LIII. Kapitel: Von dem Leichnam des Valentinus, der nach dem Tode aus der Kirche entfernt wurde
Noch leben der ehrwürdige Bruder Venantius, Bischof von Luni, und der erlauchte Liberius, ein hochedler und wahrhafter Mann; diese erklären, sie wüßten von einem Ereignis, das sich kürzlich in Genua zugetragen, und es wären ihre Leute dabei zugegen gewesen. Dort starb nämlich Valentinus, Defensor der Kirche von Mailand, ein sehr ausschweifender, allem Leichtsinn ergebener Mann, und sein Leichnam wurde in der Kirche des heiligen Märtyrers Syrus beigesetzt. Um Mitternacht aber erhob sich in der Kirche ein Geschrei, wie wenn jemand mit Gewalt aus ihr hinausgetrieben und hinausgeschleppt würde. Auf dies Geschrei hin eilten die Mesner herbei und sahen, wie zwei häßliche, wilde Geister die Füße des Valentinus zusammengebunden hatten und wie sie ihn ungeachtet seines Schreiens und lauten Lärmens zur Kirche hinausschleppten. Voll des Schreckens zogen sich die Mesner auf ihr Lager zurück. Am andern Morgen öffneten sie das Grab, in welchem Valentinus beigesetzt S. 262 worden war, fanden aber seinen Leib nicht mehr; und als sie außerhalb der Kirche suchten, wo er etwa sein mochte, fanden sie ihn in einem andern Grab mit zusammengebundenen Füßen, geradeso, wie er aus der Kirche war weggeschleppt worden. Daraus erkenne, Petrus, daß solche, die mit schweren Sünden beladen sind und sich an heiliger Stätte begraben lassen, auch noch für diese Anmaßung gerichtet werden müssen; denn die Heiligkeit des Ortes spricht sie nicht frei; es erhebt vielmehr ihre Vermessenheit noch Klage wider sie.