36. Vom Tode Theudeberts und dem Ende des Parthenius
Hieraus fing König Theudebert an zu erkranken. Die Arzte gaben sich viel Mühe um ihn, aber es half nichts, denn der Herr hatte beschlossen, ihn abzurufen. Und nach langem Siechtum starb er an der Krankheit, die ihn befallen hatte1 Die Franken aber haßten bitter den Parthenius2, weil er S. 174 ihnen zur Zeit des genannten Königs Steuern auferlegt hatte3, und fingen an, ihn zu verfolgen. Und da er sah, daß er in Todesgefahr fchwebe, floh er aus der Stadt, und bat zwei Bischöfe dringend, sie möchten ihn nach Trier geleiten und den Aufruhr des wütenden Volks durch Ermahnungen beschwichtigen. Auf der Reise aber, als er nachts auf dem Lager lag, schrie er plötzlich im Traume laut auf und sprach: »Ach -—ach! Alle, die ihr da seid, kommt her und helfet mir, ich komme um.« Da erwachten, die bei ihm waren, von dem Geschrei und fragten ihn, was ihm denn wäre. Er antwortete: »Mein Freund Ausanius und mein Weib Papianilla, die ich ermordet habe, zogen mich vor den Richterstuhl und sprachen: »Komm und gib Rechenschaft, denn zwischen dir und uns soll gerichtet werden vor dem Herrn. « Er hatte nämlich aus Eifersucht einige Jahre zuvor sein unschuldiges Weib und seinen Freund getötet. Da aber die Bischöfe nach der erwähnten Stadt kamen und die Bewegung des lärmenden Volkes nicht beherrschen konnten, wollten sie ihn in der Kirche verbergen, sie steckten ihn daher in eine Lade und breiteten Gewande über ihn, die zum kirchlichen Gebrauch dienten. Das Volk aber drang ein und durchsuchte alle Winkel der Kirche. Und da es ihn nicht fand, gingen die Leute wutknirschend wieder hinaus. Einer schöpfte jedoch Verdacht und sprach: »Da ist noch eine Lade, wo wir unseren Feind noch nicht gesucht haben« Die Kirchendiener versicherten, es seien nur Meßgewande darin. Jene aber verlangten den Schlüssel und sprachen: »Wenn ihr sie nicht gleich öffnet, so brechen wir S. 175 sie selber auf« Da öffneten sie die Lade, zogen die Gewande fort und fanden ihn. Und sie frohlockten und sprachen: »Gott hat unseren Feind in unsere Hände gegeben4.« Sie schlugen ihn darauf mit Fäusten, spieen ihm ins Gesicht, banden ihn mit den Händen auf dem Rücken an eine Säule und steinigten ihn.
— Dieser Mensch war sehr unmäßig im Essen und pflegte, um schneller wieder Eßlust zu bekommen, Aloe zu nehmen, daß er rasch das Genossene verdaue5 auch ließ er öffentlich ohne alle Scheu vor den Anwesenden Winde fahren. Er kam auf die geschilderte Weise ums Leben.
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Nclch dem Byzantiner Agathias (l 4) dagegen traf ihn auf der Jagd ein Baum, den ein Auerochsc entwurzelt hatte, so unglücklich auf den Kopf, daß er noch denselben Tag starb. ↩
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Pakkhenillsp Über dessen Stellung am Hofe wir Näheres nicht wissen, war ein Enkel des Bischofs Ruricius von Limoges (um 500), in dessen Briefen er mehrfach Zztklkxxlktsxkexzszekn YAJEV AAJTECOIU war ivohbein Sohn des Kaisers Ariitus und der S 94 Azlm Lfapzdeililillai die mit Apollinaris Sidoniiis vermähltuvar (vgl. oben de; Parthetsliuss ob inflt Clchen Namen führt auch die unten erwähnte» Geniahliii » . olge irgend eines verivandtschaftlicheii Zusammenhaiiges init IMMEMUß dslhingestellt bleiben. Vgl. Kriisch in den Anat. unt. "Vlll, S. LX1I, LXVL ↩
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Die fränkischen Könige suchen zunächst die römische Steuerverfassung beizubehalten, die auf einer Kopfsteuer für die landlose und einer Grundsteuer für dIe bodenbesitzende Bevölkerung beruhte. Jedoch waren die Freien von der KVPssJCUFV eximiert. Sie zu einer solchen heranzuziehen, galt als Verminderung Ihre! FVEIHCIJ und jeder Versuch dazu wurde auf das entschiedenste bekämpft. Vgl. B. VII. Kklpszlss Ursprünglich zahlten die Franken auch keine Grundsteuerm doch scheinst! spUkVk zu denselben in dem Falle herangezogen worden zu sein, WCUU sie UVsPVUUSIITII fkEUCV pflichtigen Grund und Boden in Besitz bekamen. ↩
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Vgl. 1. Sam. 26, 8. ↩
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Die Aloe wurde bereits im Altertum, z. B. von Plinius, als Abführmittel empfohlen. Wir haben ein Stück antiker Medizin vor uns. ↩