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On Fasting
Chapter I.--Connection of Gluttony and Lust. Grounds of Psychical Objections Against the Montanists.
I should wonder at the Psychics, if they were enthralled to voluptuousness alone, which leads them to repeated marriages, if they were not likewise bursting with gluttony, which leads them to hate fasts. Lust without voracity would certainly be considered a monstrous phenomenon; since these two are so united and concrete, that, had there been any possibility of disjoining them, the pudenda would not have been affixed to the belly itself rather than elsewhere. Look at the body: the region (of these members) is one and the same. In short, the order of the vices is proportionate to the arrangement of the members. First, the belly; and then immediately the materials of all other species of lasciviousness are laid subordinately to daintiness: through love of eating, love of impurity finds passage. I recognise, therefore, animal 1 faith by its care of the flesh (of which it wholly consists)--as prone to manifold feeding as to manifold marrying--so that it deservedly accuses the spiritual discipline, which according to its ability opposes it, in this species of continence as well; imposing, as it does, reins upon the appetite, through taking, sometimes no meals, or late meals, or dry meals, just as upon lust, through allowing but one marriage.
It is really irksome to engage with such: one is really ashamed to wrangle about subjects the very defence of which is offensive to modesty. For how am I to protect chastity and sobriety without taxing their adversaries? What those adversaries are I will once for all mention: they are the exterior and interior botuli of the Psychics. It is these which raise controversy with the Paraclete; it is on this account that the New Prophecies are rejected: not that Montanus and Priscilla and Maximilla preach another God, nor that they disjoin Jesus Christ (from God), nor that they overturn any particular rule of faith or hope, but that they plainly teach more frequent fasting than marrying. Concerning the limit of marrying, we have already published a defence of monogamy. 2 Now our battle is the battle of the secondary (or rather the primary) continence, in regard of the chastisement of diet. They charge us with keeping fasts of our own; with prolonging our Stations generally into the evening; with observing xerophagies likewise, keeping our food unmoistened by any flesh, and by any juiciness, and by any kind of specially succulent fruit; and with not eating or drinking anything with a winey flavour; also with abstinence from the bath, congruent with our dry diet. They are therefore constantly reproaching us with novelty; concerning the unlawfulness of which they lay down a prescriptive rule, that either it must be adjudged heresy, if (the point in dispute) is a human presumption; or else pronounced pseudo-prophecy, if it is a spiritual declaration; provided that, either way, we who reclaim hear (sentence of) anathema.
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Über das Fasten, gegen die Psychiker (BKV)
1. Kap. Da die Psychiker die montanistischen Lehren in Betreff der Ehe als Häresie bezeichnen, so wäre es zu verwundern, wenn sie nicht dasselbe hinsichtlich der strengeren Fasten täten; denn Fleischeslust und Gaumenlust hängen aufs engste zusammen und bedingen einander.
S. 521 Ich würde mich wundern, wenn jene Psychiker bloß in den Banden der Sinnenlust lägen, infolge derer sie öfters heiraten, und sie nicht auch von der Gefräßigkeit beherrscht würden, infolge derer sie Feinde des Fastens sind. Etwas Unerhörtes wäre Wollust ohne Gaumenlust; denn diese beide sind so miteinander vereint und verwachsen, daß sie überhaupt nicht getrennt werden können; sonst müßten die Schamteile nicht am Bauche sitzen. Schaue nur auf den Körperbau, und siehe: es ist ein Bezirk1. So entspricht der Anordnung der Körperteile auch die Aufeinanderfolge der Laster. Erst der Bauch, und dann folgt sofort die mit der Mästung des Bauches unten verbundene Wollust. Durch die Gefräßigkeit kehrt die Geilheit ein. Ich erkenne also den bloß psychischen Glauben an der Beflissenheit, mit der er auf das Fleisch gerichtet ist2. In ihm geht S. 522er ganz auf, da er ebenso zu vielem Fressen wie zum vielen Heiraten geneigt ist. So kommt es, daß er, von diesem Standpunkt aus mit Recht3, gegen die pneumatische Disziplin, die ihm ihrer Wesenheit nach feindlich gegenübersteht4, auch in Bezug auf diesen Punkt ihrer Enthaltsamkeit5 Anklagen erhebt, deshalb nämlich, weil sie der Gaumenlust Zügel anlegt, zuweilen durch gänzliche Enthaltung von Speisen oder durch spätes Essen oder durch trockene Speisen, gerade so wie sie es hinsichtlich der Sinnenlust durch Gestattung nur einer Ehe tut.
Es ist mir bereits widerwärtig, mit solchen Leuten streiten zu müssen; ja man muß sich sogar schämen, über Dinge zu hadern, deren Verteidigung eigentlich schon eine Verletzung der guten Sitte ist. Doch wie könnte ich Keuschheit und Mäßigkeit verteidigen ohne Herabsetzung ihrer Gegner! Wer diese Gegner sind, ich will es ein für allemal angeben: Es sind die auswendigen und inwendigen Würste der Psychiker6. Diese sind es, die dem Paraklet Widerspruch bereiten; ihretwegen werden die neuen Prophezeiungen verworfen, nicht etwa deswegen, weil Montanus, Priszilla und Maximilla einen neuen Gott predigen, nicht weil sie Christum auflösen, nicht weil sie irgendeine Regel des Glaubens oder der Hoffnung umstoßen, sondern weil sie offen lehren, man müsse öfter fasten als heiraten. Über die Art und Weise, wie man es in Betreff des Heiratens halten soll, habe ich bereits eine Verteidigung der Monogamie S. 523herausgegeben. Jetzt dreht sich der Kampf um Kasteiungen in Bezug auf Speise und Trank, um die zweite oder vielmehr um die erste Art der Enthaltsamkeit7.
Sie erheben gegen uns die Anklage, daß wir besondere Fasten beobachten, daß wir die Stationen sehr häufig bis zum Abend ausdehnen, daß wir sogar Xerophagien halten, indem wir die Speisen trocken bereiten, ohne alles Fleischwerk, ohne alle Brühe und saftige Früchte, und daß wir in Speise und Trank uns jedes Weinsaftes enthalten. Dazu kommt die Enthaltung vom Bade, welche zu der trockenen Nahrung stimmt. Sie werfen uns also Neuerung vor, und hinsichtlich ihrer Unerlaubtheit erheben sie die Einrede, sie sei von vornherein entweder für Häresie zu halten, wenn sie auf bloß menschlicher Anmaßung beruhe, oder für Pseudoprophetie zu erklären, wenn sie sich als Befehl des Geistes ausgebe8. So bekommen wir von beiden Seiten das Anathem zu hören, wenn wir anders lehren.
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specta corpus et una regio est Bei et ist aus dem vorhergehenden specta zu ergänzen „und siehe“, „und du wirst finden“. ↩
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agnosco igitur animalem fidem studio carnis wird unrichtig übersetzt: „Ich erkenne bei der Betrachtung des Körpers euren Psychikerglauben wieder.“ studio carnis ist vielmehr die Beflissenheit, mit der er auf das Fleisch gerichtet ist, wie auch der folgende Satz beweist. Die fides animalis ist also eigentlich eine fides carnalis, und die „psychici“ könnten noch treffender homines carnales genannt werden. ↩
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merito, nämlich von dem fleischlich gesinnten Standpunkt aus. ↩
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pro substantia aemulam, nämlich wie Geist und Fleisch sich gegenüberstehen. ↩
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in hac quoque specie continentiae accuset wird unrichtig übersetzt „auch in diesem Punkt den Vorwurf der Enthaltsamkeit erhebt“, es ist vielmehr zu übersetzen „auch in Bezug auf diesen Punkt oder diese Art der Enthaltsamkeit Anklagen erhebt“, ebenso wie in Bezug auf den anderen Punkt, nämlich in Bezug auf die Forderung der Monogamie. ↩
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eine unflätige Ausdrucksweise. ↩
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Die Wiener Ausgabe hat die Konjektur des Ursinus angenommen secunda vel magis prima continentiae pugna est, aber die überlieferte Lesart secundae vel magis primae continentiae pugna est ist beizubehalten. Es handelt sich um die prima und secunda species continentiae (Einehe und Fastenpraxis). Der Kampf um die erstere Art stand mehr im Vordergrund und fand auch zeitlich eher statt. T. fügt hinzu vel magis primae, weil, wie er gesagt hat, nach dem ordo membrorum et vitiorum die Gaumenlust der geschlechtlichen Ausschreitung eigentlich vorangeht. ↩
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spiritalis indictio ist nicht „geistige Eingebung“, sondern „ein Befehl des Geistes“. Dahin gerade richtete sich die Anklage, daß diese montanistische Praxis sich als „Befehl des Hl. Geistes“, als göttliches, allgemein verpflichtendes Gebot aufdrängen wollte. ↩