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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
DREIZEHNTE HOMILIE: Kap. VI, V. 19—23 u. Kap. VII, V. 1—13.

9.

Wenn also die Mühe geringer ist, ja wenn es überhaupt keine Anstrengung, keine Mühe kostet, und wenn dabei der Gewinn viel größer ist, warum stürzen wir uns da geflissentlich in ein Meer von unzähligen Übeln? Es ist nicht bloß leichter, ein Weib nicht anzuschauen, sondern ein solcher bleibt auch reiner von der unkeuschen Begierde; wer es dagegen anschaut, der macht sich (von der unkeuschen Begierde) nur mit vieler Mühe frei, und es geht dabei nicht ohne Befleckung ab, wenn er sich überhaupt davon frei macht. Denn wer ein schönes Gesicht gar nicht anschaut, der bleibt auch von der Begierde, die aus Blicken entsteht, S. b236 rein. Wer aber auch nur nach Blicken verlangt und seine Gedanken darauf richtet, der beschmutzt sich wenigstens mit unzähligen Gedankensünden, ehe er die unreine Begierde abtut, wenn er sie überhaupt abtut. Darum verbietet uns Christus, damit uns dies nicht widerfahre, nicht bloß den Mord, sondern auch den Zorn; nicht bloß den Ehebruch, sondern auch einen unzüchtigen Blick; nicht bloß den Meineid, sondern das Schwören überhaupt. — Aber er bleibt bei dieser Stufe der Tugend nicht stehen, sondern nachdem er diese Gebote gegeben hatte, geht er weiter. Er hat den Mord untersagt und uns geboten, rein zu bleiben vom Zorn; aber er befiehlt uns auch, bereit zu sein, Unrecht zu erdulden, ja nicht bloß bereitwillig soviel davon zu erdulden, als uns unser Widersacher zufügen will, sondern noch höher emporzusteigen und das Übermaß seiner Feindseligkeit durch ein noch höheres Maß unserer eigenen Mäßigung zu übertreffen. Denn er spricht nicht bloß: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, so ertrage es großmütig und gib dich damit zufrieden, sondern er fügt hinzu, man solle einem solchen auch noch die andere Wange darbieten. „Halte ihm auch noch die andere hin“ 1, heißt es. Das ist ja der glänzendste Sieg, wenn man dem Gegner mehr bietet, als er selbst will, wenn man an Überschwang eigener Geduld noch hinaus geht über die Grenzen seiner feindseligen Gesinnung. Denn so wirst du seine Wut besänftigen und den Lohn für die erstere Handlungsweise von der zweiten her bekommen; du wirst in jenem den Zorn besänftigen.

Siehst du, wie es überall in unserer eigenen Macht liegt, nichts Schlimmes zu erdulden, nicht in der Macht derer, die es uns zufügen wollen? Ja noch mehr, es liegt nicht bloß in unserer Macht, nichts Schlimmes zu erdulden, sondern wir haben sogar die Möglichkeit, es in eine Wohltat für uns umzuwandeln. Was aber am meisten zu verwundern ist, wir erleiden nicht bloß kein Unrecht, wenn wir recht haben, sondern wir empfangen noch eine Wohltat sowohl von seiten derer, die uns ein S. b237 Unrecht antun, wie auch von seiten anderer. Sieh an! Es hat dir jemand einen Schimpf angetan? Es liegt in deiner Macht, aus dem Schimpf ein Lob für dich zu machen. Wenn du den Schimpf mit Schimpf erwiderst, so machst du dir nur noch größere Schande. Wenn du dagegen den, der dir den Schimpf angetan hat, segnest, dann wirst du sehen, daß alle, die Zeugen davon sind, dir Lob und Beifall spenden werden. Siehst du also, wieso wir eine Wohltat empfangen von denen, durch die wir Unrecht leiden, wenn wir wollen? Dasselbe gilt von Schädigungen am Besitz, von Schlägen, von allem andern, was uns widerfahren mag. Wenn wir Böses immer mit dem Gegenteil vergelten, dann winden wir uns einen doppelten Lorbeer; aus dem Bösen, das wir erleiden, und aus dem Guten, das wir andern tun. — Wenn also jemand zu dir kommt und dir sagt, daß der oder jener dir Schimpf angetan hat und fortwährend bei allen schlecht von dir spricht, so lobe den, der so von dir gesprochen hat, bei denen, die es dir zutragen; auf diese Weise kannst du ihn am besten strafen, wenn du dich an ihm rächen willst. Denn die, welche es hören, wenn es auch ganz beschränkte Menschen wären, werden dir Lob spenden; den andern dagegen werden sie hassen als einen Menschen, der schlimmer ist als ein wildes Tier, weil er, ohne selbst beleidigt worden zu sein, dich kränkt, während du, obwohl du Unrecht leidest, doch mit dem Gegenteil vergiltst. Auf diese Weise kannst du alles, was jener gegen dich gesagt hat, als leeres Geschwätz erweisen. Wer auf eine Verleumdung hin gekränkt tut, der zeigt dadurch, daß er sich durch das über ihn Gesagte getroffen fühlt; wer dagegen dazu lacht, der befreit sich eben dadurch vor den Zeugen von jedem Verdacht.

Führe dir also vor Augen, wieviel Gutes du dir durch eine solche Handlungsweise schaffst! Fürs erste ersparst du dir Aufregung und Ärger. Sodann — eigentlich sollte dies an erster Steile stehen — wenn du Sünden auf dir hast, so löschst du sie aus, wie der Zöllner, der die Beschuldigung des Pharisäers geduldig über sich ergehen ließ. Zudem erwirbst du dir, wenn du dich einer solchen Handlungsweise befleißest, den Ruf eines S. b238 Weisen; du erntest von allen vielfältiges Lob und schlägst jeden Verdacht nieder, der etwa aus der Nachrede entstehen könnte. Und wenn du dich an deinem Gegner rächen willst, so erfolgt zum Überfluß auch das noch: Gott straft ihn für das, was er gesagt hat; aber noch vor dieser Strafe versetzt ihm deine weise Mäßigung einen schweren Schlag. Denn nichts ärgert gewöhnlich die, welche uns einen Schimpf antun, mehr, als wenn wir, denen der Schimpf zugedacht war, darüber lachen. Wie demnach aus einer hochgemuten Denkungsart so viel Gutes erwächst, so wird aus einer engherzigen das Gegenteil erfolgen. Denn wir bringen uns selbst in Schande, erwecken bei unsern Mitmenschen den Anschein, daß wir uns durch die üble Nachrede getroffen fühlen, erfüllen unsere Seele mit Unruhe, bereiten dem Feinde ein Vergnügen, reizen Gott zum Zorne und fügen zu unsern früheren Sünden eine neue. — Das alles laßt uns bedenken und den Abgrund engherziger Denkungsart fliehen! Laßt uns Zuflucht nehmen zum Hafen hochherziger Gesinnung, damit wir da Ruhe finden für unsere Seelen, wie es auch Christus verheißen hat, und der zukünftigen Güter teilhaftig werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem sei Ehre dem Vater zugleich mit dem Hl. Geiste von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. S. b239


  1. Matth. 5, 39. ↩

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