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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Vierzehnte Homilie

IV.

So sind auch wir neu, oder vielmehr wir sind es gewesen; jetzt eben sind wir alt geworden, darum stehen wir auch am Rande des Unterganges und des Verderbens. Allein wenn wir wollen, können wir dieses Alter abstreifen, wenn auch nicht mehr durch die Taufe, so doch durch die Buße. Findet sich in uns etwas Altes, so wollen wir es wegwerfen; jegliche Runzel, jegliche Mackel und jeglichen Schmutzflecken wollen wir wegreinigen, und ansehnlich werden, damit der König nach unserer Schönheit verlange. Auch diejenigen, welche in die größte Häßlichkeit gefallen sind, können jene Schönheit wiedererlangen, von welcher David spricht: „Höre, Tochter, und schaue, und neige dein Ohr, und vergiß dein Volk und das Haus deines Vaters; so wird der König nach deiner Schönheit verlangen.“1 Allein das Vergessen verleiht die Schönheit, die Seelenschönheit nämlich, nicht. Welches Vergessen thut das? Das Vergessen der Sünden. Er spricht nämlich zur Kirche, die sich aus Heiden gebildet, und ermahnt sie, der Eltern, die den Götzen opferten, nicht mehr zu gedenken; denn aus solchen war sie zusammengekommen. Er sagt nicht: bleib von ihnen ferne, sondern was mehr ist: lasse sie aus dem Sinne, wie es auch an einer andern Stelle heißt: „Ich will deren Namen nicht auf meine Lippen bringen.“2 Und S. 240 wieder: „Damit mein Mund nicht rede von Menschenwerken.“3 Das ist noch keine große Tugend, oder vielmehr doch eine große, aber keine wie die obige. Denn was spricht er dort? Er sagt nicht: Du sollst „nicht reden“ von deinen Eltern, sondern: Du sollst ihrer „nicht gedenken“, sie dir nicht in den Sinn kommen lassen. Siehst du, wie sehr er uns vom Bösen ferne halten will? Denn wer sich dessen nicht erinnert, wird darüber nicht nachdenken; wer aber nicht daran denkt, wird auch seine Zunge bewahren; wer aber nicht davon spricht, wird es auch nicht thun. Siehst du, vor wie vielen Zugängen er uns verschanzt, und durch wie viele Zwischenräume er uns zeitig entfernt hat? Daher wollen auch wir hören und unsere Übel vergessen, nicht unsere Sünden, sage ich, denn gedenke, heißt es, du vorher, und ich will nicht eingedenk sein. Gedenken wir z. B. nicht mehr des Raubes, sondern geben das frühere zurück, das heißt: das Laster vergessen und jeglichen Raubgedanken entfernen und ihn nimmer aufkommen lassen, sondern auch die frühern Vergehen tilgen. Wie gelangen wir aber dahin, das Laster zu vergessen? Durch das Andenken an die Güter Gottes; denn wenn wir stets an Gott denken, wird jenes in unserm Gedächtnisse keinen Platz mehr finden; „Gedenke ich deiner“, heißt es, „aus meinem Lager, so sinne ich über dich nach am Morgen.“4 Man soll sich zwar immer, aber dann zumeist an Gott erinnern, wenn die Betrachtung ruhig verläuft, wenn man durch jenes Andenken mit sich selbst ins Gericht gehen und Alles im Gedächtnisse festhalten kann. Denn wenn wir uns dem Nachdenken bei Tag überlassen, werden wir durch das Geräusch und durch die hinzugekommenen fremden Sorgen darin gestört; in der Nacht aber, wo sich die Seele in stiller Ruhe, im Hafen und unter heiterem Himmel befindet, ist diese Thätigkeit immerfort möglich: „Was ihr sprechet“, heißt es, „in euerm Herzen, das bereuet auf euren Lagern!“5 Zwar sollte S. 241 dieses Andenken auch bei Tage nicht fehlen; da ihr aber fortwährend zeitliche Sorgen habt und durch Verhältnisse des Lebens abgezogen werdet: so gedenket denn eueres Gottes auf dem Lager, und sinnet über ihn am Morgen.6 Wenn wir uns am Morgen mit solchen Gedanken abgeben, dann werden wir mit großer Sicherheit an unser Tagewerk gehen. Wenn wir vorerst durch Gebet und Flehen uns Gott gnädig machen, so werden wir, also fortschreitend, keinen Feind haben; solltest du aber dennoch einen solchen haben, so kannst du ihn verlachen, da Gott dich schirmt. Krieg gibt es im öffentlichen Leben, Kampf in den täglichen Verhältnissen: es gibt Sturm und Unwetter. Wir müssen daher Waffen haben; eine starke Waffe aber ist das Gebet. Wir bedürfen günstiger Winde; wir müssen Alles lernen, damit wir die Länge des Tages ohne Schiffbruch und ohne Wunden vollenden. Denn Tag für Tag finden sich viele Klippen, und schon oft ist das Schiff angestoßen und zu Grunde gegangen, darum ist uns das Gebet Morgens und Abends besonders vonnöthen. Viele von euch haben schon oft die olympischen Spiele gesehen, und sie waren nicht allein Zuschauer sondern auch Gönner und Bewunderer der Kämpfer, und zollten ihren Beifall bald diesem bald jenem. Ihr wisset nun, daß während jener ganzen Zeit, so lange die Kämpfe dauern, der Herold während der ganzen Nacht nichts Anderes denkt und für nichts Anderes besorgt ist, als daß Derjenige, welcher zum Kampfe heraustritt, sich nicht mit Schande bedecke. Denn Jene, welche beisitzen, befehlen dem Trompeter, mit Keinem Etwas zu sprechen, damit er nicht den Athem anstrenge und dann lächerlich werde. Wenn also derjenige, welcher vor Menschen kämpfen soll, so große Sorgsalt verwendet, so wird es uns um so mehr angemessen erscheinen, zu denken und besorgt zu sein, da für uns ja das ganze Leben ein Kampf ist. Seien wir daher die ganze Nacht wachsam, und sorgen wir dafür, daß S. 242 wir, wenn wir am Tage ausgehen, nicht dem Spotte verfallen. Ja, wenn wir bloß dem Spotte verfielen. Nun aber sitzt zur Rechten des Vaters der Kampfrichter, der genau hört, ob unsere Rede etwa übeltönend oder gegen die rechte Art sei; denn er richtet nicht bloß unsere Handlungen, sondern auch unsere Worte. Wachen wir daher, Geliebte, die Nacht durch! Auch wir haben unsere Gönner, wenn wir wollen: einem Jeden von uns steht ein Engel zur Seite; wir aber schnarchen die ganze Nacht. Und wenn es nur dabei bliebe. Viele vollbringen auch arge Wollust, indem sie in die schlechten Häuser gehen oder zu Hause, wohin sie feile Dirnen bringen, Unzucht treiben. Ja so ist es. Diese sind um einen guten Kampf wenig besorgt. Andere sind betrunken und führen schlechte Reden; Andere lärmen; Andere wachen im Dienste des Bösen, indem sie gegen diejenigen, welche schlafen, Arglist sinnen; Andere berechnen ihre Zinsen; Andere werden von Sorgen gefoltert und thun lieber Alles, als was zum Kampfe gehört. Darum, ich bitte euch, wollen wir Allem entsagen und auf Eines hinschauen, damit wir den Kampfpreis erlangen und die Krone gewinnen. Alles wollen wir thun, wodurch wir theilhaftig werden können der verheissenen Güter, die uns Allen zu Theil werden mögen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit u. s. w. S. 243


  1. Ps 44,11.12 ↩

  2. Ps 15,4 ↩

  3. Ps 16,4 ↩

  4. Ps 16,4 ↩

  5. Ps 4,5 ↩

  6. Ps 62,7 ↩

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Commentaire de Saint Jean Chrysostome sur l'épître de Saint Paul aux Hébreux Comparer
Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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