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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Timotheum homiliae 1-10 Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)
Neunte Homilie.

III.

Hier richtet er den Timotheus auf: wenn Allen, um so mehr ihm. Doch sagte er nicht: „Auch dir,“ sondern: „Allen“; unter Diesen versteht er vorzüglich ihn.

Aber, frägst du, wie kann man denn „die Ankunft Christi lieben“? Wenn man sich freut über sein Erscheinen. Wer sich aber darüber freut, der handelt auch entsprechend, der gibt sein Vermögen hin und, wenn es sein muß, auch sein Leben, damit er der künftigen Seligkeit theilhaftig werde, damit er würdig sei, der zweiten Ankunft des Herrn in der geziemenden Gestalt entgegen zu schauen, furchtlos, in Glanz und Verklärung. Das heißt „die Ankunft des Herrn lieben“. Wer seine Ankunft liebt, der wird Alles aufbieten, daß diese Ankunft, welche Allen gilt, speziell für ihn stattfinde. Wie ist Das möglich? frägt S. 381 man. Höre, was Christus spricht: „Wer mich liebt, der wird meine Gebote halten, und ich und der Vater werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“1 Man betrachte, was es Großes ist, wenn Derjenige, der für Alle gemeinsam erscheinen soll, verspricht, daß er für uns besonders erscheinen werde. „Wir werden kommen,“ sagt er, „und Wohnung bei ihm nehmen.“ Wenn Jemand seine Ankunft liebt, dann wird er alles Mögliche thun, um ihn zu sich zu rufen, ihn festzuhalten und sein Licht für ihn leuchten zu lassen. Nichts, das seiner Gegenwart unwürdig wäre, darf in uns vorhanden sein, dann wird er sofort bei uns Einkehr nehmen. Das Wort „Erscheinung“ (ἐπιφάνεια) bezeichnet das Herabkommen von oben, das Aufgehen aus der Höhe. Also suchen wir, was oben ist, und alsbald werden wir jene Strahlen auf uns ziehen! Keiner von Denen, die sich bücken und sich in den Erdboden vergraben, kann das Sonnenlicht schauen. Niemand, der sich mit irdischen Dingen befleckt, wird die Sonne der Gerechtigkeit zu schauen vermögen. Keinem erscheint sie, der in solche Dinge verwickelt ist. Komme ein wenig zur Besinnung, tauche empor aus der Tiefe, aus dem Wogensturm des irdischen Lebens, wenn du die Sonne sehen, wenn du der Erscheinung (des Herrn) theilhaftig werden willst. Kommt er aber jetzt zu dir, so wirst du auch an jenem Tage ihm mit großem Vertrauen entgegensehen. Komm jetzt zur Besinnung, lasse den Geist der Verblendung bei dir nicht zur Herrschaft kommen, damit er dir nicht empfindliche Hiebe ertheilt und dich zu Grunde richtet. Lasse dein Herz nicht versteinern, nicht finster werden, damit du nicht daran mit deinem Fahrzeug scheiterst. Laß keine Hinterlist walten! Denn auch versteckte Klippen verursachen die schwersten Schiffbrüche. Nähre keine Bestien, — ich meine die Leidenschaften; denn diese sind ärger als Bestien, — haue nicht auf Dinge, die in beständigem Flusse S. 382 sind, damit du fest zu stehen vermagst! Niemand ist im Stande, auf dem Wasser zu stehen, auf einem Felsen aber steht Alles sicher. Die irdischen Dinge sind Wasser. „Die Wasser sind mir in die Seele gedrungen,“ heißt es,2 wie ein Gießbach, der vorbeiströmt. Der Fels, das ist die geistige Welt. „Hoch auf einen Felsen hast du meine Füße gestellt.“3 Die irdische Welt ist Schlamm und Koth. Arbeiten wir uns heraus! So können wir der Erscheinung des Herrn theilhaftig werden. Was nur immer kommen mag, tragen wir es. In allen Lagen reicht der Trost aus, daß wir für Christus leiden. Diesen Zauberspruch angebracht, und der Schmerz der Wunde hört auf. Wie kann man sagen, daß ich für Christus leide? frägst du. Es hat dir Einer Schlimmes nachgeredet in irgend einer beliebigen Richtung, nicht mit Bezug auf Christus? Trägst du es mit Geduld, dankst du dafür, betest du für den Verläumder, dann hast du Das alles wegen Christus gethan. Fluchst du ihm, gebärdest du dich unwillig, suchst du dich zu vertheidigen, auch wenn es keinen Erfolg hat, dann leidest du nicht mehr für Christus, sondern du hast einen Schaden und hast dich mit eigenem Willen der Frucht des Leidens beraubt. Denn bei uns liegt es, ob wir von den Unannehmlichkeiten des Lebens Nutzen oder Schaden haben. Das liegt nicht in der Natur der Dinge, die uns zustoßen, sondern in unserer Gesinnung. Ich will ein Beispiel anführen. Job hat so viel gelitten, er ertrug es mit Dank gegen Gott, er ward gerechtfertigt, nicht weil er gelitten, sondern weil er mit Dank gegen Gott gelitten hat. Ein Anderer hat das Nämliche gelitten — oder vielmehr nicht einmal das Nämliche, denn es gibt Niemand, der so viel zu leiden gehabt, — also viel weniger: er poltert, lästert, flucht auf die ganze Welt, beschwert sich gegen Gott. Dieser wurde verurtheilt und verdammt, nicht weil er ge- S. 383 litten, sondern weil er gelästert hat. Und diese Lästerung wurde ihm nicht von seinem Unglück abgezwungen; dann hätte ja auch Job lästern müssen. Wenn Dieser, von schwererem Unglücke betroffen, Das nicht that, so stammt die Lästerung nicht vom Unglück, sondern von der Willensschwäche. Eine starke Seele also müssen wir haben, und Nichts wird uns schwer vorkommen, wie im Gegentheil einer schwachen Seele Alles schwer vorkommt. Durch unsere seelische Disposition kann Alles erträglich oder unerträglich werden. Diese also wollen wir kräftigen, dann werden wir Alles mit Leichtigkeit tragen. Es ist ja auch bei einem Baume so. Wenn er seine Wurzel tief in den Boden senkt, dann wird ihn auch ein heftiger Sturm nicht umwerfen können; wenn sie aber auf der Oberfläche liegt, und es kommt nur ein schwacher Windstoß, so liegt er gleich entwurzelt da. So ist’s auch bei uns. Wenn wir unser Fleisch angenagelt haben durch die Furcht Gottes, kann uns Nichts umwerfen; legen wir es aber nur einfach so hin, dann macht ein leiser Windhauch es verschwinden und verloren gehen.

Deßhalb ermahne ich euch, Alles recht geduldig zu ertragen und den Propheten nachzuahmen, welcher spricht: „Meine Seele ist festgeleimt an dir.“4 Man beachte den Ausdruck: „Meine Seele ist festgeleimt“ (ἐκολλήθη); nicht „sie ist nahe bei dir,“ sondern „festgeleimt an dir“. Und wiederum: „Meine Seele dürstet nach dir,“5 nicht bloß: „Sie verlangt nach dir;“ das Heftige des Verlangens soll durch diese Ausdrücke dargestellt werden. Und abermals: „Nagle mein Fleisch an mit deiner Furcht!“6 Er will, daß wir immer fest an Gott hangen und mit ihm verbunden seien wie durch Leim und Nägel, so daß wir nie von ihm uns trennen. Wenn wir so zu Gott uns verhalten, wenn wir unsere Gedanken an ihn hinnageln, wenn S. 384 wir nach ihm dürsten vor Verlangen, dann ist all unsere Wünschen erfüllt, dann werden wir die einstige Seligkeit erlangen in Christus Jesus, unserem Herrn, mit welchem dem Vater und dem heiligen Geiste sei Lob, Herrlichkeit und Ehre, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen.

S. 385


  1. Joh. 14, 23. ↩

  2. Ps. 68, 2. ↩

  3. Ps. 29, 3. ↩

  4. Ps. 62, 8. ↩

  5. Ebend. ↩

  6. Ps. 118, 120. ↩

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Commentaire sur la deuxième épitre à Timothée Comparer
Homilien über den II. Brief an Timotheus (BKV)

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