35. Verwüstung der Kirche d.h. Vincentius z. Agen
Es hatten aber zu jener Zeit die Heerführer König Gunthramns vernommen, daß Gundovald jenseits der Garonne S. 233 am Ufer mit einem gewaltigen Heere lagere und die Schätze, welche Rigunthe gehabt habe, mit sich führe. Sie machten sich daher auf und schwammen auf ihren Pferden durch den Fluß, wobei manche vom Heere in den Wellen umkamen. Die übrigen kamen an das jenseitige Ufer und stießen, da sie Gundovald suchten, auf Kamele(1) mit einer ungeheuren Menge Gold und Silber, sowie auf Pferde, die er auf der Straße zurückgelassen hatte, da sie erschöpft waren. Da sie aber in der Folge vernahmen, daß er in den Mauern der Stadt Comminges verweile, so ließen sie die Lastwagen und das Gepäck aller Art mit dem schwächeren Volk zurück; die rüstigere Mannschaft beschloß aber, wie sie schon über die Garonne gegangen war, ihn nun auch weiter zu verfolgen. Und als sie vorwärts zogen, kamen sie zu der Kirche des heiligen Vincentius, die nahe der Stadt Agen liegt, wo der Märtyrer selbst in Christi Namen seinen Glaubenskampf vollendet haben soll, und sie fanden die Kirche voll von Schätzen aller Art, die den Bewohnern der Stadt gehörten. Denn diese hatten gehofft, Christen würden die Kirche eines so großen Märtyrers nicht verletzen. Die Türen waren aber mit allem Fleiß verrammelt. Als nun das Heer herankam und die Türen der Kirche nicht zu öffnen vermochte, legte es unverzüglich Feuer an, und als dies die Pforten verzehrt hatte, nahmen sie alle Habe und alles Gerät, das sie dort fanden, und selbst die heiligen Krrchengerätschaften mit sich fort. Aber Furcht und Schrecken kam S. 234 über sie durch die Rache des Himmels. Denn vielen verbrannten durch göttliche Fügung die Hände, und dicker Rauch stieg davon auf, wie er von einem Feuer sich zu erheben Pflegt. Andere wurden von einem bösen Geist ergriffen und legten in wilder Raserei mit lautem Rufen Zeugnis ab von dem heiligen Märtyrer. Andere gerieten untereinander in Streit und verwundeten sich mit ihren eigenen Waffen(1) . Das andere Volk zog weiter, aber nicht ohne große Angst und Besorgnis. Um kurz zu sein, man kam endlich nach Comminges(2), und die ganze Schar lagerte auf der Ebene vor der Stadt, schlug Zelte auf und blieb hier stehen. Es wurde ringsum die ganze Gegend verwüstet; einige aber vom Heere, welche allzu große Habsucht nicht ruhen ließ, kamen zu weit von den Ihrigen ab und wurden von den Einwohnern erschlagen.