29. Wie Childebert und Chlothar nach Spanien zogen
Hierauf zog König Childebert nach Spanien. Und als er mit Chlothachar in das Land eingedrungen war, schlossen sie mit ihrem Heere die Stadt Saragossa ein und belagerten sie. Die Belagerten aber wandten sich zum Herrn und demütigten sich tief vor ihm, sie enthielten sich der Speise und des Tranks und zogen in Bußgewändern unter Chorgesang mit dem Rocke des S. 166 heiligen Märtyrers Vincentius1 auf den Mauern der Stadt umher. Auch die Weiber folgten unter Wehklagen in schwarzen Kleidern, die aufgelösten Haare mit Asche bestreut, es war, als ob sie ihren Männern das Totengeleit gäben. Und es setzte der ganze Ort alle seine Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit dergestalt, daß man sagte, sie hielten Fasten wie zu Ninive2, und es könne nicht anders sein, als daß die göttliche Barmherzigkeit durch ihre Bitten erweicht werde. Die Belagerer wußten aber erst nicht, was die in der Stadt vor hätten, als sie dieselben auf den Mauern umherziehen sahen; sie meinten, sie führten etwas Ubles im Sinne. Darauf aber ergriffen sie einen einfachen Mann aus der Stadt und fragten ihn, was die drinnen denn vor hätten. »Sie tragen,« sagte er, »den Rock des heiligen Vincentius herum und bitten bei ihm, daß sich der Herr ihrer erbarme.« Da überkam sie große Furcht und sie zogen sich von der Stadt zurück. Aber sie hatten doch einen sehr großen Teil von Spanien schon erobert und kehrten mit reicher Beute nach Gallien heim3.
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Nach den Gesta Franc-drum, Kap. 28, hätte ihn der Bischof der Stadt König Childebert zum Geschenk gemacht, dieser dann nach seiner Rückkehr dem Heiligen m Paris eine Kirche erbaut. ↩
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Jonas Z, 5. · ↩
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Nach Isidor (Gothengeschichte. Kap. 41——43) endete der Feldzug DCSESM M« einer schweren Niederlage der Franken. ↩