182.
Willst du dich überzeugen, daß Christus ein Samenkorn, daß Christus ein Saatkorn ist?„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so wird es viele Frucht bringen‟1. Wir irrten also nicht; denn wir sagten nur, was er selbst bereits gesagt hatte. Ein Weizenkorn aber ist er, weil er das Herz des Menschen stärkt2; ein Senfkorn, weil er das Herz des Menschen entbrennen macht. Doch so sehr beide Vergleiche für alle Fälle passen, erscheint er doch als Weizenkorn, wenn von seiner Auferstehung die Rede ist; denn er ist das Brot Gottes, das vom Himmel gekommen ist3, insofern das Wort Gottes und seine vorbildliche Auferstehung die S. 427 Geister speist, die Hoffnung stählt, die Liebe stärkt. Ein Senfkorn aber ist er, insofern die Predigt vom Leiden des Herrn mehr bitter und scharf mundet, bittere Zähren, scharfe Gemütsbewegungen auslöst. Wenn wir hören und lesen, wie der Herr gehungert, wie der Herr gedurstet, wie der Herr geweint, wie der Herr Hohn und Spott ertragen hat, wenn wir den Herrn zu Beginn der Leidenszeit mahnen hören: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!‟4, dann vermischen wir gleichsam die über Gebühr süße Leckerkost der sinnlichen Genüsse mit dem Bittersaft solcher Rede. ― Wer sonach das Senfkörnlein sät, sät das Himmelreich.