58.
Angesichts so großer Gnade mahnt denn auch die Kirche ihre Kinder, mahnt ihre Getreuen, zum Sakramente hinzuzutreten und lädt sie ein: „Esset, meine Getreuen, und trinket und berauschet euch, meine Brüder!“1 Was wir essen, was wir trinken sollen, hat dir der Heilige Geist an einer anderen Stelle ausdrücklich durch den Propheten mit den Worten angekündigt: „Kostet und sehet! Denn süß ist der Herr. Selig der Mann, der auf ihn vertraut“2. In jenem Sakramente ist Christus, weil es der Leib Christi ist. Es ist darum keine physische, sondern eine geistliche Speise. Darum hebt auch der Apostel von dessen Vorbild hervor: „Unsere Väter haben eine ‚geistliche Speise genossen‘ und einen ‚geistlichen Trank getrunken‘“3. Denn Gottes Leib ist ein geistlicher Leib, der Leib Christi ist der Leib des göttlichen Geistes; denn Christus ist Geist, wie wir lesen: „Ein Geist vor unserem Angesicht ist Christus der Herr“4. Auch im S. 303 Petrusbrief lesen wir: „Christus ist für uns gestorben“5. Diese Speise endlich stärkt unser Herz, und dieser Wein erfreut das Herz des Menschen, wie der Prophet es aussprach6.
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Hohes Lied 5, 1. ↩
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Ps. 33, 9 [Hebr. Ps. 34, 9]. ↩
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1 Kor. 10, 3 f. ↩
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Thren. 4, 20 [= Klagelieder]. Ambr. vindiziert oben dem „geistlichen“ (= vergeistigten) Leib Christi so wenig wie Augustin mit ähnlichen Wendungen eine Geistigkeit im Sinne der Immaterialität. Wie klar und entschieden er dessen Materialität (natura corporea, corporis veritas) vertritt und verficht, beweist insbesondere sein Exkurs Expos. in Luc. X 169 sqq. Vgl. Allg. Einl., Bd. I S. CXV f. ↩
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1 Petr. 2, 21. ↩
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Ps. 103, 15 [Hebr. Ps. 104, 15]. ↩