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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Timotheum homiliae 1-10 Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)
Siebente Homilie.

III.

Ja, betrachten wir ihre Leidenschaft und schämen wir uns! Was hilft es, wenn auch wir nicht von Liebe zum Gelde entbrannt sind, aber dabei doch nicht eifrig zu Gott beten? Im anderen Falle achten die Menschen nicht Weib und Kind, nicht Hab und Gut, nicht das Leben selber, und doch wissen sie nicht gewiß, ob sie ihren Besitz vergrößern werden; denn oft sterben sie mitten in ihren Hoffnungen weg und gehen hinüber, ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Wir aber wissen gewiß, daß unsere Wünsche sich erfüllen werden, falls wir Gott lieben, wie es sein soll, und doch lieben wir ihn nicht und lassen Alles erkalten, die Liebe zum Nächsten und die Liebe zu Gott, und zwar die Gottesliebe in Folge der erkalteten Nächstenliebe. Es ist gar nicht möglich, daß ein Mensch, der die Liebe nicht kennt, edel und hochherzig empfinde. Denn das Fundament alles Guten ist die Liebe. „Daran,“ sagt der Heiland, „hängt das Gesetz und die Propheten.“1 Gleichwie das Feuer, das S. 347 einen Stoff ergreift, ihn von allen Schlacken zu reinigen pflegt, so nimmt auch die Hitze der Liebe, wohin sie nur geräth, alles Unreine hinweg und verachtet, was dem göttlichen Samen Schaden bringen könnte; sie macht den Boden rein zur Aufnahme der Samenkörner. Wo die Liebe ist, da ist alles Böse beseitigt. Da gibt es keinen Geiz mehr, diese Wurzel alles Übels, keinen Geiz und keinen Hochmuth. Denn wie könnte Einer gegen Denjenigen sich hochmüthig benehmen, den er liebt? Nichts macht so demüthig wie die Liebe. Wir leisten ja den Geliebten sogar Sklavendienste, und wir schämen uns deren nicht, sondern wissen ihnen sogar noch Dank, daß sie uns Gelegenheit dazu geben. Wir schonen das Geld, ja oft Leib und Leben nicht für sie. Wie oft hat sich schon Jemand für Den, welchen er liebt, Gefahren unterzogen! Neid und Verläumdung gibt es da nicht, wo die ächte Liebe ist. Nicht nur daß wir geliebte Menschen nicht verläumden, wir stopfen auch ihren Verläumdern den Mund. Alles ist glatt und ruhig, von Hader und Zwist nirgends eine Spur. Alles ist voll Frieden. „Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe,“ heißt es in der Schrift.2 Nichts Unangenehmes hat neben ihr Platz. Wieso? Nun, Sünde, Habsucht, Raub, Neid, Verläumdung, Stolz, Meineid, Lüge, alles Das hat ein Ende, wenn die Liebe da ist. Meineid z. B. beruht in dem Wunsche, fremdes Gut an sich zu bringen. Aber Niemand will Das einem geliebten Menschen gegenüber, im Gegentheil, er würde dem Freunde auch das Seinige geben. Das ist uns lieber, als wenn wir von ihm Etwas bekämen. Ihr alle wißt Das, die ihr schon Freunde gehabt habet. Ich spreche von Freunden nicht dem Titel nach und nicht im gewöhnlichen Sinne, sondern in dem Sinne, daß Einer den Andern liebt, wie es sich gehört, daß er sich durch seine Zuneigung an ihn gebunden fühlt. S. 348 Wenn aber Einige es nicht aus Erfahrung wissen, so sollen sie sich von Solchen belehren lassen, die es erfahren haben.

Jetzt will ich euch aus der heiligen Schrift von einer bewundernswerthen Freundschaft erzählen. Der Sohn des Saul, Jonathan, liebte den David, und „sein Herz,“ heißt es, „war so an ihn gebunden,“ daß David klagend sprach: „Die Liebe zu dir hat mich ergriffen wie Frauenliebe; deine Wunden sind mein Tod.“3 Wie nun? Hat Jonathan etwa den David beneidet? Ganz und gar nicht, obschon er einen triftigen Anlaß zum Neide gehabt hätte. Wie so? Aus dem Gang der Dinge konnte er abnehmen, daß die Krone auf den Freund übergehen werde, und doch hat ihn keine derartige Empfindung befallen. Er sprach nicht: Der ist’s, der mir den väterlichen Thron rauben wird, sondern er half mit, daß er zur Herrschaft gelangte, und schonte um des Freundes willen sogar seines eigenen Vaters nicht. Aber deßwegen halte ihn Niemand für einen Vatermörder! Er hat dem Vater kein Unrecht zugefügt, sondern nur seine ungerechten Nachstellungen vereitelt. Ja, er hat ihn eher schonend behandelt, als beleidigt; er ließ ihn nicht zu einem ungerechten Morde schreiten. Er wollte oftmals sogar für den Freund in den Tod gehen. Er hatte keine Anklage für ihn, er beschwichtigte sogar den schmähenden Vater. Er kannte keinen Neid gegen ihn, sondern unterstützte ihn in seinen Absichten. Er gab ihm nicht bloß Geld, sondern rettete ihm auch das Leben. Was rede ich von Geld? Er schlug sogar sein Leben für ihn in die Schanze. Er nahm keinen Anstand, seinem leiblichen Vater gegenüberzutreten im Interesse des Freundes, da jener zu ungerechten Handlungen schritt, dieser aber sich keiner solchen bewußt war. Also das war ein Freundschaftsbund mit einem Gerechten. In dieser Weise also benahm sich Jonathan. Sehen wir uns nun auch nach David um! S. 349 Ihm war es nicht mehr vergönnt, an dem Freunde Vergeltung zu üben; denn dieser wurde hinweggerafft vor der Herrschaft des David, und bevor der Beglückte die Königskrone erhielt, war der Beglückende dahingeschieden. Wie nun? Laßt uns sehen, wie die Freundschaft des Gerechten zu Tage trat, soweit es ging und möglich war. „Lieb warst du mir, o Jonathan,“ rief er, „und deine Wunden sind mein Tod.“ Ist Das Alles? Nun, Das ist doch nichts Kleines! Ausserdem hat er auch eingedenk der Dienste des Vaters dessen Sohn aus Gefahren gerettet, sowie dessen Enkel und den letzteren allezeit so gehalten wie ein Kind seines eigenen Sohnes. Solche Freundschaft sollten Alle hegen sowohl gegen Lebende wie gegen Verstorbene.


  1. Matth. 22, 40. ↩

  2. Röm. 13, 10. ↩

  3. I. Kön. 18, 1; II. Kön. 1, 26. ↩

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Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)

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