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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ELFTE HOMILIE: Kap. V, V. 12—21 und Kap. VI, V. 1—4.

5.

Doch ach! Ich möchte weinen und laut aufseufzen, wenn ich bedenke, was für einen tugendhaften Wandel Paulus von uns verlangt, und welcher Sorglosigkeit wir uns überlassen. Nach der Taufe kehren wir in unseren früheren greisenhaften Zustand wieder zurück; wir kehren um nach Ägypten und denken nach dem Genuß des Mannas zurück an den Knoblauch. Zehn oder zwanzig Tage nach der Erleuchtung (Taufe) sind wir schon wieder umgewandelt und treiben es wieder wie früher. Und doch verlangt Paulus nicht bloß während einer bestimmten Zahl von Tagen einen solchen Lebenswandel von uns, sondern während unseres ganzen Lebens. Wir aber kehren zurück zum Gespieenen, und nach der Jugendfrische der Gnade ziehen wir uns wieder den greisenhaften Zustand der Sünde zu. Nämlich die Geldgier, die unordentliche Genußsucht, kurz jede Sünde macht gewöhnlich den, der sie tut, greisenhaft (an der Seele). Was aber alt geworden und greisenhaft ist, das steht dem Untergange nahe. In der Tat, nicht einmal am Leib ist der Verfall, wie er durch die Zeit herbeigeführt wird, so deutlich zu bemerken wie an der Seele, wenn sie altersschwach und hinfällig wird. Da nimmt sie ein ganz und gar läppisches Wesen S. b183 an, schwatzt albernes Zeug wie Altersblöde und Irrsinnige, wird widerlich, stumpfsinnig, sehr vergeßlich, triefäugig, den Menschen ein Ekel und dem Teufel eine leichte Beute. Das ist der Seelenzustand der Sünder. — Nicht so der der Gerechten; ihre Seelen sind im Gegenteil jugendfrisch und kräftig, stehen in unverwelklicher Jugendblüte und sind immer bereit zu jeglichem Kämpfen und Ringen. Die Seelen der Sünder hingegen sinken leicht um beim geringsten Stoß und gehen zugrunde. Das meint auch der Prophet, wenn er sagt: „Gleichwie Staub, den der Wind von der Erde aufweht“ 1. So wankelmütig, so jeder Versuchung leicht zugänglich sind die, welche in der Sünde leben. Sie sehen nämlich nicht klar, sie hören nicht recht, sie sprechen nich deutlich, sie werden arg geplagt vom Schluchzen, um den Mund rinnt ihnen der Geifer, Doch wenn es nur bloßer Geifer wäre, nicht etwas Häßlicheres! Aber sie stoßen Worte aus, die ekliger sind als Kot; ja, was noch häßlicher ist, sie sind nicht einmal imstande, den Geifer dieser Worte auszuspucken, sondern sie nehmen ihn in die Hände und beschmieren sich wieder mit ihm, so dickflüssig wie er ist, in ganz abscheulicher Weise. Ihr empfindet vielleicht Ekel bei dieser Schilderung; er wäre mehr angebracht der (sündhaften) Tat gegenüber. Denn wenn dies schon am Leibe so garstig aussieht, wieviel mehr an der Seele! So war es bei jenem Jünglinge, der seine ganze Habe verschwendet hatte und in die äußerste Not geraten war; da lag er kraftloser als jeder Irrsinnige oder Kranke. Aber als er den festen Willensentschluß gefaßt hatte, da wurde er auf einmal wieder jung, bloß auf seine innere Umwandlung hin. Denn nachdem er einmal gesagt hatte: „Ich werde zurückkehren zu meinem Vater“ 2, da hatte ihm dieses Wort — oder vielmehr nicht das bloße Wort, sondern die dem Worte folgende Tat — alles Heil gebracht. Er sprach nämlich nicht bloß: „Ich werde gehen“ und blieb, sondern er sprach: „Ich werde gehen“ und ging und legte jenen ganzen Weg zurück. Machen S. b184 wir es auch so! Wenn wir auch über die Grenze geraten wären, laßt uns zurückkehren ins Vaterhaus und nicht zurückschrecken vor dem langen Wege. Wenn wir nur wollen, so wird der Rückweg leicht und kurz; nur müssen wir die Fremde und das Ausland verlassen. Da ist nämlich die Sünde, die uns wegführt vom Vaterhause. Laßt sie uns also aufgeben, damit wir bald wieder in das Haus unseres Vaters zurückkommen. Er ist ja ein liebevoller Vater; er schätzt uns nach unserer Umkehr nicht weniger als die brav gebliebenen Kinder, ja noch höher. Auch jenem verlorenen Sohn tat sein Vater größere Ehre an und hatte größere Freude über den wiedergefundenen Sohn.

„Aber wie soll ich umkehren?“ fragst du. — Mach nur den Anfang, und alles ist geschehen. Laß ab von der Bosheit und schreite darin nicht weiter vor, und du hast schon alles gewonnen. Wie bei den leiblich Kranken das Nichtschlechterwerden der Anfang des Besserwerdens ist, so geht es auch bei den seelischen Übeln. Mach keinen Schritt vorwärts, und deine Sünde hat ein Ende. Tust du es nur zwei Tage, so geht es den dritten schon leichter; zu den drei fügst du dann zehn, dann zwanzig, dann hundert, dann das ganze Leben. Je weiter du vorwärts schreitest, desto leichter wird dir der Weg vorkommen, und am Gipfel angelangt, wirst du eine Fülle von Glück genießen. — Auch damals, als jener verlorene Sohn zurückkehrte, da gab es Flöten- und Zitherspiel, Reigen und Freudenmahle und Festlichkeiten; und der Vater, der den Sohn für seine unzeitige Verschwendung und seine so lange Abwesenheit hätte strafen sollen, tat nichts von alledem, sondern betrachtete ihn so, wie wenn er sich immer wohlverhalten hätte; er brachte es nicht über sich, dem Sohne auch nur ein scheeles Wort zu geben, ja ihn auch nur zu erinnern an das Vergangene, sondern er umarmte und küßte ihn, ließ das Mastkalb schlachten, dem Sohn ein schönes Kleid anziehen und ihm reichen Schmuck anlegen.

Solche Beispiele vor Augen, laßt uns frohen Mut lassen und nicht verzagen. Es macht ihm nicht so Freude, „Herr“ genannt zu werden als wie „Vater“, nicht so einen Sklaven zu haben wie einen Sohn. Das S. b185 letztere will er lieber als das erstere. Dessetwegen hat er ja alles getan, was er getan hat; er hat nicht einmal seines eingeborenen Sohnes geschont, damit wir die Kindschaft erlangen, damit wir ihn nicht nur als Herrn, sondern auch als Vater lieben. Wenn ihm das von unserer Seite zuteil wird, so rühmt er sich dessen als einer besonderen Ehre und macht es allen kund, er, der doch nichts von uns braucht. So machte er es mit Abraham; überall spricht er: „Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Sie, die Diener, hatten Ursache, sich zu rühmen; doch nein, hier tut es der Herr. Darum spricht er auch zu Petrus: „Liebst du mich mehr als diese?“ 3 Damit wollte er anzeigen, daß er nichts so sehr von uns will als das. Darum befahl er auch dem Abraham, seinen Sohn zu opfern, um allen zu zeigen, daß er von dem Patriarchen innig geliebt werde. Daß er aber so innig geliebt werden will, kommt davon her, daß er selbst innig liebt. Darum spricht er auch zu den Aposteln: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“ 4.


  1. Ps. 1, 4. ↩

  2. Luk. 15, 18. ↩

  3. Joh. 21, 17. ↩

  4. Matth. 10, 37. ↩

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