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Œuvres Léon Ier (pape) (400-461) Sermones Sämtliche Sermonen (BKV)
Sermo XXXIX-L
Sermo XLI. 3. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit.

2.

Niemand täusche sich also darüber, Geliebteste, und niemand hintergehe sich selbst! Auch setze keiner ein solches Vertrauen auf die Reinheit seines Herzens, daß er sich gegen alle Gefahren der Verführung gefeit glaubt, da der stets auf der Lauer liegende Versucher seine Anschläge mit größerer Erbitterung gegen jene richtet, die er sich zumeist der Sünde enthalten sieht! Denn wen sollte d e r mit seiner Tücke verschonen, der sich sogar unterfing, an den Herrn der Majestät selber mit seinen listigen Ränken heranzutreten?1 . Der Teufel hatte gesehen, wie sein Stolz durch die von dem Herrn Jesus voll Demut empfangene Taufe zuschanden gemacht wurde2 . Er wußte, daß durch das vierzigtägige Fasten alle Begehrlichkeit des Fleisches ausgeschlossen war. Dennoch verzweifelte der böse Geist nicht an den Mitteln und Wegen seiner Arglist. S o viel versprach er sich von der Unbeständigkeit unseres Wesens, daß er im voraus mit der Möglichkeit des Falles desjenigen rechnete, dessen wahre menschliche Natur er aus Erfahrung kannte. Wenn also der Satan nicht einmal unseren Herrn und Erlöser mit seinen trügerischen Nachstellungen unbehelligt ließ, mit welch größerer Zuversicht wird er da den Kampf gegen unsere Hinfälligkeit führen! Denn seitdem wir ihm in der Taufe entsagt haben und durch unsere Wiedergeburt in Gott aus einem Wesen, das seiner Herrschaft verfallen war, zu einem „neuen“ Geschöpf geworden sind, seit dieser Zeit verfolgt er uns mit glühenderem Hasse und mit grimmigerer Eifersucht. Solange wir an unsere sterbliche Hülle gebunden sind, hört der alte Erbfeind nicht auf, uns allenthalben Fallstricke zu legen und besonders dann gegen die „Glieder S. 204Christi“ zu wüten, wenn von diesen heiligere Geheimnisse gefeiert werden sollen. Mit Recht leitet darum die Unterweisung des Heiligen Geistes das christliche Volk dazu an, sich auf das Osterfest durch ein vierzigtägiges Fasten vorzubereiten. Der dieser Reinigung zugrunde liegende Zweck ladet uns an und für sich schon zur Wahrnehmung dieser gnadenreichen Zeit ein und macht uns eine eifrige Teilnahme an der uns auferlegten Kasteiung zur Pflicht. In je größerer Heiligkeit nämlich einer erwiesenermaßen diese Tage hinbrachte, in desto gottgefälligerer Weise hat er dadurch so wird das Urteil lauten dem Pascha des Herrn seine Verehrung erwiesen.


  1. Mt 4,1.ff. ↩

  2. Mt 3,13 ff.;Mk 1,9.ff.; Lk 3,21 f.,;Joh 1,32 ff ↩

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