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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Tours (538-593) Historiarum libri x Zehn Bücher fränkischer Geschichte
Zweites Buch.

27. Wie Chlodovech zur Herrschaft kam

Zu dieser Zeit herrschte nach Childerichs Tode1 an seiner Stelle sein Sohn Chlodovech2. Jm fünften Jahre seiner Regierung zog er gegen Syagrius, den König der Römer3, des S. 101 Aegidius Sohn, der seinen Sitz zii Soissons hatte, welche Stadt einst schon Aegidius beherrschte. Und mit Chlodovech zog sein Vetter Ragnachar, der wie er ein Königreich hatte4. Da forderte er, daß der Kampfplatz bestimmt werde5. Syagrius aber zögerte nicht und scheute sich nicht ihm standzuhalten. Es kam nun zwischen beiden zur Schlacht, und als Syagrius sein Heer zurückgedrängt sah, wandte er sich zur Flucht und eilte spornstreichs nach Toulouse zum König Alarich. Chlodovech aber sandte zu Alarich, daß er ihm Syagrius ausliefere; wo nicht, werde er mit bewaffneter Hand ihn angreifen, weil er seinen Feind bewahre. Da fürchtete Alarich, er möchte seinethalben den Zorn der Franken auf sich laden (wie denn das Zagen überhaupt Gewohnheit der Gothen ist), und er lieferte Syagrius gefesselt den Gesandten aus. Chlodovech ließ ihn in das Gefängnis werfen und heimlich mit dem Schwerte töten. Das Reich des Syagrius nahm er in Besitz.

Dazumal wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Aberglauben bebefangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit6 nebst den anderen kostbaren Geräten des Gottesdienstes weggenommen. Der Bischof jener Kirche7 sandte daraus Boten zum Könige und bat, daß wenn er auch nichts anderes von den heiligen Geräten wiedererlangte, seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhielte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: »Folge mir S. 102 nach Soissons, denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fallen wird, so will ich tun, was der heilige Vater begehrt« Darauf kam er nach Soissons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. »Jch bitte euch, tapfere Krieger, sprach der König, erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß da zu geben« Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen, als der König solches gesagt, die Verständigeren:

»Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen, auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Tue jetzt, was dir gefällt, denn keiner kann deiner Macht widerstehen« Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer und unbedachtfamer Mensch mit lauter Stimme: »Nichts sollst du davon haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt,« erhob seine Axt und schlug auf den Krug. Alle erstaunten darüber, der König aber trug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in seiner Brust den ihm angetanen Schimpf. Und als ein Jahr verflossen, ließ er das ganze Heer in seinem Waffenschmuck zusammenrufen, um auf dem Märzfeld8 sich im Glanz seiner Waffen zu zeigen. Als er aber hier alle durchmusterte, kam er auch an den, der auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: »Keiner trägt so schlechte Waffen als du, denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt ist nichts nütze.« Und er nahm dessen Axt und warf sie auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um sie aufzuheben, da holte der König aus und hieb ihn mit der Axt in den Kopf. »So, sagte er, hast du es zu Soissons einst mit dem Kruge gemacht.« Der Mann war tot. Die übrigen hieß er nach Hause gehen. Allen jagte er dUVch diese T« eine gewaltige Furcht ein. Viele Kriege führte er fortan und gewann S. 103 viele Siege. Jm zehnten Jahr seiner Herrschaft griff er die Thoringer9 an und unterwarf sie seiner Botmäßigkeit.


  1. Childerich starb zu Tournay. Hier wurde 1653 sein Grab aufgefunden. ↩

  2. In den folgenden Erzählungen ist historische Wirklichkeit bereits mannigfach durch die Sage entstellt und nicht mehr in allen Einzelheiten festzustellen. Auch die Chronologie schwankt; möglicherweise fallen alle Ereignisse ein bis zwei Jahre später, als sie hier, der herrschenden Meinung folgend, angesetzt werden. Vgl. W. Levisom Zur Geschichte des Frankenkönigs Chlodowech, Bonner Jahrbücher 0II1(1898), 42 ff. ↩

  3. Der Ausdruck ist nicht unpassend, obwohl Syagrius sich gewiß nitlsst König genannt hat; oielleicht nannte er sich Pntricius, wie er bei Fredegar (Il1, 15) heißt. Bei dem Verfall des Weströmischen Reiches war Syagrius wie einst sein Lltater Aegidius, ganz auf sich gestellt; er war ein Heerkönig der Römer, wie die Könige der Germanen Seine Residenz hatte er, wie der Vater, zii Soissons, annSomme und Maas grenzte sein Reich mit den Fränkischeii Reichen; ob es sich südwarts nur bis zur Seine oder bis zur Loire erstreckte, ist aus den Quellen nicht zu ermlttelln ↩

  4. Das Reich von Cambrai; vgl. unten Kap. 42.  ↩

  5. Dies entspricht altgermanischer Sitte, wie sie bereits 101 vor Chr. die Cimbern bei Vercelli Marius gegenüber üben; vgl. unten Buch IV, Kap. 16f u. sitt. ↩

  6. Er diente wohl zur Aufnahme des Weines, der damals noch von den Gläubigen beim Abendmahl zum Opfer gebracht wurde. ↩

  7. NUch Fkedegtlk (Ilsl, is) wäre es der heilige Risinikiiiis, Bischof uoii Reinicy gewesen; Aber FVeVeAMJ der l)iisr sonst ganz Gregor folgt, gibt wohl schoii die jüngere ; · , · — » .. » · skkelmfts Tradition wieder, nian sieht nicht recht ein, iiiariiiii (d.3regoi« deii Naiiieii Vekfchiviisgisii habeii sollte. ↩

  8. Am 1. März jedes Jahres erschien das ganze Volk in Waffen VVV YOU! KVUTS zur Musterung ↩

  9. Vgl. oben Kap. 9. ↩

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