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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Dritte Homilie.

V.

Was heißt denn: „der uns gesalbt und besiegelt hat“? Es heißt: der uns den Geist gegeben und durch diesen Beides gewirkt hat, indem er uns zugleich zu Propheten und Priestern und Königen gemacht. Denn diese drei Würden empfingen in der alten Zeit die Salbung. Wir aber besitzen jetzt nicht die eine oder andere dieser Würden, sondern alle drei zusammen, und zwar in ausnehmendem Grade. Denn unser wartet eine königliche Herrschaft; und Priester werden wir, indem wir den eigenen Leib zum Opfer bringen gemäß dem Worte: „Bringet dar eure Glieder S. 65 als ein lebendiges, Gott wohlgefälliges Opfer!“1 Und ausserdem werden wir auch zu Propheten gemacht; denn „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, was in keines Menschen Herz gekommen, Das ist uns aufgeschlossen worden.“2 Und Könige werden wir auch noch auf andere Weise, wenn wir nämlich die unbotmäßige Gedankenwelt beherrschen wollen. Denn daß Der, welcher Dieses thut, im eigentlichen Sinne ein König ist, sogar mehr als Jener, den der goldene Reif schmückt, Das will ich euch jetzt klärlich beweisen.

Zahlreiche Heerhaufen hat ein König, aber noch zahlreicher sind die Gedanken in uns; denn die unermeßliche Schaar unserer Vorstellungen kann Niemand zählen. Und nicht bloß die große Menge ist es, auf die wir sehen mögen, sondern es finden sich in dieser Menge auch viele Feldherren, Oberste, Hauptleute, Bogenschützen und Schleuderer. Was gehört denn sonst noch zum Könige? Etwa das Prachtgewand? Aber auch unser König ist mit einem Gewande umkleidet, das noch kostbarer und herrlicher ist, mit einem Gewande, das weder die Motte zernagt noch die Zeit abnützt. Und auch eine Krone trägt er, eine strahlenprächtige; es ist die Krone der Herrlichkeit und der Erbarmungen Gottes. Denn so sagt der Prophet: „Lobpreise, meine Seele, den Herrn, der dich krönt mit Gnade und Erbarmung!“3 Es ist die Krone der Herrlichkeit gemäß dem Worte: „Mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt.“4 Es ist die Krone der Huld, wenn es heißt: „Mit Huld wie mit einem Helme hast du uns bekränzt.“5 Es ist die Krone des Schmuckes, wie geschrieben steht: „Eine Krone des Schmuckes wirst du empfangen für dein Haupt.“6 Siehst du, wie reich gewunden, wie lieblich dieses Diadem ist? Doch gehen wir S. 66 tiefer ein in die Vergleichung der beiden Könige! Der irdische König gebietet über seine Leibwache und ertheilt Allen Befehle, und Alle gehorchen und dienen ihm. Ich aber will dir zeigen, daß die Herrschaft des geistigen Königs sich weiter erstreckt. Denn die Menge, über welche er gebietet, ist gleich groß oder vielmehr größer; weiters aber müssen wir die Weise, wie beiden gehorcht wird, in’s Auge fassen. Und rede mir nur nicht von Königen, die von ihrer eigenen Leibwache vom Throne gestürzt und erschlagen wurden! Von solchen wollen wir ganz absehen und nur auf Jene den Blick richten, die mit ihrer Herrschaft in jeder Beziehung glücklich gewesen sind. Du magst mir Namen nennen, welche du willst, ich stelle dir den Patriarchen Abraham Allen gegenüber.

Denn als Abraham den Befehl erhielt, seinen Sohn zu schlachten, welche Fluth von Gedanken mochte damals auf ihn eindringen! Aber er wußte sie alle niederzuhalten, vor ihm zitterten sie mehr als vor dem Könige seine Leibwächter; ein Wink mit dem Auge genügte, sie alle in ihre Schranken zu treiben, keiner wagte mehr einen Laut, keiner einen Blick, so furchtbar aufgeregt und ungestüm sie auch waren. Denn die Spitzen der Lanzen, die ein ganzes Heer emporstreckt, sind weniger furchtbar, als damals jene Gedanken waren. Oder waren etwa die Empfindungen des väterlichen Herzens nicht schrecklicher als ragende Speere? Darum konnten sie auch grausamer als die schärfste Spitze dem Patriarchen das Herz zerreissen. Denn so scharf kann gewiß nie ein irdischer Speer sein, als jene geistigen Stacheln waren, die geschärft und aufwärts getrieben aus der tiefsten Tiefe des Herzens Abrahams Denken und Fühlen durchdrangen. Wenn es sich um einen Angriff handelt, so hat man zuerst Zeit, sich gefaßt zu machen, dann folgt etwa Wunde und Schmerz, dann kommt der Tod. Aber bei Abraham war von keiner Aufeinanderfolge die Rede; so plötzlich kamen die Wunden, so bitterlich schmerzten sie. Aber trotzdem herrschte im ganzen Heere der Gedanken, das S. 67 sich gegen Abraham gewaffnet, die tiefste Ruhe, alle standen in bester Ordnung; man hätte sie mehr für ein Ehrengeleite denn für ein feindliches Heer halten können.

Und jetzt stelle dir den Patriarchen vor, wie er ausholt mit dem Schwerte, — und du magst Könige nennen, so viele du willst, Auguste und Cäsaren, aber einen zweiten Abraham wirst du nicht finden; eine Gestalt so großartig, so himmlisch erhaben, wirst du keine weitere zeigen. Denn über die gewaltigste Macht hat dieser Gerechte damals den Sieg errungen; die Natur ist und bleibt ja das Unbezwinglichste, was es gibt. Mörder von Zwingherren magst du vielleicht Tausende mir nennen; aber einen Helden, der gleich Abraham sich selbst bezwungen, kannst du keinen mehr aufweisen; denn so wie er können nur Engel siegen, nicht Menschen. Erwäge nur! Die Natur liegt zu Boden gestreckt mit ihrer ganzen Rüstung, mit ihrem gesammten Heere; der Held aber steht ausrecht, den Arm erhoben und in der Hand nicht den Siegeskranz, sondern das Schwert, das heller strahlt als der schönste Kranz. Und die Welt der Engel jauchzt Beifall, und aus den Höhen der Himmel verkündet Gott selbst den Sieg. Denn weil Sinn und Wandel dieses Heiligen im Himmel waren, so kam auch vom Himmel herab die Verkündigung des Sieges. Was kann, frage ich, solchen Preis an Herrlichkeit übertreffen, was kann ihm gleichkommen? Denken wir, ein Wettkämpfer hat gesiegt, und statt des Herolds unten erhebt sich der König selbst und verkündet von hoher Bühne herab den Sieg! Würde nicht eine solche Auszeichnung dem Sieger ruhmvoller erscheinen als der Sieg selbst, würde sie nicht die Augen Aller auf ihn lenken? Wenn nun erst nicht ein irdischer König, sondern Gott selbst, nicht auf gewöhnlicher Schaubühne, sondern vor dem Angesichte der ganzen Welt, vor der Versammlung der Engel und Erzengel den Patriarchen mit lautem Rufe als Sieger verkündet, auf welche Stufe werden wir dann, sage mir, diesen Heiligen stellen? Und wenn es gefällt, so hören wir auch S. 68 die Stimme selbst! Was ruft sie denn? „Abraham, Abraham, lege deine Hand nicht an Isaak und thue ihm Nichts; denn jetzt habe ich erkannt, daß du Gott fürchtest, weil du nicht geschont hast deines Sohnes, des geliebten, um meinetwillen!“7 Aber wie? Derjenige soll jetzt erkannt haben, der Alles weiß, bevor es geschieht? Abrahams Gottesfurcht war sogar offenkundig vor den Menschen; es lagen ja Erweise genug von seiner Liebe zu Gott vor Augen, die er gegeben z. B. damals, als Gott zu ihm sprach: „Ziehe hinweg aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft;“8 damals, als er um der Liebe und Ehre Gottes willen dem Sohne des Bruders den Vorrang eingeräumt und aus schweren Gefahren ihn befreit; damals, als er auf Gottes Befehl nach Ägypten zog und die Wegnahme der Gattin ohne Klage ertrug, und so bei vielen anderen Gelegenheiten. Aus solchen Erweisen konnten, wie bemerkt, sogar die Menschen Abrahams Gottesfurcht ersehen, geschweige denn Gott, der nicht zu warten braucht, bis er das Werk sieht, um die Gesinnung zu erkennen. Und wie hätte ihn Gott für gerecht erklären können, wenn er ihn nicht kannte? Denn „es glaubte Abraham,“ heißt es, „und Das wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit.“9


  1. Röm. 12, 1. ↩

  2. I. Kor. 2, 9. ↩

  3. Ps. 102, 2. 4. ↩

  4. Ps. 8, 6. ↩

  5. Ps. 5, 13. ↩

  6. Spr. 1, 9. ↩

  7. Gen. 22, 12. ↩

  8. Gen. 12, 1. ↩

  9. Röm. 4, 5. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Comparer
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

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