I.
S. 135 1. Während ich meinen Gedanken nachging und dabei die Erinnerung an meinen guten, treuen Freund Octavius auffrischte, hat mich eine solch süße Zuneigung zu ihm ergriffen, daß es mir fast vorkam, ich kehrte selbst gleichsam in die Vergangenheit zurück, und nicht etwa ich riefe bereits verlebte und entschwundene Zeiten wieder ins Gedächtnis. 2. So sehr hat sich sein Bild in dem Grade, wie es meinen Augen entrückt ward, meinem Herzen, ich möchte fast sagen, den tiefsten Fasern meiner Seele eingeprägt. 3. Ganz natürlicherweise hat der vortreffliche edelgesinnte Mann uns bei seinem Hinscheiden eine starke Sehnsucht nach sich hinterlassen; war er ja auch seinerseits immer von solch inniger Liebe zu uns beseelt, daß er in Scherz und Ernst mit mir willenseins gewesen und alles wollte oder nicht wollte gleich mir. Man hätte glauben können, ein Herz hätte sich auf zwei Personen verteilt. 4. So war er der einzige Vertraute meiner Lieblingsneigungen, er Genosse meiner Irrtümer. Nachdem die Dunsthülle gesunken und ich aus der tiefsten Finsternis zum Licht der Weisheit und Wahrheit mich empor gerungen, versagte er nicht das Geleite, ja er eilte -- ganz besonders ruhmvoll für ihn -- mir voran.
5. Wie nun meine Gedanken über die ganze Zeit unseres Beisammenseins und unseres Freundschaftslebens hinschweiften, blieb meine Aufmerksamkeit vorzugsweise auf jenem Gespräche haften, durch welches S. 136 er den Q. Caecilius, damals noch im Wahne des Aberglaubens befangen, in einer hochbedeutsamen Unterredung zur wahren Religion bekehrt hat.