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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Zénon de Vérone (300-371) Sermones seu Tractatus Predigten und Ansprachen (BKV)
Buch 1
Traktat XIII. Die Beschneidung.

1.

Es scheint mir notwendig, teuerste Brüder, einmal sorgfältig den Sinn der Beschneidung darzulegen, deren S. 157 der selige Apostel Paulus nicht nur in dem soeben gehörten Leseabschnitt, sondern auch sonst mehrfach Erwähnung tut, damit der Christ zur Erkenntnis der Wahrheit, der Jude zur Erkenntnis seines Irrtums kommt. Denn der Jude pflegt sehr oft mit großem Wortschwall rühmend hervorzuheben, sie sei die Auszeichnung seines Volkes, sie sei die Kraft des himmlischen Heilssakramentes, sie sei die rechtmäßige Urheberin des ewigen Lebens, sie vermittle die ewige Teilnahme am künftigen Reiche; ohne sie könne schlechthin niemand zur Erkenntnis Gottes gelangen.

Ich halte es deshalb zunächst für notwendig, eine Begriffsbestimmung zu geben, was die Beschneidung ist, damit man mit Recht erkennen kann, welcher Art sie ist. Die Beschneidung, Brüder, ist eine kreisförmige Narbe, die von einer mit einem Eisen beigebrachten runden Wunde herrührt. Wenn der Jude das als einen Ruhm bezeichnet, um von dem, was sonst gesagt wird, zu schweigen, so ist der Ruhm dessen noch größer, der zur Ehre seiner Göttin (die freilich ein altes Schandweib und eine Buhlerin ist) sich nicht nur ein kleines Stück Haut von demselben Glied, sondern gleich das ganze Glied vollständig abschneidet, um es schändlichen Mysterien zu opfern:1 insofern nämlich, als der Jude nach dem Empfang seines Sakramentes mit diesem Glied noch sündigen kann, der andere es aber mit diesem Glied nicht mehr vermag. S. 158


  1. Die Priester der Kybele, „der großen Mutter der Götter" (Galli genannt), hatten sich bei ihrer Aufnahme am 24. März (dies sanguinis) nach dem Vorbild des Attis, des Geliebten der Kybele, selbst zu entmannen. Der Kult, in Phrygien beheimatet, war im 3. Jahrhundert auch nach Rom und von da in andere Teile des Abendlandes gekommen und hatte zum Teil in Entlehnung christlicher Elemente eine Umgestaltung erlebt. Ende des 4. Jahrhunderts war er weit verbreitet. Vgl. etwa H. Hepding, Attis, seine Mythen und sein Kult, Gießen 1903. F. Cumont, Les religions orientales dans le paga-nisme romain, Paris 1909 (Deutsch 1914). H. Graillot, Le culte de Cybele, Paris 1912. F. J.Dölger, IXSYSI1 (Münster i.W. 1922), S. 454—515. ↩

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Predigten und Ansprachen (BKV)

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