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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Neunte Homilie.

4.

3. Wenn sie sagen werden: Es ist Ruhe und Frieden, dann wird plötzlich das Verderben über sie kommen, wie Wehen über Diejenigen, welche gebären sollen, und nimmer werden sie entrinnen.

Hiemit weist er auf einen Punkt hin, den er auch im zweiten Briefe berührt. Da nämlich die Christen in Drangsal lebten, die Feinde derselben aber, die sie bedrängten, in Lust und Freuden, so tröstet er Jene mit dem Hinweis auf die Lehre von der Auferstehung; die Feinde aber erklärten Dieß alles als Ammenmärchen und verspotteten die Christen darob, indem sie sagten: Wann wird denn Dieß einmal geschehen? Dagegen eiferten schon die Propheten, so z. B. wenn sie sagen: „Wehe Denen, die da rufen: Möge bald geschehen, was Gott thun will, auf daß wir es sehen! Möge sich verwirklichen der Rathschluß des Heiligen Israels, damit wir ihn kennen lernen!“1 oder: „Wehe Denjenigen, die nach dem Tage des Herrn verlangen!“2 Er meint hier nicht Diejenigen, welche überhaupt nach dem Tage des S. 684 Herrn verlangen, sondern Diejenigen, welche aus Unglauben darnach verlangen. „Der Tag des Herrn,“ sagt der Prophet Amos, „ist Finsterniß, nicht Licht.“3 Darum hat Paulus die obigen Worte gesprochen und gleichsam zum Troste für die Gläubigen sagt er, aus dem Umstande, daß es jetzt den Bedrängern der Christen gut gehe, dürfe nicht der Schluß gezogen werden, daß der Tag des Gerichtes ferne sei, denn dieser werde durch Nichts aufgehalten.

Es wird nicht unzweckmäßig sein, hier noch auf einen andern Punkt einzugehen. Wenn nämlich vor dem jüngsten Tage der Antichrist auftritt und Elias erscheint, wie kann dann das Verderben ganz urplötzlich hereinbrechen, gerade wenn Jene rufen: Jetzt ist Ruhe und Sicherheit! Wenn diese beiden Erscheinungen dem Weltende vorausgehen, so kann man doch nicht im Ungewissen sein über die Zeit des Eintrittes desselben. Allein Paulus redet an dieser Stelle eigentlich gar nicht vom Weltende und vom jüngsten Tag, sondern vom Kommen Christi (im Sinne des Sterbens) und diesem Kommen gehen keine weiteren eigens bezeichneten Vorzeichen voraus, sondern es wird plötzlich und unerwartet eintreten. Aber, sagt man, auch die Schwangere wird ja nicht ganz unerwartet von Wehen überfallen, sondern sie weiß ja, daß die Geburt in neun Monaten stattfinden wird. Allein die Sache ist doch nicht so gewiß. Denn Manche gebären im siebenten, Andere im neunten Monate und außerdem ist ihnen auch noch Tag und Stunde der Geburt unbekannt. Nur in Beziehung auf diesen Punkt hat sich Paulus des obigen Bildes bedient, und seine Vergleichung ist ganz zutreffend, denn es gibt nicht viele Anzeichen der bevorstehenden Geburtswehen, und darum gebären auch Viele auf den Straßen und außerhalb ihrer S. 685 Wohnungen; sie haben eben den betreffenden Zeitpunkt nicht vorherwissen können.

Der Apostel will aber nicht bloß hinweisen auf die Ungewißheit der Zeit, sondern auch auf die Größe des Schmerzes. Gleichwie nämlich eine solche Frau mitten im Scherzen und Lachen, ohne alle Vorahnung plötzlich von unbeschreiblichen Schmerzen befallen wird und vor Schmerz fast vergeht, so wird es auch jenen Menschen ergehen, wenn der Tag des Herrn hereinbricht.

Und nimmermehr entrinnen sie demselben.

Um nun den Gläubigen von Thessalonike kund zu thun, daß er nicht von ihnen spreche, setzt er hinzu:


  1. Is. 5, 19. ↩

  2. Amos 5, 18. ↩

  3. Amos 5, 18. ↩

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Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Comparer
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

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