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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire Ier, pape (540-604) Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum Vier Bücher Dialoge (BKV)
Viertes Buch

XXXIII. Kapitel: Ob im Himmelreich ein Guter den andern und in der Pein ein Böser den andern erkennt

Gregorius. Die Entscheidung hierüber ist in den Worten des Herrn, die wir oben1 angeführt haben, sonnenklar ausgesprochen. Dort heißt es: „Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage herrliche Mahlzeit. Es war auch ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Türe und war voll von Geschwüren; er hätte sich gern mit den Brosamen gesättigt, die vom Tische des Reichen fielen, aber niemand gab sie ihm; ja sogar die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.”2 Dann heißt es S. 230 weiter, daß Lazarus starb und von den Engeln in Abrahams Schoß getragen wurde; und es starb auch der Reiche und wurde in der Hölle begraben. Als er nun in der Qual war und seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schöße, und er rief und sprach: „Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende den Lazarus, daß er seine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge abkühle; denn ich leide große Pein in diesen Flammen!” Abraham aber sprach zu ihm: „Gedenke, Sohn, daß du Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus hingegen Übles.”3 Der Reiche aber, der für sich selbst keine Hoffnung mehr auf Erlösung hat, sucht noch für die Seinigen das Heil zu erlangen und sagt: „So bitte ich dich, Vater, daß du ihn in das Haus meines Vaters sendest; denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen zum Zeugnisse sei, daß nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.”4 Aus diesen Worten geht deutlich hervor, daß sowohl die Guten als auch die Bösen einander erkennen. Denn wenn Abraham den Lazarus nicht gekannt hätte, so hätte er gewiß nicht zu dem Reichen in der Qual von seinen früheren Leiden gesprochen, indem er sagte, daß Lazarus Übles in seinem Leben empfangen habe. Und wenn die Bösen einander nicht kennen würden, so hätte sich der in der Pein befindliche Reiche gewiß nicht seiner abwesenden Brüder erinnert. Denn wie sollte er die Anwesenden nicht zu kennen vermögen, da er der Abwesenden gedachte und durch Fürbitte für sie Sorge trug? Dabei zeigt sich auch, was du nicht einmal gefragt hast, daß auch die Guten die Bösen und die Bösen die Guten erkennen. Denn der Reiche wird von Abraham erkannt und es wird zu ihm gesagt: „Du hast Gutes in deinem Leben empfangen.” Auch der auserwählte Lazarus wird von dem verdammten Reichen erkannt, da er ihn beim Namen nannte und seine Absendung mit den Worten erbat: „Sende den Lazarus, daß er die Spitze seines S. 231 Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge abkühle.” Durch dieses beiderseitige Erkennen kommt die Vergeltung zu ihrer höchsten Vollendung; denn die Freude der Guten steigert sich, wenn sie diejenigen als Genossen ihrer Freude sehen, die sie geliebt haben; und an den Bösen nagt nicht nur ihre eigene Strafe, sondern auch die Strafe derer, die sie in der Welt mit Hintansetzung Gottes liebten und die nun mit ihnen gepeinigt werden. Bei den Auserwählten aber geschieht etwas noch Wunderbareres; sie erkennen nämlich nicht bloß jene, die sie in der Welt gekannt haben, sondern auch alle Guten, als hätten sie diese schon früher gesehen und gekannt, wenngleich sie sie niemals zu Gesicht bekommen haben. Wenn sie also in jenem ewigen Erbe die Altväter erblicken, so werden sie ihnen keine unbekannte Erscheinung sein, da sie in ihren Werken sie immer gekannt haben. In gemeinsamer Klarheit schauen sie dort Gott - was sollten sie dort nicht kennen, wo sie den Allwissenden kennen?


  1. s. 224 ↩

  2. Lk 16,19-21 ↩

  3. Lk 16,22-25 ↩

  4. Lk 16,27f ↩

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