• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam i ad Timotheum argumentum et homiliae 1-18 Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)
Zehnte Homilie.

I.

Kap. III.

1. Wenn Jemand nach dem Bischofsamte trachtet, so trachtet er nach einem gutenWerke. 2. Es muß also ein Bischof tadellos sein, der Mann eines einzigen Weibes, wachsam, ehrbar, wohlgesittet, gastfreundlich, fähig zum Lehren; 3. kein Polterer, kein Unhold, kein Wucherer, sondern gefällig, friedfertig, nicht geldgierig, seinem Hause gut vorstehend, die Kinder in Zucht haltend mit aller Ehrbarkeit.

I. Indem der Apostel zur Erörterung über das Bischofsamt schreiten will, gibt er eine zusammenhängende Darlegung der nothwendigen Eigenschaften eines Bischofs, nicht in der Form einer an Timotheus gerichteten Ermahnung, sondern in allgemeinen Ausdrücken, und wendet sich auf diese S. 118 Weise mit deiner Mahnung an die Gesammtheit (der Bischöfe). Was will er sagen? Wenn Einer nach dem Bischofsamte trachtet, so tadle ich ihn nicht. Es ist ja der Beruf eines Vorstehers. Wenn Einer eine solche Neigung hat, daß er nicht bloß nach einer angesehenen und bevorzugten Stellung trachtet, sondern nach dem Amte eines Vorstehers, so tadle ich ihn nicht. „Er trachtet nach einem guten Werke.“ Auch Moses hat nach dieser Sache getrachtet, aber nicht nach der Gewalt, und er that es in dem Grade, daß er die Worte hören mußte: „Wer hat dich zum Herrn und Richter über uns aufgestellt?“1 Wenn also Einer einen solchen Drang in sich fühlt, gut. Der Ausdruck „Bischofsamt (ἐπισκοπή) ist abzuleiten von der Aufsicht über die ganze Gemeinde (τὸ ἐπισκοπεῖν ἅπαντας).

„Es muß also ein Bischof tadellos sein, der Mann eines einzigen Weibes.“ Das Letztere ist kein Gebot, als wäre es nicht erlaubt, ohne Frau zu leben, sondern es enthält nur eine Beschränkung, weil es bei den Juden erlaubt war, auch in zweiter Ehe zu leben, ja selbst zwei Frauen zugleich zu haben. Denn „etwas Heiliges ist die Ehe“.2 Einige behaupten, es liege in diesen Worten der Sinn, als müßte der Bischof eines Weibes Mann sein.

„Tadellos.“ In diesem Worte liegt der Inbegriff aller Tugenden. Also wer sich einer Sünde bewußt ist, der thut nicht wohl daran, wenn er nach diesem Amte trachtet, von dem er sich durch seine Werke selber ausschließt. Nicht herrschen, sondern gehorchen muß ein Solcher. Denn ein Mann in herrschender Stellung muß heller strahlen als die leuchtendste Lampe und muß einen makellosen Lebenswandel führen, so daß Alle auf ihn schauen und nach seinem S. 119 Lebenswandel den ihrigen formen. Der Apostel gibt übrigens nicht ohne Absicht so eingehende Direktiven, sondern weil auch Timotheus selber Bischöfe aufstellen soll (wie es Paulus auch im Briefe an Titus verlangt) und weil vorauszusetzen war, daß Viele nach diesem Amte trachten würden, deßhalb stellt er diese Forderungen.

„Wachsam,“ d. h. mit durchdringendem Blick begabt, allerwärts mit hundert Augen hinspähend, scharf blickend und nicht von stumpfem Geistesauge. Es gibt ja eine Masse Zufälle, die keinen klaren Blick in die wirklichen Verhältnisse thun lassen. Verzagtheit, Sorgen, Überbürdung mit Geschäften und tausend Dinge bedrängen von allen Seiten. Ein Bischof muß also wachsam sein, er muß sich nicht bloß um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, sondern auch um die der Andern. Er muß also wachen, er muß glühen und so zu sagen Feuer schnauben vor geistigem Eifer, mehr als ein Feldherr, der Tag und Nacht seine Armee umkreist, muß er sich abmühen und muß Dienst thun, muß sich um Alle sorgen und kümmern.

„Ehrbar, wohlgesittet, gastfreundlich.“ Da auch die Untergebenen großentheils diese Eigenschaften besitzen, — auch sie müssen ja darin ihren Vorgesetzten gleichen, — so erwähnt der Apostel eine spezifische Eigenschaft der Bischöfe und fährt fort:

„Fähig zum Lehren.“ Das wird von dem Untergebenen nicht mehr verlangt. Und gerade diese Eigenschaft muß vor Allem einem Manne innewohnen, dem ein so hohes Amt ist anvertraut worden.

„Kein Polterer.“ Nicht der Trunkenbold ist damit gemeint, sondern ein übermüthiger und polternder Mensch.3

S. 120 *„Kein Unhold.“ Πλέκτης ist hier nicht Einer, der mit den Fäusten zuschlägt, sondern was heißt μὴ πλήκτην? Da es Einige gibt, die zur Unzeit das Gewissen der Brüder beunruhigen, auf dasselbe losschlagen (πλήκτουσι), so scheint mir, daß der Apostel Solche meint.

„Kein Wucherer, sondern gefällig, friedfertig, nicht geldgierig, seinem eigenen Hause gut vorstehend, die Kinder in Zucht haltend mit aller Ehrbarkeit.“ Wenn der Verheirathete sich um weltliche Dinge kümmert, der Bischof aber sich um solche nicht kümmern darf, wie kann der Apostel sagen, er soll eines Weibes Mann sein? Einige meinen daher, er bezeichne einen Wittwer, der ledig geblieben ist. Aber wenn auch Das nicht der Fall ist, so kann man ja als Verheiratheter so leben, wie wenn man es nicht wäre. Damals konnte der Apostel mit Rücksicht auf die Verhältnisse jener Zeit so Etwas ohne Anstand gestatten. Man kann ja damit ganz gut zurechtkommen, wenn man will. Denn gleichwie der Reichthum es zwar schwer macht, in den Himmel zu kommen, aber doch schon oftmals reiche Leute in denselben gekommen sind, so ist es auch mit dem ehelichen Stande.

Wie seltsam. In seiner Erörterung über den Bischof sagt der Apostel, derselbe solle „kein Polterer sein, sondern gastfreundlich“. Man sollte meinen, er hätte größere Dinge verlangt. Warum verlangte er denn nicht, der Bischof solle ein Engel sein und keiner menschlichen Leidenschaft Unterthan? Das ist ein ganz anderes Verlangen, das Christus an die Vorsteher einer Gemeinde stellt, sie sollen sich kreuzigen lassen und ihr Leben in die Schanze S. 121 schlagen. Das hat Christus wirklich verlangt: „Ein guter Hirt läßt sein Leben für seine Schafe;“4 und wiederum: „Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nicht nachfolgt, ist meiner nicht werth.“5 Aber der Apostel sagt, er solle „kein Polterer“ sein. Schöne Zustände, wenn man einem Bischof so Etwas sagen muß! Warum sagst du denn nicht, er soll bereits dieser Erde nicht mehr angehören? Was du den Weltleuten befiehlst, Das befiehlst du einem Bischof nicht. Was sagt er zu jenen? „Tödtet eure Glieder ab auf Erden!“6 Und wiederum: „Wer gestorben ist, der ist von der Sünde losgesprochen;“7 dann: „Die Christo angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt.“8 Und Christus hinwiederum sagt: „Wenn Jemand nicht Allem entsagt, was er hat, so ist er meiner nicht werth.“9 Warum hat also Paulus nicht so Etwas verlangt? Weil nur wenige so vollkommene Männer zu finden sind, Bischöfe aber brauchte man viele, in jeder Stadt mußte man einen haben.


  1. Ex. 2, 11. ↩

  2. Hebr. 13, 4. ↩

  3. Πάροινος steht im biblischen Texte. Bisping (III. 171) übersetzt: „nicht dem Trunke ergeben;“ Arnoldi-Lorenzi (III. 98): „kein Zecher“. Wir sagen der Erklärung des Chrysostomus folgend (πάροινος = ὑβριστής, αὐθάδης) „Polterer“. Πάροινος nämlich im altgriechischen Sinne = „Einer, der sich beim Weine schlecht beträgt.“ ↩

  4. Joh. 10, 11. ↩

  5. Matth. 11, 38. ↩

  6. Kol. 3, 5. ↩

  7. Röm. 6, 1. ↩

  8. Gal. 5, 24. ↩

  9. Luk. 14, 33. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (181.62 kB)
  • epubEPUB (158.04 kB)
  • pdfPDF (622.11 kB)
  • rtfRTF (497.82 kB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur la première épitre à Timothée Comparer
Homilien über den I. Brief an Timotheus (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité