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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Siebente Homilie.

II.

Nimm dir an Gott ein Beispiel! Wenn er will, daß alle Menschen insgesammt das Heil erlangen, dann muß man natürlich auch für Alle insgesammt beten. Wenn er will, daß Alle gerettet werden, dann mußt auch du es wollen. Wenn du es aber willst, dann bete für sie! Solche, die Das wollen, haben die Pflicht, zu beten. Siehst du, wie der Apostel mit allen Mitteln uns zu bewegen sucht, daß wir auch für die Heiden beten? Er zeigt den großen S. 89 Nutzen, der daraus erwächst: „Damit wir ein friedliches und ruhiges Leben führen.“ Und weiter, was noch viel mehr sagen will, er zeigt, daß auch Gott Solches gefällt, und daß wir in dieser Hinsicht ihm ähnlich werden, insofern wir nämlich Dasselbe wollen wie er. Solche Gründe wären geeignet, auch ein unvernünftiges Thier zu erweichen. Also trage keine Scheu, für die Heiden zu beten! Gott will es ja selber. Scheue dich bloß, ihnen zu fluchen; denn Das will Gott nicht! Wenn man aber für die Heiden beten muß, so muß man es offenbar auch für die Ketzer. Denn für alle Menschen ohne Ausnahme muß man beten, keinen darf man verfolgen. Dieß empfiehlt sich auch von einem andern Standpunkte aus, nämlich deßhalb, weil wir dieselbe menschliche Natur haben wie sie. Und Gott blickt mit Wohlgefallen auf die freundliche und brüderliche Gesinnung, die wir für einander haben.

Wenn also Gott, erwidert man, selbst gewähren will, wozu ist dann mein Gebet nothwendig? Gar Vieles nützt es den Andern und dir selber! In den Andern weckt es die Empfindung christlicher Liebe, dich hinwiederum bewahrt es vor der Verwilderung des Gemüthes. Auch ist es geeignet, für den Glauben zu gewinnen. Viele Menschen sind ja aus Scheelsucht gegen einander von Gott abgefallen. Dieses Gewinnen für den Glauben versteht der Apostel unter dem „Heile“, das Gott will, wenn er sagt: „Welcher will, daß Alle das Heil erlangen.“ Darin liegt ja in Wahrheit das Heil. Ohne den Glauben gibt es kein weiteres Heil, ohne ihn ist „Heil“ ein leerer Schall.

„Und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen.“ Welche Wahrheit ist gemeint? Der Glaube an Gott. Schon früher hatte der Apostel gesagt: „Gebiete ihnen, nicht falsche Lehren aufzustellen!“ Damit aber Niemand derartige Menschen als Feinde behandle und mit ihnen sich entzweie, sagt er hier: „Gott will, daß S. 90 alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen.“ Sodann nach diesen Worten fährt er fort:

5. Denn ein Gott ist und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen.

Er hatte gesagt, daß alle Menschen zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen sollen. Das beweist, daß nicht die ganze Welt sich der Erkenntniß der Wahrheit erfreut. Darum heißt es weiter: „Ein Gott ist,“ zum Beweise, daß es nicht viele Götter gibt, wie Einige glauben. Er sagt, daß Gott seinen Sohn als Mittler geschickt hat, zum Beweise, daß er das Heil aller Menschen will. Wie nun? Ist der Sohn nicht Gott? Jawohl! Warum spricht also der Apostel von „einem Gott“? Damit nimmt er Stellung gegen die Götzen, nicht gegen den Sohn. Er bezeichnet Wahrheit und Irrthum. Der „Mittler“ aber muß zwischen den Beiden stehen, deren Mittler er ist. Die Aufgabe eines Mittlers ist es, die Natur der Beiden, deren Mittler er ist, in sich zu vereinigen. Wenn er nur die Natur des Einen hat und dem Andern ferne steht, so ist er kein Mittler mehr. Wenn also der Sohn nicht Theil hat an der Natur des Vaters, so ist er kein Mittler, sondern das Gegentheil. Wie er Theil hat an der Natur der Menschen, weil er zu den Menschen gekommen ist, so hat er auch Theil an der Natur Gottes, weil er von Gott gekommen ist. Weil er zwischen beide Naturen gestellt ist, so muß er auch beiden Naturen nahe stehen. Gleichwie Etwas, das eine räumliche Mitte einnimmt, den beiden benachbarten Räumen nahe liegt, so muß auch Etwas, das in der Mitte zwischen zwei Naturen steht, beiden Naturen nahe stehen. Wie also der Sohn Mensch geworden, ebenso war er auch Gott. Ein bloßer Mensch wäre kein Mittler gewesen; denn er mußte auch mit Gott verhandeln. In seiner Eigenschaft als Gott wäre er kein Mittler gewesen; denn Diejenigen, für die er den Vermittler machen sollte, S. 91 hätten ihn nicht aufgenommen. Wie der Apostel an einer andern Stelle sagt: „Ein Gott Vater und ein Herr Jesus Christus,“ so ist auch hier nur von Einem die Rede, nicht von Zwei. Denn da er über die Vielgötterei handelt, so hat er nur von einem einzigen Gott und Mittler gesprochen, damit man nicht der Zahl Zwei eine polytheistische Deutung gebe. Man sieht, wie genau in der heiligen Schrift die Worte abgewogen sind. 1+1=2, Das ist richtig. Aber Das gilt hier nicht, so sehr die Vernunft es nahe legt. Hier heißt es nicht: 1+1=2. Man spricht ja auch Dingen aus, welche die Vernunft nicht nahe legt, wenn man von der Geburt und dem Leiden Christi redet.

Denn ein Gott ist und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, Jesus Christus, 6. welcher sich selber hingegeben hat als Lösegeld für Alle, als Zeugniß zu seiner Zeit.

Also auch für die Heiden; wie? Gewiß. Christus ist auch für die Heiden gestorben. Du aber findest es unerträglich, für sie zu beten. Nun, sagt man, warum haben sie denn nicht geglaubt? Weil sie nicht wollten; Christus hat das Seinige gethan. Das Leiden nennt der Apostel ein „Zeugniß“. Er kam, will er sagen, um für die Wahrheit des Vaters Zeugniß zu geben, und wurde als Opfer hingeschlachtet. Also nicht bloß daß der Vater sich selber Zeugniß gibt, auch der Sohn gibt es dem Vater. „Ich bin gekommen im Namen meines Vaters,“ sagt er;1 und weiter: „Gott hat nie Jemand geschaut;“2 und wiederum: „Damit sie dich, den wahren Gott, erkennen;“3 und aber- S. 92 mals: „Gott ist ein Geist.“4 Bis zu seinem Tode also hat er fortwährend Zeugniß gegeben. „Zu seiner Zeit“ ist so viel wie „zur rechten Zeit“.5


  1. Joh. 5, 43. ↩

  2. Joh. 1, 18. ↩

  3. Joh. 17, 3. ↩

  4. Joh. 4, 24. ↩

  5. Καιροῖς ἰδίοις, also = “suo tempore”. Bisping (III. 155) vergleicht damit „die Fülle der Zeit“ (Gal. 4, 4) und erklärt: „zu seiner Zeit“, d. i. in dem Momente, wo die Menschheit und besonders das auserwählte Volk Israel die Stadien durchlaufen hatte, die sie nach der Anordnung Gottes durchlaufen sollte.“ ↩

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Commentaire sur la première épitre à Timothée Comparer
Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

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