinander kämpfen wir gegen ihn, sondern im Bunde mit ihm ziehen wir gegeneinander zu Felde, und unter seinem Kommando stellen wir uns zum Kampfe, während wir doch nur ihn allein bekämpfen sollten. Ihn lassen wir ungeschoren, und gegen unsere Brüder schnellen wir die Pfeile ab. Was für Pfeile? fragst du. — Die der Zunge und des Mundes. Denn nicht bloß Lanzen und Pfeile machen Wunden, sondern auch Worte, ja die noch viel ärgere als jene. — Und wie können wir diesen Krieg zu Ende bringen? fragst du. Wenn du dir vorstelltest, daß du bei jeder üblen Nachrede gegen deinen Bruder Kot aus deinem Munde speiest; wenn du dir vorstelltest, daß du, so oft du ein Glied Christi schmähest, dir in dein eigenes Fleisch beißest, daß du dir jenes unbestechliche und schreckliche Gericht nur um so mehr verschärfest, daß der Pfeil, den du auf ihn abschnellst, nicht ihn, sondern dich, den Schützen, tötet. Aber er hat dir ein Unrecht zugefügt, dir Übles getan? So seufze, aber schmähe nicht! Weine, nicht über das erlittene Unrecht, sondern über sein Verderben, wie S. b152 auch Jesus über Judas weinte, nicht weil er selbst gekreuzigt wurde, sondern weil ihn jener verraten hatte. Er hat gegen dich gefrevelt, dich beschimpft? Rufe zu Gott um baldiges Erbarmen für ihn! Es ist ja dein Bruder, er entstammt demselben Mutterschoß wie du, er ist ein Glied von dir, er ist zu demselben Tisch berufen wie du. Aber er geht nur um so mehr auf mich los, sagst du. Um so größer und um so reichlicher der Lohn. Um so eher soll man den Zorn gegen ihn fahren lassen, weil er ja ohnehin arg geschlagen ist, weil der Teufel ihm eine Wunde versetzt hat.


  1. Jer. 4, 19. ↩

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