III. Kapitel: Vom heiligen Papst Agapitus
Nicht lange Zeit darnach begab sich in der Gotenangelegenheit auch der hochselige Agapitus,1 Bischof dieser römischen Kirche, der ich nach Gottes Fügung diene, zum Kaiser Justinianus. Noch auf der Reise, und schon in Griechenland, brachte man eines Tages einen stummen und lahmen Menschen zu ihm, der weder ein Wort sprechen noch jemals sich vom Boden erheben konnte. Da ihn seine Verwandten unter Tränen brach ten, fragte sie der Mann Gottes angelegentlich, ob sie an eine Heilung glaubten. Sie sagten, sie hätten feste S. 112 Hoffnung für seine Heilung durch die Macht Gottes und die Macht des heiligen Petrus. Sogleich begab sich der ehrwürdige Mann zum Gebet, begann das Hochamt und brachte vor Gott dem Allmächtigen das Opfer dar. Nachdem dies geschehen, begab er sich vom Altar weg zum Lahmen, ergriff ihn bei der Hand, richtete ihn im Beisein und vor den Augen des Volkes sofort vom Boden auf und stellte ihn auf seine Füße. Darauf legte er den Leib des Herrn in seinen Mund, und die Zunge, so lange stumm, löste sich zum Sprechen. Sie staunten alle und fingen vor Freude zu weinen an, zugleich aber ergriff heilige Scheu und Ehrfurcht ihr Gemüt, als sie sahen, was Agapitus in der Kraft des Herrn durch die Hilfe des Petrus vermochte.
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Agapitus I., Papst 535-536; er starb zu Konstantinopel. Sein Fest wird in Rom am 20. September begangen. ↩