2. Kapitel

Aber auch der vom Heiligen Geiste erfüllte Salomon bezeugt und lehrt, was priesterliche Würde und Macht ist, indem er sagt: „Aus deinem ganzen Herzen fürchte Gott und halte seine Priester heilig¹!“ und abermals: „Ehre Gott aus deinem ganzen Herzen und halte seine Priester in Ehren²!“ An diese Gebote dachte der selige Apostel (Paulus), wie wir in der Apostelgeschichte lesen; und als man zu ihm sagte: „So ergehst du dich in Schmähungen gegen den Hohenpriester Gottes?“ da antwortete er und sprach: „Ich wußte nicht, ihr Brüder, daß er Hoherpriester ist. Denn es steht geschrieben: ,Den Obersten deines Volkes sollst du nicht schmähen‘³!“ Auch unser Herr Jesus Christus selbst, unser König, Richter und Gott, hat bis zu dem Tage seines Leidens den Hohenpriestern und Priestern alle Ehre erwiesen, obwohl sie sich weder gottesfürchtig zeigten noch Christus anerkannten. Denn als er den Aussätzigen gereinigt hatte, sprach er zu ihm: „Geh und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe⁴!“ In derselben Demut, mit der er auch uns demütig zu sein lehrte, S. 8 nannte er den noch Priester, von dem er wußte, daß er diesen heiligen Namen nicht verdiente. Und auch als er in der Zeit seines Leidens den Backenstreich erhielt und man zu ihm sagte: „So antwortest du dem Hohenpriester?“ da sprach er kein einziges Schmähwort gegen die Person des Hohenpriesters, sondern beteuerte vielmehr nur seine Unschuld, indem er sagte: "Habe ich unrecht geredet, so weise mir mein Unrecht nach; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich dann⁵?“ In all dem handelte er deshalb so demütig und geduldig, um uns ein Beispiel der Demut und Geduld zu geben. Daß den wahren Priestern die gebührende und volle Ehre zukommt, das lehrte er, indem er selbst sogar gegen die falschen Priester sich also benahm.