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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Viertes Buch.

32. Von dem Mönch Julianus

Es lebte zu jener Zeit in dem Kloster zu Randan im Gebiete von Arvern ein Priester, dem eine ausnehmende Wunder« kraft verliehen war, mit Namen Julianus. Er war äußerst enthaltsam,. genoß weder Wein noch irgend eine Zukost1, trug immerdar ein härenes Bußkleid2 unter dem Gewande, war unermüdlich in Wachen und beständig im Gebete. Ihm war es ein Leichtes, die Besessenen zu heilen, die Blinden sehend zu machen und alle andern Krankheiten zu bannen, wenn er nur den Namen des Herrn anrief und das Zeichen des heiligen Kreuzes schlug. Da er aber vom Stehen Reißen in den Füßen bekam und man ihn wohl fragte, warum er immer stehe, da doch der Körper das nicht zu leisten vermöchte, pflegte er mit frommem Scherze zu sagen: »Sie arbeiten ja für mich, so lange ich das Leben habe und ihre Unterstützung3 mir nach Gottes Willen nicht fehlt« Wir selbst sahen ihn einst in der Kirche des heiligen Julianus einen Besessenen allein durch sein Wort heilen4 Viertägige und andere Fieber vertrieb er oft durch sein Gebet. Zu der Zeit dieser Seuche ging er, hochbetagt und reich an guten Werken, aus dieser Welt zur Ruhe ein.


  1. Zum Brot, also Fleisch und Gemüfh ↩

  2. Ein grobes Kleid von Ziegenhaaren, das man zur Kasteiung auf dem bloßen Leibe trug.  ↩

  3. Jn dem Doppelfinne dieses Wortes liegt der Scherz ↩

  4. D. h. ohne Anwendung des Kreuzeszeichenk ↩

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