LIV. Kapitel: Von dem Leichnam eines Färbers, der in der Kirche bestattet wird, und den man nach her nicht mehr findet
Auch ein Vorfall hier in Rom wird von vielen hiesigen Färbern bezeugt. Es starb der Angesehenste ihrer Zunft und wurde von seiner Frau in der Kirche des heiligen Märtyrers Januarius beim St. Laurentiustor beigesetzt. In der darauffolgenden Nacht hörte der Mesner seinen Geist aus dem Grabe rufen: „Ich brenne, ich brenne!” Da dieses Rufen längere Zeit hindurch währte, sagte es der Mesner der Frau des Verstorbenen. Diese schickte einige Zunftgenossen des Mannes in die Kirche und ließ sie genau nachsehen; denn sie wollte wissen, was es mit dem Leichnam im Grabe, aus dem ein solches Rufen ertönte, für eine Bewandtnis habe. Als man das Grab öffnete, fand man die Kleider unversehrt - und diese werden zur Beglaubigung des Ereignisses noch in der Kirche aufbewahrt -, den Leichnam aber fand man nicht, gerade als ob er nie in jenes Grab gelegt worden wäre. Daraus kann man schließen, zu welcher Strafe die Seele verurteilt worden sein mag, da schon der Leib aus der Kirche hinausgeworfen wurde. Was nützen also den Begrabenen heilige Orte, wenn die S. 263 Unwürdigen durch Gottes Hand aus den heiligen Orten gewaltsam entfernt werden?