Edition
Masquer
Antonini Placentini itinerarium
37.
Qui perambulantes per eremum octava decima die venimus ad locum, ubi de petra Moyses eduxit aquas. Exindealia die venimus ad montem dei Horeb, et inde moventes ut ascenderemus Sina, ecce multitudo monachorum eremitarum innumerabilis cum cruce psallentes obviaverunt nobis, qui prostrati in terram adoraverunt nos, simili modo et nos facientes, flentes. Et introduxerunt nos in vallem inter Horeb et Sina,ad cuius pedem montis est fons ille ubi Moyses vidit signum rubi ardentis, in quo et oves adaquabat. Qui fons inclusus est S. 27 iutra monasterium, quod monasterium circumdatum muris munitis, in quo sunt tres abbates, scientes linguas, hoc est, latinas et graecas, syriacas et aegyptiacas bessus, vel multi interpretes singularum linguarum. In quo sunt condita monachorum.
Et ascendimus in montem continuo milia tria, et venientes ad speluncam, ubi absconditus fuit Elias, quando fugit ante lezabel. Ante ipsam speluncam surgit fons qui irrigat montem. Inde ascendimus milia continuo tria in summum cacumen montis, in quo est oratorium modicum, plus minus pedes sexlatitudine et in longitudinem. In quo nullus praesumit manere, sed orto iam die ascendunt monachi et faciunt opus dei. Quo loco omnes pro devotione barbas et capillos suos tondunt et iactant, ubi et ego etiam tetigi barbas.
Traduction
Masquer
Antonini Placentini itinerarium
37.
Wir, die wir durch die Wüste zogen, kamen am achtzehnten Tage an die Stelle, wo Moses aus dem Felsen Wasser hervorbrachte. Am nächsten Tage kamen wir an den Gottesberg Horeb und während wir zur Besteigung des Sina uns in Bewegung setzen, siehe, da ging uns eine unzählige Menge von Eremitenmönchen mit einem Kreuz, Psalmen singend entgegen, die auf den Boden hingestreckt uns verehrten, wie auch wir in ähnlicher Weise weinend thaten. Sie führten uns in das Thal zwischen Horeb und Sina. Am Fuss des letzteren Berges ist die Quelle, wo Moses das Wunderzeichen des brennenden Busches sah, wo er auch die Schafe tränkte. Diese Quelle ist eingeschlossen innerhalb des Klosters, welches mit aufgeführten Mauern umgeben ist und worin drei Aebte sind, die die Sprachen d. h. die lateinische, griechische und aegyptische und die der S. 56 Besser?1 kennen und viele Dolmetscher der einzelnen Sprachen. In ihm (dem Berge?) sind Zufluchtsorte der Mönche. Wir steigen auf den Berg ununterbrochen drei Meilen und kommen an die Stelle der Höhle, wo Elias sich verborgen hielt, als er vor Jezabel floh. Vor der Höhle entspringt eine Quelle, die den Berg bewässert. Von dort steigen wir drei Meilen ununterbrochen auf den höchsten Gipfel des Berges, auf welchem eine kleine Capelle steht, mehr oder weniger sechs Fuss in der Breite und Länge. Hier wagt Niemand zu bleiben, sondern erst wenn der Tag angebrochen ist, steigen die Mönche hinauf und verrichten den Gottesdienst. An diesem Orte scheren alle zur Andacht ihre Barte und Haare und werfen sie hin, wo auch ich die Hand an meinen Bart legte.2
-
Die Uebersetzung folgt nothgedrungen β, obgleich dies die richtige Lesart niclit sein mag; sie konnte aus dem constructionslosen bessus entstehen, nicht dies aus ihr. Von einer Sprache des Besser ist die Rede in der von Theodoros von Petra (um 536) verfassten Lebensbeschreibung des Theodosios († 529); es wird berichtet, dass derselbe innerhalb des Klosters vier ἐκκλησίας habe bauen lassen, eine für die griechisch Redenden, ἑτέραν δὲ ἔνθα κατὰ τὴν οἰκείαν γλῶσσαν γένος Βεσσῶν τῷ ὑψίστῳ τὰς εὖχας ἀποδίδωσιν, eine für Leute armenischer Zunge und eine für Verrückte. (Den Wortlaut der Stelle aus Cod. Laurent. II 9, saec. XI, p. 153v verdanke ich USENER, vgl. dessen Religionsgesch. Untersuchungen I 1889 p. 334. Die Umarbeitung dieser vita von dem Metaphrasten findet sich bei Migne CXIV vgl. S. 505c; und schon früher lateinisch in den Acta SS. Jan. I 692). Am Jordan werden Sitze derselben angeführt: Moschus Prat. spir. § 157 bei Cotelier Mon. II 425 (Migne 87, 3025) redet hier von einem Kloster Σου(βιβα τῶ´ Βέσσων neben einem Σούβιβα τῶν Σύρων. In den origenistischen Streitigkeiten kamen „von gottlichem Eifer getrieben“ die „Besser des Jordans“, deren Hauptheld Theodulos hiess, den in Jerusalem bedrängten Orthodoxen zu Hülfe und führten mit Steinen und Wurfschaufeln den Mönchskrieg für den wahren Glauben um 540. Vita Sabae bei Cotelier Mon. III 367 § 86, wonach Acta SS. 29 Sept. VIII 146. Unter den Unterschriften einer Eingabe der syrischen Geistlichen in den Acten des Constantinopeler Concils von 536 Hard. II 1277 Mansi Vin 987 erscheint Andreas, ἡγούμενος τῆς μονῆς τῶν Βέσσων. Wer waren nun diese? An das bekannte dacische Volk der Bessi (über welches die Zusammenstellung in Pauly's Real-Encyclop. Auskunft gibt) ist wohl nicht zu denken. Schwerlich konnte eine solche Menge von diesen in Palaestina sein, dass die Kunde ihrer Sprache im Sinaikloster nothwendig war. In den Inschriften kommt einmal, Waddington n. 1956; ein L. Valerius Bitus natione Bessus als Soldat vor; dieser aber konnte ein dacischer Besser sein. TUCH glaubt S. 29, es müsse die arabische Sprache bezeichnen, die ja in dieser Zeit die dort herrschende war und deren Kenntniss nicht fehlen konnte. Dies ist plausibel, aber der Name bleibt auch dann unerklärlich. An die Georgier zu denken hindert wohl derselbe Grund. ↩
-
TOBLER will dies durch einen in seinem Golgatha S. 303 angeführten Gebrauch aus dem fünfzehnten Jahrhundert erlautern. Es ist aus der altarabischen Sitte, an einem heiligen Wallfahrtsort die Haare zu scheren, zu erklären S. KREHL Rlgn. d. Arab. 13. ROBERTSON SMITH Kinship and Marriage p. 152. WELLHAUSEN Reste arab. Heidenth. p. 22. 23. 24. 27. 118. ↩