• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Dritte Homilie.

VI.

Wie ist nun Das zu verstehen: „Jetzt habe ich erkannt“? In der syrischen Lesart heißt es: „Jetzt hast du zu erkennen gegeben,“ nämlich den Menschen. Denn ich wußte es von Anfang und vor all jenen Befehlen. Warum aber jetzt auch „den Menschen“? Waren denn jene früheren Erweise nicht hinreichend, um seine Liebe zu Gott offenbar zu machen? Hinreichend wohl; aber dieser letztere Erweis überragt alle bisherigen in dem Grade, daß sie vor ihm wie Nichts erscheinen. Um also die Größe S. 69 dieser That recht hervorzuheben, um ihre Erhabenheit vor allen übrigen darzulegen, hat Gott sich dieser Worte bedient. So pflegen auch die Menschen zu sprechen, wenn sie von einem ganz ausserordentlichen Erweise der Zuneigung überrascht werden; wenn etwa Jemand ein Geschenk empfängt, das größer ist als alle früheren, so kann man oft hören: Jetzt habe ich erkannt, daß Der und Der mich liebt. Damit will er nicht sagen: Vorher habe ich es nicht gewußt, sondern nur ausdrücken, daß die gegenwärtige Gabe die früheren übertrifft. Wenn nun auch Gott in der Weise der Menschen hier also spricht: „Jetzt habe ich erkannt,“ so will er damit nur hervorheben, daß der Kampf über die Maßen schwer gewesen, nicht als hätte er jetzt erst Abrahams Gottesfurcht oder deren Größe erkannt. So auch, wenn Gott spricht: „Auf, laßt uns niedersteigen und sehen,“1 so ist damit nicht gesagt, als ob es bei Gott des Niedersteigens bedurft hätte; denn er erfüllt ja Alles und weiß Alles genau; sondern wir sollen daraus lernen, nicht ohne Prüfung unsere Urtheile auszusprechen. Und ebenso, wenn die Schrift sagt: „Vom Himmel späht der Ewige,“2 so trägt sie den Ausdruck „Spähen“ von den Menschen auf Gott über, um die Genauigkeit der Beobachtung zu bezeichnen. So ist es auch hier, wenn Gott sagt: „Jetzt habe ich erkannt;“ damit will Gott nur zu erkennen geben, daß dieser letzte Erweis über allen früheren steht. Das ersehen wir klar aus den weiteren Worten, wenn Gott spricht: „Weil du nicht geschont hast deines Sohnes, des geliebten, um meinetwillen.“ Es heißt nicht bloß „des Sohnes“, sondern auch „des geliebten“. Denn nicht allein gegen die Gefühle der Natur bestand Abraham den Kampf, sondern auch gegen die Liebe des Herzens, die ihren unerschöpflichen Born in des Vaters eigenem milden Wesen und in der hohen Tugend des Sohnes hatte. Wir sehen schon, S. 70 wie selbst über den Verlust ungerathener Söhne die Väter nicht leicht hinwegkommen, ohne auch diese zu betrauern. Wenn nun erst der Sohn das ächte Bild des Vaters, wenn es der einzige, der geliebte, wenn es ein Isaak ist, wenn des Vaters eigene Hand ihn schlachten soll, wer vermag auszusprechen, welche Kraft und Stärke dazu gehört? Darum strahlt denn auch Abrahams Sieg heller als alle Diademe und Siegeskronen. Den Glanz einer irdischen Krone bleicht oft rasch der Tod oder auch vor dem Tode einer der unzähligen Anschläge, wie sie gegen die Throne sich richten; aber wer mit solch einem geistigen Diademe geschmückt ist, dem kann es auch nach dem Tode Niemand weder aus eigenem noch aus fremdem Volke entreissen.

Und betrachten wir auch den werthvollsten Stein in diesem Diademe! Denn gleich einem kostbaren Edelsteine hält ein Wort am Schlusse die ganze Krone zusammen. Was heißt denn Das: „Um meinetwillen“? Nicht so fast darin liegt das Bewundernswerthe, daß Abraham des Sohnes nicht geschont, sondern daß er seiner nicht geschont hat um Gottes willen. O glückselige Hand, die ein solches Schwert ergreifen, o wundersames Schwert, das eine solche Rechte waffnen durfte! Ja des wundersamen Schwertes. Zu welchem Gebrauche ward es bereitet, welchen Dienst hat es geleistet, zu welchem Vorbilde hat es mitgewirkt! O Schwert mit Blut überströmt und doch unbenetzt! Denn ich weiß nicht, was ich sagen soll; so schauervoll war jenes Geheimniß. Das Schwert berührt nicht den Leib des Knaben, durchbohrt nicht die Kehle des Heiligen, wird nicht geröthet vom Blute des Gerechten; und doch hat es berührt und durchbohrt, und doch ist es in’s Blut getaucht und purpurn gefärbt — und wieder ungeröthet. Es kommt euch wohl vor, ich sei ausser mir, weil ich so Widersprechendes sage. Ausser mir bin ich wohl, wenn ich das Wunderbare an dem Gerechten betrachte; aber Widersprechendes sage ich nicht. Denn die Hand des Ge- S. 71 rechten stieß das Schwert wirklich dem Knaben in die Kehle, aber die Hand Gottes ließ das hineingestoßene nicht befleckt werden vom Blute des Sohnes. Denn nicht bloß Abraham hielt das Schwert, sondern auch Gott; und der Patriarch stieß vermöge des Willens, Gott aber hielt zurück mittels des Rufes. Denn es ist ein und dieselbe Stimme, welche Abrahams Rechte waffnet und hemmt; und wie von Gott selbst geführt thut die Hand Alles nach dem Winke Gottes, und Alles ist nach der göttlichen Stimme ausgeführt worden. Betrachte nur! Die Stimme ruft: Schlachte! und es waffnet sich die Hand; die Stimme ruft: Schlachte nicht! und die Rechte läßt das Schwert sinken; denn es war schon Alles bereit. Und jetzt zeigt Gott der Welt und der Versammlung der Engel den Kämpfer und Feldherrn, den ruhmgekrönten Sieger, den Priester, den König, dem sein Schwert ein größerer Schmuck ist als die kostbarste Krone, den triumphirenden Helden, der ohne Blutvergießen den Sieg errungen. Denn gleichwie ein Feldherr, der wackere Krieger hat, schon durch die geübte Führung der Waffen, durch die drohliche Stellung und den entschlossenen Muth seiner Leute den Gegner in Schrecken setzt, so hat auch für Gott die Entschlossenheit dieses Gerechten, seine Haltung, sein Auftreten allein hingereicht, um den gemeinsamen Feind unser Aller, den Satan, zu schrecken und zu verjagen. Denn auch der, glaube ich, ist damals voll Angst und Beben geflohen.

Aber warum, könnte man fragen, hat denn Gott den Abraham nicht die Hand wirklich in’s Blut tauchen lassen und dann unverzüglich den geschlachteten Sohn wiederum in’s Leben gerufen? Weil Gott ein solches Blut nicht annehmen darf; für unholde Geister wäre das ein Mahl. So aber trat Beides hier zu Tage, des Herrn Güte und Milde und die treue Ergebenheit des Knechtes. Früher war Abraham ausgezogen aus seinem Lande, jetzt hatte er auch die Natur hinter sich gelassen. Darum bekam er auch mit Zinsen das Geliehene zurück. Denn er wollte S. 72 lieber aufhören, Vater zu heissen, nur um als treuen Diener sich zu bewähren; daher wurde er nicht bloß Vater, sondern auch Priester. Und weil er aus Liebe zu Gott hingegeben, was sein war, so schenkte Gott ihm Alles wieder, zugleich mit Dem, was Gott selbst gehörte. So sehen wir nun, wenn Gottes Feinde Anschläge gegen die Gerechten machen, so läßt es Gott bis zum Werke kommen und hilft dann durch Wunder; so bei den Jünglingen im Feuerofen, so bei Daniel in der Löwengrube; wenn aber Gott selbst es ist, der durch seine Befehle prüfen will, so ist dem Auftrage mit dem bereitwilligen Gehorsame genügt.


  1. Gen. 11, 7. ↩

  2. Ps. 13, 2. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (357.48 kB)
  • epubEPUB (306.33 kB)
  • pdfPDF (1.21 MB)
  • rtfRTF (0.97 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Comparer
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité