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Kirchliche Hierarchie (BKV)
§ 6.
1) Den Ungläubigen wird nicht einmal gestattet, die sinnbildlichen Zeichen und den Beginn der liturgischen Feier zu sehen. 2) Die Katechumenen, Energumenen und Büßer dürfen nur dem Psalmengesang und den Schriftlesungen anwohnen, während die eigentlichen Glieder der Gemeinde beim ganzen Gottesdienste bleiben. 3) Der Grund dieses Verfahrens der Hierarchie ist ein heilsam pädagogischer, der die verschiedene Empfänglichkeit der Stände der Kirche berücksichtigt. 4) Die Katechumenen nehmen in der Kirche den äußersten Platz ein, weil sie als Ungetaufte das übernatürliche Sein noch gar nicht erlangt haben. Sie gleichen der unausgetragenen Frucht im Mutterleibe, bedürfen eines geistigen Hebammendienstes und müssen die Zeit der Reife abwarten, damit sie nicht das traurige Schicksal einer Fehlgeburt erleiden. 5) Die Kirche bietet ihnen während des Katechumenats die entsprechende geistige Nahrung und verhilft ihnen dann zur Wiedergeburt, zum Eintritt in das Lichtreich der Sakramente.
Diejenigen Menschen, welche gar nicht den Schall der heiligen Geheimnisse um ihre Ohren erklingen lassen, sehen nicht einmal die bildlichen Zeremonien, denn schamlos leugnen sie das heilsame Mysterium der Geburt aus Gott und halten zu ihrem Verderben den Worten der Schrift dieses andere entgegen: „Deine Wege will ich nicht kennen“1. Die Katechumenen dagegen, die Energumenen und die Büßer läßt die Satzung der heiligen Hierarchie zum Anhören des heiligen Psalmen- S. 129 gesanges und der gotterfüllten Lesung der allheiligen Schriften zu, aber zu den folgenden liturgischen Akten und Betrachtungen ruft sie diese Klassen nicht, sondern nur die gesunden Augen der vollkommen Ausgebildeten. Denn die gottähnliche Hierarchie ist von heiliger Gerechtigkeit erfüllt und verleiht auf heilsame Art einem jeden den gebührenden Anteil, indem sie die harmonische Teilnahme an jedem göttlichen Geheimnis, Ebenmaß und Verhältnis wahrend, zu rechter Zeit heilig erlaubt.
Die letzte Stufe ist also den Katechumenen zugewiesen, weil sie noch von gar keinem Sakrament der Hierarchie Anteil und Aufschluß haben und noch nicht das gotterfüllte Dasein besitzen, welches der Geburt aus Gott entspricht, vielmehr erst von väterlichen Belehrungen zur (geistigen) Entbindung gebracht und durch lebenspendenden Gestaltungsprozeß für die aus der Gottesgeburt stammende glückselige Annäherung an die Urquelle des Lebens und Lichtes ausgebildet werden. Wenn die fleischliche Leibesfrucht unausgetragen und unausgebildet vor der naturgemäßen Entbindung als Fehl- und Frühgeburt ausfällt, so bedeutet das für dieselbe ein geburtloses, lebloses, lichtloses Fallen auf den Boden. Wohl kein Vernünftiger dürfte beim Anblicke einer solchen Erscheinung behaupten, daß diese Wesen ans Licht gebracht seien, wenn sie auch aus der Finsternis des Mutterschoßes ausgeschieden sind. Sagt doch wohl die Arzneiwissenschaft, welche die Kenntnis und Obsorge um die Leiber hat, daß das Licht nur auf alles das wirke, was Empfänglichkeit für das Licht besitzt. In dieser Weise handelt nun auch die hochweise Heilswissenschaft. Zuerst entwickelt sie die Katechumenen durch die vorbereitende Nahrung der Schriftworte, welche Gestalt und Leben schaffen, zur (geistigen) Entbindung. Hat sie dann aber deren Natur für die Geburt aus Gott zur vollen Reife gefördert, so verleiht sie ihnen zu ihrem Heile, der entsprechenden Stufe gemäß, die Gemeinschaft mit dem Reich des Lichtes und der Vollendung. Jetzt aber schließt sie noch von ihnen als Unreifen das Reife aus und sorgt so einerseits für die gute Ordnung der heiligen Geheimnisse, andrerseits für Entbindung S. 130 und Leben der Katechumenen in gottentsprechender Abfolge der hierarchischen Gliederung2.
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Job 21, 14. Das frevle Wort, das Job den Gottlosen in den Mund legt, wiederholen die hartnäckigen Ungläubigen. ↩
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Das breit ausgeführte Bild vom unreifen Fötus (Abortus) in Verbindung mit der Idee vom geistigen Hebammendienst (Maieutik) ist zum Teil der Sokratesliteratur entnommen, zum Teil den griechischen Vätern, wie Greg. v. Nyssa in Ps. 57 (M, 44, 596 A-B). ↩
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Kirchliche Hierarchie (Edith Stein)
§ 6.
Die aber diese Sakramente überhaupt nicht kennen, die sehen auch die Bilder nicht, da sie die heilige Lehre von der göttlichen Wiedergeburt frech verschmähen und auf die heiligen Worte die verworfene Antwort geben: Wir wollen Deine Wege nicht kennen. Den Katechumenen, Besessenen und Büßern erlaubt das Gesetz der heiligen Hierarchie das Anhören des Psalmengebets und der Schriftlesungen; aber zu den folgenden heiligen Handlungen und Feierlichkeiten ruft sie sie nicht, sondern nur die vollkommenen Augen der Vollkommenen. Denn jene göttliche und heilige Ordnung ist voll heiliger Gerechtigkeit und gewährt einem jeden nach seinem Verdienst Anteil an den göttlichen Dingen und je nach dem Fassungsvermögen und der Art eines jeden zur angemessenen Zeit.
Die letzte Stufe also ist den Katechumenen zugewiesen, denn sie haben noch keinen Anteil an der ganzen hierarchischen Vollkommenheit und keine Kenntnis davon. Sie sind noch nicht durch die göttliche Geburt zur göttlichen Seinsverfassung gelangt und werden noch durch väterliche Worte aufgezogen (ausgebrütet) und durch lebenweckende Formen für jenen seligen ersten Schritt zu Leben und Licht aufgrund der göttlichen Geburt herangebildet. Wenn nämlich Kinder dem Fleische nach unvollendet und ungeformt, ohne Hilfe der Hebamme, vor der Zeit zur Welt kommen, werden sie zur Erde fallen, ohne zur Geburt, zum Leben und Licht zu gelangen; und keiner, der gesundes Urteil hat und sieht, was augenscheinlich ist, wird sagen, sie seien zum Licht geboren und aus der Finsternis des Mutterleibes befreit. (Die Heilkunde, die sich auf das Körperliche versteht, sagt, das Licht wirke auf das ein, was aufnahmefähig für das Licht sei.) So zieht auch die weise Lehre vom Heiligen jene erst mit der vorbereitenden Nahrung heiliger Worte auf, die die Kraft haben zu formen und zu beleben; und erst wenn sie ihnen zu einer Verfassung verholfen hat, die für die göttliche Wiedergeburt geeignet ist, dann gewährt sie ihnen in heilsamer Ordnung Anteil an der Gemeinschaft lichtvoller und vollendunggebender Dinge. Jetzt aber errichtet sie eine Schranke zwischen dem Vollkommenen und den Unvollkommenen, indem sie einerseits für die Ehre des Heiligtums, andererseits für die Erziehung und das Leben der Katechumenen Sorge trägt gemäß der göttlichen Festsetzung der hierarchischen Ordnung.