26. Von Gunthramn und Mummolus
Als Herzog Gunthramn mit den erwähnten Schätzen S. 147 nach Arvern zurückgekehrt war, begab er sich alsbald zu König Childebert. Und als er von dort zurückkehrte, ließ ihn König Gunthramn mit seinem Weibe und seinen Töchtern ergreifen und festhalten. „Deine Einladung", sagte der König zu ihm, „hat Gundovald nach Gallien geführt, deshalb begabst du dich auch (vor einigenJahren nach Konstantinopel." Er aber antwortete: „Gerade dein Herzog Mummolus nahm ihn auf und beherbergte ihn bei sich zu Avignon. Entlasse mich jetzt, und ich will selbst Mummolus zu dir führen; so werde ich mich am besten reinigen von dem, was du mir vorgeworfen hast." Der König sprach: „Ich lasse dich nicht fort, du büßest mir denn erst nach Gebühr deine Vergehen." Da sah jener, daß er in Todesgefahr schwebte, und sprach: „Hier ist Mein Sohn, nimm ihn und behalte ihn als Geisel für alles, was ich meinem Könige und Herrn zusage. Bringe ich dir Mummolus nicht, dann will ich mein Kind verlieren." Darauf ließ ihn der König ziehen und behielt das Kindlein bei sich. Gunthramn aber sammelte um sich Männer von Arvern und Velay und zog gegen Avignon.
Mummolus hatte aber listigerweise dafür gesorgt, daß auf der Rhone lecke Schiffe lagen, und als jene ohne Arg dieselben bestiegen und mitten auf den Fluß gekommen waren, füllten die Schiffe sich mit Wasser und sanken. Da gerieten sie in große Gefahr, doch retteten sich einige durch Schwimmen, andere ergriffen Schiffsplanken und kamen so an das User. Sehr viele aber, die weniger sich zu helfen wußten, ertranken in dem Flusse. Herzog Gunthramn gelangte dennoch bis nach Avignon. Mummolus hatte aber, als er sich in die Stadt zurückzog, Fürsorge getroffen, daß, da es nur eine kleine Strecke gab, welche von der Rhone nicht gesichert war, der Fluß teilweise abgeleitet und so der ganze Platz rings durch Wasser geschützt wurde. Er ließ auch zugleich an dieser Stelle Gräben von S. 148 großer Tiefe ziehen, welche der Wasserspiegel bedeckte. Dies war eine Falle, die er seinen Feinden gelegt hatte. Als nun Gunthramn heranzog, rief Mummolus von der Mauer herab: „Wenn Treue und Glaube waltet, so mag er auf die eine Seite des Ufers kommen, ich auf die andere und er dann mir sagen, was er vorzubringen hat." Als nun Gunthramn erschienen war, sprach er zu Mummolus hinüber (denn der Flußarm war zwischen beiden in der Mitte): „Wenn ich darf, will ich hinüberkommen, denn wir haben einiges im geheimen zu besprechen." „Komm nur," antwortete ihm dieser, „ohne alle Furcht." Da trat Gunthramn mit einem seiner Freunde in das Wasser vor, und dieser sein Begleiter wurde, sobald er in den Graben geriet, den das Wasser bedeckte, in die Tiefe hinabgezogen, da er schwer gepanzert war, und kam niemals wieder zum Vorschein. Auch Gunthramn sank schon und wurde von einer reißenden Welle fortgetrieben. Einer aber am Ufer hielt ihm seinen Speer hin, so daß er ihn fassen konnte, und brachte ihn so an das Ufer. Da stießen er und Mummolus Schmähungen gegeneinander aus und trennten sich. Während aber noch Gunthramn mit einem Heere König Gunthramns die Stadt belagerte, kam die Kunde hiervon zu König Childebert, und dieser schickte voll Zorn, daß Herzog Gunthramn dies ohne sein Geheiß unternommen hatte, den schon erwähnten Gundulf1 dorthin. Gundulf hob die Belagerung auf und brachte Mummolus nach Arvern, er kehrte jedoch nach wenigen Tagen wieder nach Avignon zurück.
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Kap. 11. ↩