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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ZWÖLFTE HOMILIE: Kap. VI, V. 5—18.

3.

Der Leib steht also in der Mitte zwischen Sünde und Tugend, geradeso wie auch die Waffen. Die Werke der einen wie der andern vollziehen sich durch den Gebrauch. So rüsten sich der Soldat, der für das Vaterland kämpft, und der Dieb, der sich gegen die Hausbewohner bewaffnet, mit denselben Waffen. Nicht die Waffenrüstung verdient Tadel, sondern die, welche sich ihrer zum Bösen bedienen. Dasselbe ist auch von dem Fleische zu sagen; es wird dieses oder jenes nach der Zwecksetzung der Seele, nicht nach seiner eigenen S. b196 inneren Beschaffenheit. So wird das Auge, wenn es fremde Schönheit mit Wollust betrachtet, eine Waffe der Ungerechtigkeit, nicht durch seine Tätigkeit an und für sich Sache des Auges ist es, zu schauen, doch nicht sündhaft zu schauen —, sondern durch eine sündhafte Absicht; wenn du es dagegen im Zaume hältst, so wird es eine Waffe der Gerechtigkeit. Dasselbe gilt von der Zunge, von den Händen und allen andern Gliedmaßen. — Treffend nennt der Apostel die Sünde „Ungerechtigkeit“; denn wer sündigt, der fügt sich selbst oder seinem Nächsten ein Unrecht zu, mehr sich selbst als dem Nächsten. — Nun wendet sich der Apostel von der Sünde ab und der Tugend zu, indem er sagt:

„Sondern stellet euch Gott zur Verfügung als solche, die vom Tode zum Leben erwacht sind.“ — Beachte, wie der Apostel schon durch den bloßen Gebrauch der (zwei) Worte eine Mahnung erteilt. Er spricht dort von Sünde, hier von Gott; er weist darauf hin, welcher Unterschied zwischen diesen beiden Herrschern besteht und stellt damit den Soldaten als aller Überlegung bar hin, welcher Gott verläßt, um sich unter die Herrschaft der Sünde zu begeben. — Aber nicht allein dadurch, sondern auch durch die folgenden Worte bekräftigt er dasselbe, indem er spricht: „als solche, die vom Tode zum Leben erwacht sind“. Dadurch setzt er das Verderben der Sünde und die Größe des Gnadengeschenkes Gottes ins Licht. Bedenkt, spricht er, wer ihr wäret, und was ihr geworden seid! Wer wäret ihr? Tote, dem unvermeidlichen Untergange preisgegeben; es war niemand, der euch hätte helfen können. Und was seid ihr aus jenen Toten geworden? Lebende, unsterblichen Lebens teilhaftig. Und durch wen? Durch Gott, der alles vermag. Es ist darum nur recht und billig, daß ihr euch unter seinen Befehl stellt mit einer solchen Bereitwilligkeit, wie es wahrscheinlich Leute tun würden, die von den Toten zum Leben erweckt worden wären. —

„Und eure Glieder zu Waffen der Gerechtigkeit.“

Also ist der Leib nichts Böses, da er ja auch eine Waffe S. b197 der Gerechtigkeit werden kann. Indem der Apostel das Wort „Waffe“ gebraucht, gibt er zu verstehen, daß uns ein schwerer Krieg bevorstehe. Dazu brauchen wir eine starke Waffenrüstung, einen hochgemuten und kriegskundigen Geist, vor allem aber einen Feldherrn. Nun, ein solcher ist uns erstanden, immer bereit zum Mitkämpfen; allzeit unbesiegbar, reicht er uns starke Waffen. Es erübrigt nur ein fester Wille, diese zu führen, wie es sich gehört, dem Feldherrn Gehorsam zu leisten und die Waffen für das Vaterland einzusetzen. — Nachdem der Apostel uns also so große Dinge vor Augen gehalten hat, indem er an Waffen und Schlacht und Kriege erinnert, ermuntert er wieder den Soldaten und hebt seinen Mut, indem er spricht:

V. 14: „Die Sünde wird nicht mehr über euch Herr sein; denn ihr steht nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.“

— Wenn die Sünde nicht mehr über uns Herr sein wird, warum mahnst du so inständig: „Die Sünde herrsche nicht in eurem sterblichen Leibe“, und: „Gebet eure Glieder der Sünde nicht hin zu Waffen der Ungerechtigkeit“? Was hat dieser Satz also für einen Sinn? — Der Apostel wirft ihn an dieser Stelle hin wie ein Samenkorn, das er erst später zur Entfaltung bringen, d. h. wofür er den vollen Beweis führen will. Was will also dieser Satz besagen? — Unser Leib unterlag vor der Ankunft Christi leicht der Sünde; denn zugleich mit dem Tode hatte ein ganzer Schwarm von Leidenschaften seinen Einzug in ihn gehalten. Darum fiel ihm der Wettlauf nach der Tugend nicht leicht. Noch fehlte ihm ja der Hl. Geist als Beistand, noch fehlte ihm ja die Taufe, welche (die Sünde) ertötet. Wie ein ungezügeltes Roß lief er zwar, irrte aber oft ab; denn das Gesetz tat zwar kund, was zu tun und was zu lassen sei, aber außer seinen mahnenden Worten lieh es dem Ringenden nichts. Nach Christi Ankunft war aber der Ringkampf erleichtert. Darum wurden uns größere Aufgaben gestellt, da uns ja auch größere Hilfe zuteil wird. In diesem Sinne sprach auch Christus: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer sein wird als die der Schrift- S. b198 gelehrten und Pharisäer, so werdet ihr in das Himmelreich nicht eingehen“ 1. Allein diesen Gedanken führt der Apostel im folgenden weiter aus. An dieser Stelle deutet er ihn nur kurz an. Hier führt er aus, daß die Sünde nicht die Oberhand über uns gewinnen kann, wenn wir uns nicht selbst unter ihr Joch bücken. Für uns gibt es ja nicht bloß ein Gesetz, das befiehlt, sondern auch Gnade, die vergangene Sünden tilgt und gegen zukünftige Kraft gibt. Das Gesetz verhieß die Krone nach den Kampfesmühen, die Gnade krönt zuerst den Kämpfer und führt ihn erst dann auf den Kampfplatz. Mir scheint übrigens, daß hier der Apostel nicht das Leben des Gläubigen, wie es in Wirklichkeit ist, im Auge hat, sondern einen Vergleich zwischen Taufe und Gesetz anstellen will, wie er es an einer anderen Stelle tut, wo er sagt: „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig“ 2. Denn das Gesetz bringt die Übertretung zur Anklage, die Gnade aber spricht von der Übertretung los. Wie also jenes durch seine Anklage die Sünde feststellt, so bewirkt diese durch die Verzeihung, die sie gewährt, daß wir nicht mehr unter dem Joch der Sünde schmachten. Auf diese Weise bist du in zweifacher Hinsicht erlöst von der Herrschaft der Sünde; einmal dadurch, daß du nicht unter dem Gesetze stehst, und dann dadurch, daß du der Gnade genießest.


  1. Matth. 5, 20. ↩

  2. 2. Kor. 8, 6. ↩

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