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Œuvres Denys l'Aréopagite, ps. (520)

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Kirchliche Hierarchie (BKV)

§ 3.

1) Die göttliche Güte bleibt sich in der Ausgießung ihrer geistigen Strahlen immer gleich. 2) Die vernunftbegabten Wesen können aber durch Mißbrauch ihrer Willensfreiheit das geistige Auge vor dem Lichte verschließen, das immerdar über ihnen leuchtet. 3) Ebenso können sie zu ihrem eigenen Schaden sich überheben und in ein für ihre Sehkraft zu starkes Licht zu schauen begehren. 4) Nach diesem Vorbild, gleich einer ewig klaren und freundlichen Sonne, läßt auch der Hierarch die Strahlen seiner Belehrung, durch keine Mißgunst ge- S. 110 trübt, über den Untergebenen leuchten, je nach der Empfänglichkeit der einzelnen Stufen.

Wir sagen also, daß die Güte der göttlichen Seligkeit sich immer gleich bleibt und auf ein und dieselbe Weise sich verhält, indem sie die wohltätigen Strahlen ihres eigenen Lichtes reichlich über alle geistigen Augen ausgießt. Wenn nun die Selbstbestimmung und Willensfreiheit der vernünftigen Wesen von dem geistigen Lichte sich abtrünnig wegwendet, indem sie aus Liebe zum Bösen die von Natur ihnen eingepflanzten und für die Aufnahme des Lichtes bestimmten Sehorgane verschließen, so bleiben sie von dem ihnen nahen Lichte isoliert, trotzdem daß es von ihnen nicht weicht, sondern gütig über dem verschlossenen Auge leuchtet und dem abgewandten Blicke zuströmt1. Wenn im andern Falle das vernunftbegabte Wesen die Grenzen dessen überspringen wollte, was ihm nach bestimmtem Maße zu sehen vergönnt ist, und vermessen zu den Strahlen emporzuschauen wagte, welche seine Sehkraft übersteigen, so wird das Licht zwar keine seiner Natur widersprechenden Wirkungen hervorbringen; das vermessene Geschöpf aber, das trotz seiner Unvollkommenheit sich auf das Vollkommene wirft, wird einerseits das ihm nicht Zugehörige doch nicht erreichen, andrerseits infolge der unziemlichen Überhebung auch des ihm gebührenden Anteils durch eigene Schuld verlustig gehen.

Aber freilich, wie gesagt, das göttliche Licht ist immerdar wohltätig wirkend über die geistigen Augen ausgegossen. Sie haben es in der Gewalt, es zu erfassen, denn es ist ihnen nahe und immer durchaus zu der göttlich schönen Mitteilung von dem eigenen Reichtum bereit. Siehe hier das Bild, welchem der göttliche Hierarch sich verähnlicht und nachbildet. Auch er verbreitet die lichtgearteten Strahlen seiner gotterfüllten Belehrung ohne neidischen Vorbehalt über alle. Er ist, ein Nach- S. 111 ahmer Gottes, von ganzem Herzen bereit, den Ankömmling zu erleuchten. Ohne eine Mißgunst, ohne einen unheiligen Zorn über die frühere Abtrünnigkeit oder Überhebung zu kennen, läßt er gotterfüllt die Strahlen seiner lichtvollen Unterweisungen allzeit den Katechumenen leuchten, soweit es der Geist der Hierarchie verlangt, in schöner Ordnung und stufenmäßiger Abfolge, entsprechend dem Maße der Empfänglichkeit, die ein jeder für das Heilige besitzt.


  1. Das Gleichnis, welches D. hier vom Verhalten des Lichtes zum menschlichen Auge hernimmt, ist auch von Cyr. v. Jer. in seinem Taufunterricht verwertet cat. 6, 29 (M. 33, 589). Vor ihm benützt es schon Clem. Al. strom, 7. 16 (M. 9, 536), nachher verschiedene andere. ↩

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Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)

§ 3.

Wir sagen also, die Güte der göttlichen Seligkeit, die sich immer auf gleiche Weise verhält, lasse die wohltätigen Strahlen ihres Lichtes allen geistigen Augen überreich zukommen; selbst wenn die Freiheit der mit eigentätiger Geistigkeit Begabten das geistige Licht verläßt, wenn sie die ihr von Natur eingepflanzten Kräfte zum Empfang des Lichtes aus Liebe zum Bösen abschnürt und sich dem gegenwärtigen Licht entzieht, läßt dieses sie keineswegs im Stich, sondern erleuchtet noch den, der die Augen schließt, und kommt dem Abgewandten voll Güte entgegen. Wenn sie aber, mit mäßiger Sehfähigkeit ausgestattet, ihre Grenzen überspringen will und es wagt, in die Strahlen zu schauen, denen ihr Sehvermögen nicht gewachsen ist, dann tut zwar das Licht nichts, was gegen seine Natur wäre; der aber auf unvollkommene Weise dem Vollkommenen zu nahen sucht, erlangt durchaus nichts ihm nicht Entsprechendes, vielmehr müht er sich durch eigene Schuld vergebens, indem er sich dreist in seiner Mittelmäßigkeit überhebt. Doch wie gesagt: Gütig ist das göttliche Licht stets für die geistigen Augen geöffnet, und den Geist, der ihm gegenwärtig ist und stets bereit für die Gottes würdige Mitteilung seiner selbst, läßt Er die Fülle haben. Zur Nachahmung dessen wird der heilige Bischof herangebildet: Er läßt die leuchtenden Strahlen seiner göttlichen Lehre sich als helles Licht über alle ausbreiten, stets bereit, den ihm Nahenden nach Gottes Vorbild zu erleuchten; er braucht keine Schmähworte oder schrecklichen Verwünschungen wegen eines früheren Abfalls oder einer Unmäßigkeit, sondern nach dem Beispiel Gottes läßt er den ihm Nahenden stets in priesterlicher Weise seine Erleuchtungen zuteilwerden, schön und in rechter Ordnung und der Fassungskraft eines jeden für das Heilige entsprechend.

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Traductions de cette œuvre
Kirchliche Hierarchie (BKV)
Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)
Traité de la Hiérarchie Ecclesiastique Comparer
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Einleitung zur Himmlischen und Kirchlichen Hierarchie

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