• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)
Zehnte Homilie.

4.

S. 705 15. Habet Acht, daß Keiner dem Andern Böses mit Bösem vergelte!

Wenn man schon Böses nicht mit Bösem vergelten darf, so ist es noch viel weniger erlaubt, Gutes mit Bösem zu vergelten oder Einem Böses zuzufügen, der einen gar nicht beleidigt hat. Aber, sagst du, Jener ist ein Bösewicht, er hat mir viel Schlimmes angethan. Willst du dich etwa an ihm rächen? O nein, bezahle ihn nicht mit gleicher Münze, laß ihn ungestraft! Hast du aber damit schon deiner Pflicht genügt? Keineswegs; denn höre, was der Apostel sagt:

Immerdar erstrebet das Gute gegen einander und gegen Alle!

Böses nicht nur nicht mit Bösem, sondern sogar mit Gutem zu vergelten, ist ein erhabener Grundsatz; das ist eine Rache, welche dir Nutzen bringt und dem Beleidiger Schaden, oder vielmehr auch diesem nützlich ist, wenn er anders sich nützen lassen will. Damit Niemand glaube, diese Norm beziehe sich nur auf die Gläubigen, so setzt der Apostel ausdrücklich hinzu: „Gegen einander und gegen Alle!“

16. Seid immerdar freudig!

So ruft der Apostel den Gläubigen zu im Hinblick auf die Drangsale, welche so leicht im Stande sind, Betrübnis und Kummer hervorzurufen. Hört es, ihr Alle, die ihr in Armuth gerathen, in anderes Unglück gestürzt seid! Diese Unglücksfälle sollen für euch eine Quelle der Freude werden! Wenn wir einmal so gesinnt sind, daß wir uns an keinem Beleidiger mehr rächen wollen, sondern Allen, also auch den Beleidigern, nur Gutes erweisen, wie sollte uns dann eine Beleidigung arg schmerzen! Wer es aber so weit gebracht hat, daß er sich über eine Beleidigung S. 706 freut, und dieser Freude dadurch Ausdruck verleiht, daß er dem Beleidiger sogar Wohlthaten erweist, wird ein Solcher wohl über anderes Ungemach sich gar sehr grämen? Ist dieß aber auch möglich? fraget ihr. Ja wohl ist es möglich, wenn wir nur ernstlich wollen. Der Apostel zeigt uns den Weg dazu, indem er sagt:

17. Betet ohne Unterlaß; 18. ob Allem saget Dank, denn das ist der Wille Gottes!

Gott allezeit danken, das ist gut und weise. Ist dir etwas Schlimmes zugestoßen? Sobald du nur willst, hat es aufgehört, ein Übel zu sein. Danke Gott dafür, und das Übel hat sich in etwas Gutes verwandelt. Sprich mit Job: „Der Name des Herrn sei gebenedeit in Ewigkeit!“1 Sage mir einmal, was hast du im Vergleich mit Job erlitten? Hat dich eine Krankheit befallen? Das ist nichts Befremdendes, denn wir wissen ja, daß unser Leib dem Leiden und dem Tode unterworfen ist. Oder bist du in Armuth gerathen? Allein das Geld ist nie ein sicheres Besitzthum, jedenfalls muß man es einmal beim Sterben zurücklassen. Oder haben dich Verfolgungen und Verleumdungen von Seiten deiner Feinde betroffen? Allein wenn dieß der Fall sein sollte, so haben nicht wir Schaden davon, sondern jene selbst. Denn es heißt: „Die Seele, so da sündigt, soll sterben!“2 Es hat aber nicht der Beleidigte gesündigt, sondern der Beleidiger. Und an Demjenigen, der nun so geistig todt ist, soll man sich nicht rächen, sondern für ihn beten, damit er aus diesem Zustande befreit werde. Wisset ihr nicht, daß die Biene sterben muß, wenn sie mit ihrem Stachel Andere verwundet? Durch S. 707 dieses Thier belehrt uns Gott, daß wir den Nebenmenschen nicht kränken sollen, weil wir uns dadurch selbst den Tod zuziehen würden. Dem Nebenmenschen würden wir vielleicht durch unsere Rache nur einen unbedeutenden Nachtheil zufügen, uns selbst aber das Leben (der Seele) nehmen, ähnlich wie es der Biene ergeht. Zwar wird dieses Thier in der heiligen Schrift gar sehr gelobt, denn es heißt: „Wie arbeitsam ist die Biene!“3 Zwar gewährt ihr Produkt als Heilmittel großen Nutzen dem Könige wie dem gemeinen Manne, aber dessenungeachtet schützt sie Nichts vor dem Tode, sie muß sterben. Können nun diesem Thiere seine sonstigen Vorzüge Nichts nützen, falls es etwas Un-rechtes thut, so noch viel weniger uns die unsrigen.

Denn Jemand ein Leid zufügen ohne alle Veranlassung, das thun nur die allerwildesten Thiere, und auch diese nicht einmal; denn wenn man sie in der Einöde ruhig weiden läßt, sie nicht verfolgt oder zur Nothwehr zwingt, so thun sie Niemand ein Leid, greifen Niemand an, beißen Niemand, sondern gehen ruhig ihres Weges. Nur der Mensch, ein mit Vernunft begabtes, mit so großer Gewalt, Ehre und III. Würde ausgestattetes Geschöpf, nur er macht es oft noch viel ärger als das Thier gegen sein eigenes Geschlecht. Er fügt seinem eigenen Bruder Unrecht zu und richtet ihn zu Grunde. Und was kann er zu seiner Entschuldigung vorbringen?


  1. Job 1, 21. ↩

  2. Ezech. 18, 4. ↩

  3. Ekkli. 11, 3. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (147.23 kB)
  • epubEPUB (126.03 kB)
  • pdfPDF (496.93 kB)
  • rtfRTF (395.78 kB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur la première épitre aux Thessaloniciens Comparer
Homilien über den I. Thessalonicher-Brief (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité