Sechzehntes Hauptstück.
Er bedient sich aber auch jetzt noch, wie im Uebrigen vorher, seines gewöhnlichen Kunstgriffes, durch den Schein des Rechten das Schändliche zu bekräftigen, und durch den Namen der Vernunft Unsinniges zu begründen. Ich will nicht, sagt er, daß man Worte vorbringe, die nicht geschrieben stehen. Nur darum frage ich, wer den Bischöfen gebiete, und wer die Form der apostolischen Lehre verbiete? Sag eher, wenn du glaubst, daß es mit Recht gesagt werde: „Ich will gegen die neuen Gifte keine neuen Bereitungen von Arzneien, ich will gegen neue Feinde keine neuen Kriege, ich will gegen neue Nachstellungen keine neuen Maßregeln.“ Denn wenn die arianischen Ketzer darum das Homöusion heut zu Tage vermeiden, weil sie es früher geläugnet haben; fliehest du es heut zu Tage nicht deßwegen, damit diese es auch jetzt noch läugnen? Neue Ausdrücke, aber gottlose, befiehlt der Apostel1 zu vermeiden; warum schließest du fromme aus? Zumal da von ihm gesagt wurde:2 „Alle Schrift, die von Gott eingegeben ist, ist nützlich.“ Daß Gott ungeboren sey, liesest du nirgends in der heiligen S. 307 Schrift; darf man es etwa deßwegen läugnen, weil es neu ist? Du nimmst an, daß der Sohn dem Vater ähnlich sey3. Die Evangelien sprechen es nicht aus; warum vermeidest bu diesen Ausdruck nicht? In dem Einen wird die Neuheit gewählt, in dem Andern entfernt. Wo sich eine Gelegenheit zur Gottlosigkeit darbietet, dort wird die Neuheit zugelassen; wo aber im höchsten Grade und allein für die Religion Sorge getragen wird, dort wird sie ausgeschlossen.