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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Sulpice Sévère (363-429) Dialogi Drei Dialoge; über den hl. Martinus (BKV)
2. Dialog

12.

Sulpicius, du erinnerst dich wohl daran, mit welcher Begeisterung er in unserer Gegenwart — du warst ja selbst dabei — jene Jungfrau lobte, die sich so vollständig den Blicken aller Männer entzogen hatte, daß sie nicht einmal Martinus empfing, obwohl er sie als Oberhirte besuchen wollte. Martinus kam an dem kleinen Gute vorbei, wo sie sich in jungfräulicher Scheu seit mehreren Jahren abgeschlossen hatte. Da man Marlinus von ihrem Glauben und von ihrer Tugend erzählte, kehrte er ein, um ein Mädchen von so seltenem Verdienst in frommem Eifer mit seinem bischöflichen Besuch zu ehren. Wir schlössen uns ihm an und meinten, es werde der Jungfrau große Freude bereiten; sie könne ja darin ein Zeugnis für ihre Tugend sehen, wenn ein Bischof von so glänzendem Namen ganz entgegen seinen strengen Grundsätzen zu ihr komme. Allein, nicht einmal mit Rücksicht auf Martinus lockerte die Jungfrau die Bande ihres unbeugsamen Willensenischlusses. So nahm denn der heilige Mann aus dem Mund einer anderen Frau die lobenswerte Entschuldigung entgegen und verließ voll Freude die Schwelle jener, die sich nicht hatte sehen und grüßen lassen. Ruhmwürdige Jungfrau, die es nicht einmal zugeben wollte, daß Martinus sie zu sehen bekam! Seliger Martinus, der es nicht als Beleidigung ansah, von jener abgewiesen zu werden, vielmehr frohlockend ihre Tugend pries und sich freute über das sonst in dieser Gegend ungewohnte Beispiel! Als uns die einbrechende Nacht zwang, nicht weit von jenem Gute Unterkunft zu suchen, sandte jene Jungfrau dem heiligen Mann ein Gastgeschenk. Da tat Martinus, was er sonst nie getan hat; nie hatte er ja von irgend jemand ein Gastgeschenk oder eine andere Gabe entgegengenommen; jetzt wies er aber nichts von dem zurück, was die verehrungswürdige Jungfrau ihm gesandt hatte, tr sprach, ein Bischof dürfe ihre geheiligte Gabe nicht verschmähen, da man sie vielen Priestern vorziehen müsse. Dieses Beispiel mögen die Jungfrauen zu Herzen_ nehmen. Wollen sie, daß ihre Türe den Bösen verriegelt S. 120sei, so müssen sie diese auch für die Guten schließen. Damit den Bösewichtern der Zugang zu ihnen nicht offen stehe, dürfen sie sich nicht bedenken, auch Bischöfen den Zutritt zu verwehren. Die ganze Welt soll das hören: eine Jungfrau hat einen Martinus nicht zu Besuch angenommen; sie hat nicht einen gewöhnlichen Bischof abgewiesen, sie bekam jenen Mann nicht zu Gesicht, den zu schauen alle für ein hohes Glück hielten. Welcher Bischof außer Martinus hätte darin nicht eine persönliche Beleidigung gesehen? Wie zornig wäre er gegen die gottgeweihte Jungfrau aufgebraust! Er hätte sie eine Ketzerin gescholten und den Bann über sie verhängt. Er hätte dieser heiligen Seele jene Jungfrauen vorgezogen, die es so einrichten, daß sie dem Bischof oft begegnen, die kostspielige Gastmähler veranstalten und sich dabei mit zu Tische setzen. Doch wohin verirre ich mich? Ich muß meine allzu freimütigen Worte ein wenig mäßigen, daß sie nicht etwa bei anderen Anstoß erregen. Bei Leichtsinnigen helfen ja tadelnde Worte nichts, für die Guten reicht das Beispiel aus. Wohl will ich die Tugend dieser Jungfrau rühmend preisen, aber ich darf doch nicht dabei jenen Jungfrauen zu nahe treten, die oft von weither kamen, um Martinus sehen zu können. In solcher Gesinnung kamen ja selbst Engel häufig zum heiligen Manne.

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Drei Dialoge; über den hl. Martinus (BKV)

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