IX.
1. Und wie das Böse stets besonders üppig wuchert, so werden diese abscheulichen Heiligtümer einer ruchlosen Gesellschaft bei der täglich zunehmenden Sittenverderbnis bereits auf der ganzen Erde immer häufiger. Gründlich ausrotten und verfluchen muß man unbedingt diese Vereinigung. 2. Sie erkennen sich an geheimen Merkmalen und Zeichen und lieben sich gegenseitig fast, bevor sie sich kennen. Allenthalben üben sie auch unter sich sozusagen eine Art von Sinnlichkeitskult; unterschiedslos nennen sie sich Brüder und Schwestern: so wird sogar die gewöhnliche Unzucht durch diesen heiligen Namen zur Blutschande. So prahlt ihr gehalt- und sinnloser Aberglaube noch mit Schandtaten. 3. Wenn dem keine Wahrheit zugrunde läge, würde nicht das scharfsichtige Gerücht von diesen Leuten so ruchlose Dinge erzählen, die man, ohne vorher um Entschuldigung zu bitten, gar nicht sagen darf. Höre ich doch, daß sie den Kopf eines Esels, dieses verächtlichen Tieres, weihen und ich weiß nicht in welchem Wahn verehren, ein Kult, würdig solcher Sitten und aus ihnen entsprungen. 4. Andere erzählen, sie S. 149 verehrten sogar die Genitalien ihres Vorstehers und Priesters und beteten so gleichsam ihres Vaters Schöpferkraft an. Dieser Argwohn kann falsch sein, aber jedenfalls stimmt er zu ihren geheimen und nächtlichen Feiern. Wer ferner einen Menschen, der für ein Verbrechen mit der härtesten Strafe belegt wurde, sowie das todbringende Kreuzesholz als Gegenstand ihrer Verehrung anführt, schreibt ihnen Altare zu, wie sie für verlorene und verkommene Existenzen passen; sie würden verehren, was sie eigentlich verdienen. 5. Nun gar die Geschichte von der Weihe neuer Mitglieder; sie ist ebenso abscheulich wie bekannt. Ein Kind, mit Teigmasse bedeckt, um die Arglosen zu täuschen, wird dem Einzuweihenden vorgesetzt. Dieses Kind wird von dem Neuling durch Wunden getötet, die sich dem Auge völlig entziehen; er selbst hält durch die Teighülle getäuscht die Stiche für unschädlich. Das Blut des Kindes -- welch ein Greuel --schlürfen sie gierig, seine Gliedmaßen verteilen sie mit wahrem Wetteifer. Durch dieses Opfer verbrüdern sie sich, durch die Mitwissenschaft um ein solches Verbrechen verbürgen sie sich gegenseitiges Stillschweigen. Solche heilige Gebräuche sind schändlicher als jegliche Heiligtumsschändung. 6. Bekannt sind auch Ihre Schmausereien. S. 150 Alles redet davon, auch unser Cirtenser zeugt dafür in seiner Erörterung. An einem festlichen Tag versammeln sie sich mit allen Kindern, Schwestern, Müttern, Leute jeglichen Geschlechts und Alters zum Schmause. Ist hierauf nach einem reichlichen Gastmahl die Tischgesellschaft erhitzt und die Glut unreiner Lust durch Trunkenheit entbrannt, so wird ein Hund, der an den Leuchter gebunden ist, durch einen vorgeworfenen Bissen gereizt. Er stürzt los und springt zum Fang über die Länge der Schnur, mit welcher er gebunden ist, hinaus. Dadurch wird das verräterische Licht umgestoßen und erlischt. Nun schlingen sie in einer der Schamlosigkeit günstigen Finsternis die Bande unsagbarer Leidenschaft, wie es gerade der Zufall fügt. So sind sie, wenn auch nicht alle durch die Tat, wenigstens durch ihr Mitwissen in gleicher Weise blutschänderisch; entspricht ja alles, was durch die Handlung des einzelnen geschehen mag, dem Wunsche der Gesamtheit.